Überlebende Investmentbanken sorgen mit geschicktem Schachzug für Artenschutz

by Dirk Elsner on 22. September 2008

Dieser Gedanke kam mir jedenfalls als ich heute Morgen im Radio hörte, dass sich die verbleibenden beiden großen New Yorker Investmentbanken, Goldman Sachs und Morgan Stanley, „freiwillig“  den Kontrollen, Regeln und Kapitalanforderungen, die für traditionelle Banken gelten, unterwerfen. Im Gegenzug erhalten sie mehr Freiheiten zur Übernahme von Banken mit starkem Privatkundengeschäft.

Mit den bisherigen Regulierungsbefreiungen konnten sie größere Risiken eingehen, weil sie bisher keine Geschäfte für Jedermann wie etwa Girokonten anbieten durften, erklärt uns das Handelsblatt, das in diesem Manöver eine historische Wende erkennen will. Bislang waren Investmentbanken nur der SEC als Aufsichtsbehörde unterworfen. Reguläre Banken unterliegen einer deutlich strengeren Aufsicht von verschiedenen Behörden.

Ich sehe darin weniger eine historische Wende als einen geschickten Schachzug, der der Arterhaltung beider Institute dient. Denn nun brauchen sie sich nicht wie ihre verstorbenen Artgenossen übernehmen oder gar auslöschen lassen, sondern können sich selbst stabilere Institute einverleiben. Mit der Unterwerfung unter die Bankenregulierung bewegen sie sich außerdem in ein Gehege hinein, mit dem die Finanzaufsicht ohnehin die Investmentbanken umzäunt hätte. Mehr Regulierung mit mehr Transparenz, höheren Kapitalreserven und geringerer Risikoübernahme hätte den Fressbereich der Institute also sowieso eingeengt.

So hat man es im Prinzip mit bekannten Einschränkungen des bestehenden Finanzmarktsektors zu tun und kann hoffen, dass die Föten der gerade befruchteten Regulierungsdebatte sofort wieder ersticken. Glückwunsch an Goldman Sachs und Morgan Stanley zu dieser das Überleben sichernden Mutation.

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