Personalrochade in neuer US-Regierung: Obamas Patzer zeigt seine Stärke

by Dirk Elsner on 5. Februar 2009

Gestern hörte ich in einem Radiokommentar über Obamas Schwäche bei der Personalauswahl und dem Versuch, darin erst Kratzer am neuen Präsidenten zu finden. Ich glaube, da verstehen viele noch nicht den neuen Stil des Präsidenten. Er hat Fehler in der Personalauswahl gemacht und diese Fehler schnell und offen eingeräumt. Er hat nicht lamentiert oder nach Entschuldigungen gesucht. Und vor allem hat er nicht versucht diese Entscheidung zu vertuschen oder die Schuld bei anderen zu suchen. Diesen Stil hat er vorher versprochen und daran hält er sich. Das ist eine bemerkenswerte Stärke, zumal die meisten Politiker nach der Wahl nicht die Konsequenz zeigen, die sie vor der Wahl versprechen.

Da haben sich viele gefreut, endlich mal einen Kratzer an Obama zu finden. Und was macht er? Er streitet das gar nicht ab, geht sogar selbst proaktiv auf die Medien zu und räumt seine Fehler ein: „Ich habe das verpatzt“, sagte er. Das entspricht dem Bild, was der neue US-Präsident vor seinem Amtsantritt versprochen hat. Leider entspricht dies nicht dem bisherigen Selbstverständnis vieler Leistungsträger. Ob Politiker, Manager, Wissenschaftlicher oder Journalisten, ob im Großen oder im Kleinen, ob Unternehmensberater, Geschäftsführer oder Mitarbeiter: Fehler zugeben ist nicht angesagt. Im Zweifel wird lieber geschwiegen, wie dies insbesondere in der Konsequenz der Finanzkrise auffällt.

Fehler werden dann zugegeben, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und dann wird häufig immer noch eine Form der Entlastung gesucht. So zeigt sich Spiegel Online auch erstaunt und schreibt:  “Eine derart offene und scharfe Selbstkritik eines US-Präsidenten hat es selten gegeben.” Hätte Spon das nicht nur auf US-Präsidenten beschränkt, hätte diese Zeile den Kern noch besser getroffen.

Dazu ein passendes Zitat des Blogs Interessante Zeiten:

“Wann haben wir so etwas bei uns das letzte Mal gehört, von den v. Pierers, Mehdorns, Ackermanns, von Politikern ganz zu schweigen? Ich kann mich nicht erinnern. Die genannten Herren übrigens meistens auch nicht. Sie halten sich für unfehlbar, auch wenn sie nicht der Papst sind. Da werden Milliarden verbrannt, Mitarbeiter abgehört und was sonst noch alles, aber diese Herren weisen alles weit von sich. Sie geben sogar noch eins drauf: Mehdorn würde es wieder tun. Vielleicht gelingt Obama ja doch der “Change” in den USA. “Amerika, Du hast es besser als unser Kontinent”, möchte man dann mit Goethe sagen. Ich glaube nämlich, auf Change können wir lange warten.”

Die Interviews, die Obama gestern gegeben haben waren ein ganz starkes Signal, nicht nur, dass er solche Verfehlungen wie von Daschle nicht duldet, sondern auch in der Art mit eigenen Fehler umzugehen. Damit sendet er ein deutliches Signal an die Leistungselite, die nun wahrlich unzählige Fehler begangen hat.

Beiträge zum Thema

Spon: PATZER IN DER PERSONALPOLITIK Obama kämpft gegen seine erste Krise

Zeit: Daschle, Killefer, Richardson – Obama ärgert sich über Personalfehler »

FTD:   Das Letzte: Gott, sein Vize und die Ex

Spon: Designierter Gesundheitsminister: Tom Daschle zieht Kandidatur zurück

NYT: Daschle Ends Bid for Post; Obama Concedes Mistake

SZ: Obama: Ich habe Mist gebaut

Spon: Regierungsbildung in den USA: Obamas Haushaltswächterin gibt auf

HB: Obama räumt „verpatzte“ Kabinettsbildung ein

Welt: Wie Obama seinen ersten großen Fehler erklärt

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