Schadenfreude hatte Merckle tief getroffen (Anmerkungen und Presseschau)

by Dirk Elsner on 7. Januar 2009

Ausriss aus Website FAZ

Ausriss aus Website FAZ

Nun zeigen sich alle schockiert vom Freitod des Unternehmers Adolph Merckle, zu dessen Unternehmensgruppe u.a. Ratiopharm und Heidelcement AG gehörten. Dabei gab es in den vergangenen Wochen auch viel Schadenfreude über den Unternehmer.

In einem persönlichen Interview mit der FAZ (veröffentlicht am 10.12.08) hatte der 74-jährige den Meinungsumschwung in der Öffentlichkeit gegen seine Person wie folgt kommentiert:

“Es macht mich traurig, dass in solchen Zeiten wie der jetzigen Finanzkrise die öffentliche Meinung über Handlungen und Personen schlagartig umschwingen kann. Dinge, die zuvor sehr positiv bewertet wurden, sind plötzlich allerschärfster Kritik ausgesetzt. Nehmen Sie doch nur das Wertpapiergeschäft unserer VEM VV. Jahrelang hat es dazu gedient, um Finanzierungen aufzustellen, die das Wachstum der Beteiligungsunternehmen ermöglichten. Und alle waren zufrieden damit. Keiner hat daran gezweifelt, dass dies der richtige Weg ist. Weil Arbeitsplätze geschaffen wurden und auch zur Entwicklung der Regionen beigetragen wurde. Unsere Motivation für Wertpapiergeschäfte war im vergangenen Jahr die exakt gleiche wie zuvor. Doch heute werde ich persönlich angegriffen und als Zocker dargestellt. Das allein wäre noch nicht so schlimm. Wirklich zum Problem wird es, wenn es daraufhin zu Rückwirkungen auf die Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens kommt, weil die Erwartungen der Marktteilnehmer durch eine aktuelle, vielleicht nicht einmal lang anhaltende Stimmung beeinflusst wird.”

Nun kann man davon ausgehen, dass die Häme, mit der Merckle zum Teil überschüttet wurde, ihn tiefer getroffen haben muss, als dies alle geahnt haben. Eine Sprecherin seiner Beteiligungsgesellschaft sagte am Dienstag, die durch die Finanzkrise verursachte wirtschaftliche Notlage seiner Firmen sowie die Ohnmacht, nicht handeln zu können, habe den 74-jährigen Unternehmer „gebrochen“ und „er hat sein Leben beendet.“

Dabei wurde Merckle als Kämpfertyp geschildert: „Mir ist fremd, etwas aufzugeben“, lautete sein Lebensmotto. Wenn die Wirtschaft um ihn herum in der Krise steckte, nutzte Merckle die Gunst der Stunde und baute sein Imperium durch günstige Zukäufe weiter aus.

Merckle und seine Unternehmen werden  in den nächsten Wochen Gesprächsthema bleiben. Merckle selbst wird vielleicht eines Tages als erstes deutsches Todesopfer in die Geschichte der Finanzkrise eingehen.

Weitere Meldungen

Spon: „Das hat er einfach nicht ertragen“

HB: Nach Merckles Tod: Das Ringen um sein Erbe

FTD: An einem schwarzen Montag

FR: Nachruf: Adolf Merckle kannte die Tricks

Zeit: Der Freitod des Patriarchen

FTD: Dossier: Ende eines Patriarchen

NZZ: Freitod des Unternehmers Adolf Merckle

Welt: Merckle – Freitod eines gebrochenen Milliardärs

HB: Merckle, der grundsolide Mensch

NYT: Facing Big Losses, German Billionaire Takes His Own Life

WSJ: German Billionaire Commits Suicide

Time: Financial Casualty: Why Adolf Merckle Killed Himself

HB: Infografik: Das Merckle-Imperium

FTD: BilderserieDas Familienimperium Merckle

FTD: Wie Merckle in Schwierigkeiten geriet

FAZ: Unternehmer Adolf Merckle begeht Selbstmord (6.1.09)

Spon: Selbstmord eines schwäbischen Spekulanten

Spon: Milliardär Merckle begeht Selbstmord (6.1.09)

FAZ: Im Gespräch: Adolf Merckle „Ich habe schon viele Börsencrashs überstanden“

Welt: Warum Adolf Merckle zu Unrecht verspottet wird (3.12.08)

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