Die Schlagzeilen über den darbenden Automarkt und der Zulieferindustrie spitzen sich zu in diesen Tagen. Die Zahl der Pkw-Verkäufe ist im Januar weiter gesunken, berichtet das Handelsblatt. Aber der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller sieht dank der Abwrackprämie Licht am Ende des Tunnels. Und in der Tat soll es bei den Autohändlern boomen, wie einer Vor-Ort-Reportage der FAZ zu entnehmen ist:
“Der Mann im Peugeot-Autohaus um die Ecke ist am Ende. Hektische Flecken im Gesicht, Chaos auf dem Schreibtisch, dauernd klingelt das Handy. „Seit einer Woche geht das schon so“, jammert er. 12 bis 14 Stunden hätten seine Arbeitstage und während der Öffnungszeiten nur noch Kundschaft, am laufenden Band. Zur Büroarbeit komme er kaum. „Dabei sind wir quasi ausverkauft!“
Und der Chef eines Toyota-Autohauses berichtet: “„Es ist der totale Wahnsinn, was hier los ist. Die Leute sind wie angestochen.“ Er habe einen solchen Ansturm noch nie erlebt. „Das kenne ich nur aus Erzählungen aus der Zeit nach dem Mauerfall. Da kamen sie auch in Massen aus Ostdeutschland, weil sie ihre Trabbis satt hatten und neue Autos wollten.“ Ein einzelnes Angebot für eine Tageszulassung kramt er mir dann doch noch aus dem Computer. Den Vertrag soll ich sofort unterschreiben. „Sonst ist der auch weg.“
Anders sieht es übrigens im BMW-Autohaus aus. Der dortige Verkäufer merkt nichts von diesem Ansturm, denn BMW-Kunden, so die Begründung, fahren ihre Autos selten 9 Jahre, die Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Umweltprämie.
Interessant wird jetzt zu beobachten sein, ob die KFZ-Industrie die nun wieder steigende Nachfrage auch so fix bedienen kann. Die Produktionskapazitäten waren ja zum Teil erheblich zurück gefahren worden und viele Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt. Angesichts dieser Entwicklungen dürfen aber weitere Staatshilfen für die PKW-Industrie kein Thema sein.
Ob damit der Tiefpunkt wirklich erreicht ist, ist dennoch offen. Zu berücksichtigen ist, dass es auch andere Segmente der Autoindustrie gibt , wie z.B. den LKW-Markt, der von der nun anziehenden Nachfrage nicht profitiert. Weiterhin handelt es sich bei der durch die Abwrackprämie induzierten Käufen um vorgezogene Kaufentscheidungen. Diese Nachfrage wird in einigen Jahren fehlen. Das entfachte Strohfeuer darf also kein Unternehmen davon abhalten, sich weitere Gedanken über den Strukturwandel zu machen.
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