Ich weiß leider nicht mehr, wo ich es gestern gelesen habe, aber irgend jemand schrieb gestern, dass der Hype um den Verkauf des Blogs Basic Thinking (BTB) viele Zutaten habe, die an die vielkritisierten spekulative Blasen auf Kapitalmärkten erinnern. Ich finde, das dies eine nähere Betrachtung verdient.
Da es meines Wissens keine allgemein akzeptierte „Blasentheorie“ gibt, kann man sich vielleicht behelfen mit Robert Shillers „Irrationaler Überschwang“. Es bringt zwar wenig, hier das gesamte Buch abzuhandeln, aber ich will mal zwei, drei Punkte heraussuchen, die auch hier zu beobachten sind und weswegen es sich lohnt den Verkaufsprozess und den Hype darum zu verfolgen. Vielleicht können wir hier im Kleinen das beobachten, was im vergangenen Jahr zum Kollaps der Finanzmärkte führte.
Informationsmedien als Verstärker
Shiller nennt als eine Zutat für die Blasenbildung die Informationsmedien, die mit ihrer ausgeweiteten Berichterstattung wie ein Blasebalg eine Kursblase weiter nähren. Konkret schreibt er (S.89 f.):
„Die Informationsmedien stehen in ständigem Wettbewerb, sie müssen, um zu überleben, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen. Überleben heißt interessante Neuigkeiten finden und definieren, Nachrichten inszenieren, die sich die Menschen untereinander weitererzählen (um das Publikum zu erweitern), und wo immer möglich über fortlaufende Ereignisse berichteten, um die Leser (Hörer, Zuschauer) bei der Stange zu halten.“
Genau dies ist jetzt beim Verkauf von BTB zu beobachten. Hier hat jedoch statt der klassischen Medien verstärkt die Blogosphäre selbst die Berichterstattung übernommen und pusht das Produkt. Die Zugriffszahlen auf Artikel zum Verkauf sind hoch. Deswegen gibt es dazu zügig Follow-ups, um die Leser zu halten und neue zu gewinnen.
Durch die Berichterstattung erhält der Kauf eine hohe Aufmerksamkeit (sogar per Bild), was tendenziell preissteigernd wirkt.
Gut erzählte Geschichten
Shiller macht außerdem psychologische Faktoren für die Blasenbildung aus und bedient sich dabei der Ideen der „Behavioral Finance“, einer vergleichsweisen jungen ökonomischen Disziplin, die Anleger nicht als rational handelnde Menschen betrachtet, sondern in ihnen Opfer vielfältiger psychologischer Fallen sieht. Neue Technologien, Selbstüberschätzung, Herdentrieb, die Anfälligkeit der Menschen für gut erzählte, plausible Geschichten wie die der Neuen Ökonomie – das alles führe in Zusammenhang mit strukturellen und kulturellen Faktoren zu einer sich selbst verstärkenden Hausse.
Eine gute Geschichte wird hier auch erzählt. Ich finde die Verkaufargumentation von Robert plausibel und nachvollziehbar, und die persönliche Motivation ist mir sehr sympathisch. Aber genau darin könnte ein weiterer Blasenfaktor liegen:
Rationalisierung des Überschwangs
Viele werden sich noch an die Internetblase Ende der 90er Jahre des letzten Jahrtausends erinnern. Damals wurden dot.com-Aktien zu aberwitzigen Kursen gehandelt. Noch aberwitziger waren die Begründungen, die damals geliefert wurden. Ich erinnere mich noch, wie viele „Experten“ ihrem Publikum damals weismachen wollten, dass man jetzt auf andere Bewertungsfaktoren schauen sollte, wie den Marktwert pro Kunde.
Die damaligen Erklärungen dienten allein der Rechtfertigung des hohen Preisniveaus, rational erklärt haben sie die 2000 geplatze Hausse genau so wenig, wie diejenigen, die den starken Anstieg der Immobilienpreise in den USA bis vor zwei Jahren plausibel darstellen wollten (finde dazu zwar auf die Schnelle keine Quelle, gibt es aber sicher in den Archiven der NYT).
Und nun?
Was macht man nun mit den Aussagen? Nichts! Einfach mal den Verkaufprozess weiter beobachten und dabei vor allem auf die Diskussionüber denrichtigen Bewertungspreis achten. Anschließend kann man diskutieren, ob es tatsächlich eine Blase war.
Ich bin jedenfalls begeistert von diesem „Experiment“, das Robert uns hier frei Haus liefert.
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Rechtzweinull: Rechtliche Probleme beim Verkauf eines Blogs
Hintergründe zu Spekulationsblasen
FAZ: Neue Ökonomie, neue Technologien, neue Sorgen
SZ: Das Ende der Weisheit der Vielen (29.12.08): Die Finanzkrise zeigt, dass Kollektive nicht immer vernünftig handeln
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Ich glaube, das Ergebnis wird kein Indikator für andere Blogs sein. Eine solche Aufmerksamkeit könnte allenfalls vielleicht noch der Bildblog erhalten.
Interessante These. Ich bin sehr ebenfalls sehr gespannt auf das Ergebnis weil es ein Indikator für künftige Blogverkäufe sein wird…
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