Hormone als Verursacher der Weltfinanzkrise?

by Dirk Elsner on 8. Dezember 2008

Royal Bank Toronto Golden Art

Finanzkrise beschleunigt durch Hormone?

In der letzten Woche habe ich in diesem Blog Erkenntnisse der Hirnforschung dargestellt, nach denen Sex, Geld und Gier identische Hirnreaktionen hervorrufen. Rolf Ehlers gibt in einem Beitrag für die Readers Edition den Hormonen die Schuld an der Finanzkrise und schreibt:

Auf dem europäischen Kontinent ist das Thema kaum angekommen. In den USA und in Großbritannien wird aber heiß diskutiert, in welchem Umfange Hormone in den Köpfen der Wallstreet-Banker, die Welt in die furchtbarste Finanzkrise aller Zeiten gestürzt haben.

In einer aktuellen Studie wurden 98 männlichen Versuchspersonen für ein Investitionsspiel jede Menge Spielgeld in die Hand gedrückt wurde, mit dem sie an einer künstlichen Börse jede Menge Geld gewinnen oder verlieren konnten. Es zeigte sich schnell überdeutlich ab, dass Männer mit einer hohen Testosteron-Konzentration im Blut eher bereit waren, ein Risiko einzugehen und Warnungen leichter in den Wind schlugen. Statistisch gesehen führte ein um 30 Prozent höherer Testosteronspiegel zu höheren Investitionen von zehn Prozent im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmern.

Wissenschaftlich gesichert ist, dass nicht bewältigter Stress verstärkt zu einer Auschüttung des Männlichkeitshormons Testosteron führt. Die so genannte Stresskaskade, die sich in unbegrenzter Auswirkung von Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol und CDH aufschaukelt, wird durch Testosteron weiter hochgeschraubt. Testosteron hebt nicht nur die Libido und die Leistungsfähigkeit, sondern fördert auch die Aggressivität und die Bereitschaft zur Eingehung von Risiken. Auf Grund dieser Tatsachen und der Ergebnisse ihrer Beobachtungen haben die Forscher den durchaus naheliegenden Schluss gezogen:

Testosterone der Männer haben uns in die Finanzkrise getrieben!

Wenn es hart auf hart kommt und es an der Börse rauf und runter geht, dann übernehmen laut Studienergebnis auch bei den abgebrühtesten Tradern häufig die Hormone das Ruder und verleiten sie zu riskanten Entscheidungen ohne Weitblick. Die Doktorandin Anna Dreber, eine der Autorinnen der Studie plädiert daher für den vermehrten Einsatz von Frauen in der Finanzwelt. Durch ihre von Natur aus in allen Situationen weit niedrigeren Testosteronwerte soll auch die Risikofreude der Frauen geringer sein. Außerdem käme es bei Frauen seltener zu einem irrationalen Verhalten mit erhöhtem Risiko, was zwar auch zu niedrigeren Gewinnen führe, eine solche Finanzkrise aber verhindert hätte. (Siehe hierzu: azurblau.de)

Angesichts der jetzt auch die Realwirtschaft verschlingenden Weltfinanzkrise gehen manche sogar so weit, das Männlichkeitshormon Testosteron “bisweilen” als Dünger für die Wurzel allen Übels zu bezeichnen. (Siehe hierzu: infopirat.com)

Das Kontrollhormon Serotonin hätte die Krise verhindert

So richtig oder zumindest plausibel all diese Erkenntnisse zu sein scheinen, so sind sie doch ganz und gar unvollständig, wenn man nicht die bedeutende Rolle des Schlüsselhormons Serotonin in diesem Zusammenhang erkennt.

Serotonin ist ein Botenstoff, der sekündlich (außer im Tiefschlaf) drei bis fünf Mal ausgehend von Stammhirn ausgeschüttet wird und so erst aus allen unseren mentalen Aktivitäten eine “gefühlte Einheit” macht. Professor Dr. Gerald Huether drückt es so aus, dass Serotonin für die Globalisierung und Harmonisierung sorgt (siehe hierzu: aerzteblatt.lnsdata.de/pdf; http://www.aminas.de). Wenn der Mensch mit Serotonin, von dem durchschnittlich am Tag nur 0,1 mg im Hirn verbraucht werden, unterversorgt ist, kann er Stress, Aggression, Impuls und Sexualität nicht zügeln. Serotonin ist zugleich Esskontrollhormon, Schmerz- und Temperaturkontrollhormon. (Siehe hierzu: www.dahlke.at)

Im hiesigen Kontext kommt es vorwiegend auf die unverzichtbare Rolle von Serotonin als Mediator für Besonnenheit und Beherrschung an. Als solcher dient Serotonin Mann und Frau zugleich. Männer mit ausreichender Versorgung mit diesem zu Recht auch Sozialhormon genannten Lebenselixier können daher gleichermaßen den Stress beim Auf und Ab der Börsenkurse verarbeiten ohne in der Hausse euphorisch durchzudrehen oder in der Baisse in Depression und Agonie zu verfallen.

