Finanzkrise trifft auch Google: Wie das Netz reagiert

by Dirk Elsner on 9. Dezember 2008

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Auch für Google ist die Zeit des Feierns vorbei

Dieser Blog beleuchtet viele Facetten der Finanzkrise. Alle kann ich leider nicht selbst verfolgen. Daher freue ich mich, wenn ich einen Beitrag, wie den nachfolgenden hier unter CC-Lizenz veröffentlichen kann. Er stammt aus der Readers-Edition und ist von Nicole Oppelt unter dem Titel „Finanzkrise – Jetzt trifft’s auch Google: So reagiert das Netz“ erschienen.

“Der Online-Werbemarkt wächst weiter – trotz konjunktureller Unsicherheit und allgemein sinkender Werbeausgaben”, hieß es noch Ende Oktober in einer entsprechenden Mitteilung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Von stabilem Wachstum in den nächsten fünf Jahren war in der Untersuchung des Marktforschungsinstituts Thomson Media Control die Rede. Alles schien in Butter. In diesen Stunden ist allerdings zu lesen: “Auch Google, ein Marktführer in Sachen Internet-Werbung, ist von der Wirtschaftskrise eingeholt worden.”

Sparkurs ist nun also auch im sonst so großzügigen Google-Imperium angesagt. Vorbei die Zeiten, in denen Kapazitäten für experimentelle Projekte abgestellt wurden, Leiharbeiter dürfen nach Hause gehen und Aus für kreative Teams, die ihren Gedanken freien Lauf lassen konnten. Immer die Finanzen im Blick heißt es jetzt auch im Silicon Valley: “Back to the Roots”. Der weltgrößte Suchmaschinenbetreiber hat erkannt, dass ein derartiges Wachstum wie es in den letzten zehn Jahren der Fall war, nicht ewig andauern kann. Der neue Kurs beschreibt deshalb eine Konzentration auf “Werbung im Internet und auf Mobiltelefonen sowie die online verfügbare Software für Unternehmen”.

Immer positiv denken…

Doch Schwarzmalen ist wohl nicht angesagt. Die Financial Times Deutschland gibt sich angesichts der jüngsten Rotstift-Aktionen des Unternehmens optimistisch: Profitieren von der Krise, so das zukunftsorientierte Motto. Denn “werbetreibende Unternehmen werden ihr Geld bevorzugt beim Marktführer ausgeben, da er mit Abstand die meisten Nutzer auf seine Suchwebseite lockt”, ist da zu lesen. Auch bei googlewatchblog.de herrscht keine Untergangsstimmung: “Ich denke das sind alles vernünftige Einsparungen und dürfte dem Unternehmen in schwierigen Zeiten auf jeden Fall helfen.

Bis heute weiß noch niemand wie schwer sich die Finanzkrise auf Google auswirken wird, zwar werden die Unternehmen bei Werbung sparen – aber durch Googles Quasi-Monopol bei Online-Werbung könnte das Geld eher bei der Konkurrenz eingespart und noch stärker in Googles Werbenetzwerk gepumpt werden. Vielleicht profitiert man sogar von der Wirtschaftslage – das bleibt jetzt in den nächsten Monaten (und Jahren) abzuwarten.” Kommentator “Badratgeber” stimmt hier seelig mit ein: “Finde ich alles gut überlegte und sinnvolle Einsparungen, man sollte ein Unternehmen in der heutigen Zeit nicht auf vielseitigkeit sondern auf Gewinn ortentierter Basis bewegen.

Google könnte sich dies zwar mit seinen Reserven ersparen aber bei der drohenden Weltwirtschaftskrise ist dies eine gut Vorsichtsmaßnahme!” Stimmung gemacht wird auch auf aktiencheck.de. Denn obwohl es offensichtlich auch der Google-Aktie nicht besonders gut geht, wird hier empfohlen: “Anleger, die sich in den kommenden Tagen mit Abstauberlimits unter 190 Euro auf die Lauer legen, können nach Meinung der Experten von ‘Prior Global’ bei der Google-Aktie nicht viel falsch machen.”

Die Zeiten der Selbstverwirklichung sind vorbei

Ob sie etwas falsch gemacht haben, das fragen sich jedoch sicherlich Googles Elitekräfte, deren Freiraum nun massiv eingeschränkt werden soll. Ihr Grund, warum sie einst beim Internetriesen angetreten waren, ist passé. In Zeiten des Sparzwangs gibt es keinen Platz mehr für Selbstverwirklichung. “Solche Prinzipien zählen nicht mehr viel, wenn eine Krise gemeistert werden muss”, wird diese Entwicklung auf intern.de kommentiert, “(…) weshalb auch weiterhin die Zahl der Einstellungen herunter geschraubt wird und die Geschäftsprozesse mit statistischen Methoden (’Six Sigma’) weiter optimiert werden.” Die Folge eines solchen Vorgehens scheint derweil klar: Das “bedeutet, dass nun doch größerer Wert auf die kurzfristigen Interessen der Anteilseigner gelegt wird und nicht mehr die früher beschworenen ‘long-term objectives’ eines Unternehmens, das in erster Linie ‘gut’ sein will.”

“Hat Google seine besten Zeiten hinter sich?”

Professor Thomas Eisenmann von der Harvard Business School zeigt jedoch Verständnis für derartige Schritte: “Tausend Blumen erblühen zu lassen, von denen hinterher etliche verwelken und vergehen, hat bislang gut funktioniert.” Nun brauche es seiner Meinung nach mehr “Top-Down-Management”. Google-Chef Eric Schmidt scheint also die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Mit seinen Maßnahmen hat er einen entscheidenden Wandel in der Unternehmensphilosophie eingeläutet. Da darf auch schon mal gefragt werden: “Hat Google seine besten Zeiten hinter sich?”



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