Jump´n run und up and down beim Rohöl

by Dirk Elsner on 5. Januar 2009

HDR of Oil Rig

Noch brachliegende Ölquelle

Um etwa 500.000 Barrel täglich ist die Ölnachfrage pro Tag im 3. Quartal des letzten Jahres gesunken. Dies entspricht gerade einmal 0,6% des gesamten Tagesverbrauchs und ist ein überraschend geringer Rückgang im Vergleich zum “gefühlten” Rückgang der Nachfragemenge. Bei den täglichen Wasserstandmeldungen über die Preisrückgänge am Rohölmarkt mit den Begründungen, die Nachfrage sei zurückgegangen, entstand der Eindruck, der Nachfragerückgang müsse zwischen 10 und 30% liegen.

Bis zum Jahresende hat dieser “gewaltige Nachfrageeinbruch“ den Preis pro Fass der Referenzmarke WTI von 147 US$ im Juli auf 38 US$ hinunter geprügelt. Gut möglich, dass viele Marktteilnehmer die jüngst Ausgabe der Zeit gelesen haben und ihnen dann aufgefallen ist, upps, so stark eingebrochen ist die Nachfrage ja gar nicht. Und schon haben sie den Ölpreis wieder nach oben gezogen auf 46 US$, was einem Preisanstieg von über 20% entspricht.

Fritz Vorholz fragt sic h in der Zeit, wie denn eigentlich ein so geringer Nachfragerückgang zu so einem starken Preiseinbruch führen kann. Seine Antwort: Wie teuer das Öl ist, bestimmen jeweils nur kleinste Veränderungen auf der Angebots- oder Nachfrageseite des Marktes. »Die letzten Fässer machen den Preis«, sagt Julius Walker, der zuständige Fachmann bei der Internationalen Energie Agentur (IEA) in Paris. Für die These von preistreibenden und nun preisdrückenden Spekulanten gäbe es nach Auffassung von Vorholz keine Belege. Er beruft sich dazu auf eine Untersuchung des Internationale Währungsfonds, deren Spurensuche nach Spekulanten erfolglos blieb.

Leider zitiert Vorholz nur die Thesen ohne tiefere Begründung. Er weist aber darauf hin, dass die Angebotsmengen in den letzten Monaten gestiegen sind. Damit ist nicht nur das tatsächliche, sondern auch das potentielle Angebot gemeint. Dies umfasst neben dem zum sofortigen Verbrauch geförderten Öl auch jene Mengen, die kurzfristig zusätzlich auf den Markt gebracht werden könnten. Dies allein sollen täglich mehr als drei Millionen Fass aus aktuell brachliegenden Förderanlagen sein.

Die Opec hat nun angekündigt, die Produktion um 4,2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, also etwa vier Prozent der weltweiten Gesamtmenge. Wenn sich die Mitglieder des Ölkartells an diese Verpflichtung halten, erwarten Analysten für 2009 eine Verknappung um etwa 1,7 Millionen bis zwei Millionen Barrel. Theoretisch könnte dadurch der Preis sogar auf etwa 75 Dollar je Barrel steigen, das entspräche der Zielmarke, die Saudi-Arabien gesetzt hat und die auch eher den fiskalischen Bedürfnissen der Golfstaaten entsprechen würde. Andere Analysten erwarten dagegen wegen der globalen Rezession einen weiteren Preisrückgang auf 30 US$ je Barrel.

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