Man kann daher sagen, dass das männliche Sexualhormon Testosteron wie die Stresshormone in den Hirnen der Zocker an den Finanzmärkten für die Weltfinanzkrise verantwortlich sind. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn ohne Zweifel wäre diese Katastrophe nicht passiert, wenn die Betroffenen  hinreichend mit dem zerebralen Kontrollhormon und Botenstoff Serotonin versorgt gewesen wären. Daher ist der richtige Weg in eine weniger risikoreiche Zukunft der Finanzmärkte nicht die Übertragung der Verantwortung auf die Frauen, sondern die bessere Versorgung aller Beteiligten mit dem Anti-Stress und “Wohlfühlhormon” Serotonin.

Auch Frauen sind immer wieder mit dem Kontrollhormon Serotonin unterversorgt und sind nicht immer in der Lage, die Risiken und Gefahren ihres Redens und Agierens richtig abzuschätzen.

Sicherlich hat es lange vor dem und bis zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Finanzmärkte auch besonnene Banker gegeben. Wie ein alter erfahrener amerikanischer Wirtschaftsprofessor im Gespräch erklärte, genüge es, dass unter vielen Bankern auch nur einer dazu übergeht, systematisch unkontrollierbare Risiken einzugehen. Wegen seiner großen Erfolge in der Hausse folgt ihm dann die Herde der anderen Banker. Am Ende setzen wie ja wirklich geschehen reihenweise auch Versicherungen, Unternehmen und die ganze unwissende Politik der Staaten, Länder und Gemeinden auf dieses Pferd.

Neurohormone sind nur mentale Werkzeuge

Damit Leser, die sich in der Welt der Hormone nicht auskennen, nicht auf den falschen Gedanken kommen, dass die zerebralen Hormone uns Menschen regelrecht determinierten, sei abschließend nur soviel zur Funktion dieser Steuerinstrumente unseres Gehirns gesagt:

Neurohormone bestimmen nicht den Inhalt unseres Denkens. Sie sind nur Werkzeuge, die allerdings für den reibungslosen Ablauf all unseres Denkens, Fühlens und Handelns unerlässlich benötigt werden. Wie ein Adler, der sich ungestört frei in die Lüfte erheben kann, am Boden verharren muss, wenn ihm die Flügel gestutzt sind, gelingen dem Menschen die grundlegendsten mentalen Leistungen nicht richtig, wenn ihm funktionsnotwendige zerebrale Hormone abgehen.

Besonders vertrackt ist es eingerichtet, dass gerade das Schlüsselhormon Serotonin, von dem so unendlich viele mentale Funktionen abhängen, im Hirn so schwer zu synthetisieren ist. Pflanzenfressende Tiere in freier Natur haben da allerdings keine Probleme. Wenn wir Menschen von ihnen lernen, täglich wenigstens eine ausgewählte kleine Portion fein vermahlener roher Pflanzenkost auf den leeren Magen zu verzehren, füllen auch wir unser Tagesdepot an zerebralem Serotonin auf. Denn dadurch kommt der Transport des Hauptbausteins von Serotonin, die Aminosäure L-Tryptopphan, in die Nährlösung des Gehirns in Gang. Zeitgleich verfügen wir damit über alle für die Synthese dieses Neurohormons im Stammhirn weiter erforderlichen Substanzen wie die Vitamine B 1, B 3, B6, B 12,  C, Folsäure, Kalzium, Zink und die Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren.(Siehe hierzu: www.diagnostisches-centrum.de)

Der Vorgang der Synthese von Serotonin, den die Natur seit Hunderten von Millionen Jahren perfekt beherrscht, ist so kompliziert, dass wir Menschen nach unserem Griff in den Baum der Erkenntnis noch sehr viel Zeit brauchen werden, bis wir ihn vollständig verstehen. Nachbauen können wir da nichts, auch nicht mit Medikamenten. Alles was wir jetzt tun können, ist dem Weg der Natur nachzugehen und aufzuhören, nur noch “gesotten und gebraten” zu essen. Wir müssen aber auch lernen, unsere Rohkost nicht zu verschlingen, sondern sie mit den Zähnen oder alternativ mechanisch vollständig fein vermahlen zu verzehren. Die Börsianer an der Wall Street jedenfalls, die lange glaubten den Gipfel des Kapitalismus erklommen zu haben, sowie die pflichtvergessenen Politiker, die ihnen keine Zügel angelegt haben, waren ganz sicher zu keiner Zeit so ernährt. Ganz sicher war dies bei den erfolgreichen Pharaonen anders. Denn an ihren Mumien ist festzustellen, dass sie sämtlich den Zahnschmelz ihrer Mahlzähne vollständig durch das komplette Vermahlen rohen Getreides herunter gearbeitet hatten.

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