Reaktion der Märkte auf US-Rettungsplan ist eine Schande für die Finanzbranche

by Dirk Elsner on 11. Februar 2009

Die Reaktion, die die Märkte auf die heute von der US-Administration veröffentlichten Pläne zur Stabilisierung des Finanzsektors zeigten, ist eine Katastrophe und eine Schande für die Finanzbranche.

Entwicklung Dow während der Rede von Geithner
Dow Jones während der Rede von Geither, die um etwa 11:13 Uhr begann

Die Börse zeigte sich bereits vor und während der Rede skeptisch. Dies könnte zwar auch der internen Debatte innerhalb der Obama-Administration über den Plan geschuldet sein oder den Auseinandersetzung im Senat, wo am Nachmittag und Abend der Plan vor allem von der Opposition zerredet wurde. Schade, dass die Märkte dies nicht als üblichen politischen Reflex sehen.

Die Rede begann um etwa 11:10. Während der Rede ging der Dow Jones Index leicht nach oben, um dann danach wieder zurückzufallen. Bis dahin konnte man noch von einem „kleinen“ Fehlstart sprechen.

Insgesamt schloss die Wall Street mit 4,62% im Minus. Das ist unglaublich.

Dow Jones am 10.2.09
Dow Jones am 10.2.09

Dass die Märkte schwer enttäuscht von dem Plan sind, ist eine Schande für die Finanzbranche. Das Handelsblatt schreibt: „Die Märkte hofften auf die neuesten Maßnahmen der US-Regierung zur Rettung des Bankensektors, zeigten sich von den Plänen des Finanzministers Timothy Geither allerdings letztlich schwer enttäuscht. Die Wall Street hatte sich mehr versprochen – und reagierte mit einem saftigen Minus.“ Das Anspruchsdenken einiger Börsianer disqualifiziert die Branche und fügt ihr weiteren großen Schaden zu. Im Handelsblatt heißt es:

„Die milliardenschweren Rettungspläne des Finanzministers wiesen vielen Börsianern keinen Ausweg aus der Krise. „Geithner hätte mehr zur Wall Street reden müssen, wo die Probleme liegen, als zum Mann auf der Straße“, sagte Tony Crescenzi von Miller Tabak. In dem Plan fehlten die Einzelheiten und es gebe keinen Fahrplan, „mit dem der Weg raus aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten gefunden werden könnte“. Sein Kollege Stephen Wood beklagte, Geithner habe nicht genug neue Informationen gegeben. Dies sei es vielleicht, was der Markt nicht möge.“

Dann stellt sich aber tatsächlich die Frage, welcher Vorschlag denn wohl hier genehm wäre? Ich gebe mal die Antwort: Es gibt einen solchen Vorschlag nicht. Selbst beim ojektiv besten Vorschlag würde es eine interessengesteuerte Diskussion geben. Ich frage die Finanzbranche und Investoren: „Wo bleibt eigentlich ihre Verantwortung? Welchen Teil tragen Sie zum Rettungsplan bei, der mit enormen Risiken der Steuerzahler finanziert wird?“

Ich befürchte, hier wird schon wieder …

Nein. Ich belasse es bei den Gedanken und werde erst einmal die Reaktionen der nächsten Tage beobachten.

Weitere Meldungen zur Reaktion der Börse

HB: Rettungspläne verpuffen an den Börsen

Spon: Mega- Rettungsplan reißt Börsen ins Minus

FTD: Geithner mutiert zum Börsenschreck

NYT: ‘Vulture’ Investors Eye Bad Assets, but Warily

WSJ: Geithner Unveils Rescue Plan, but Details Are Scarce

HB: Geithner-Pläne lassen US-Börsen abstürzen

intp Februar 11, 2009 um 04:04 Uhr

vom intraday des dj oder s&p500 sollten politiker sich nicht verrückt machen.
(nebenbei, der dj ist ein steinzeit indexkonzept)

was soll’s. die ganzen investoren saßen vor ihren exceltabellen, tippten ein paar zahlen neu ein und setzten stumpf ihre limitorder. das sieht man am peak im transferierten volumen; market maker mussten ziemlich viel aufeinmal schlucken, was dann wieder weg musste… schwipp schwapp… aber braucht sich ein finanzminister wirklich über sowas gedanken machen? ich denke nicht.

am schönsten wäre gewesen, wenn geithner den preis pro anleihe angesagt hätte. das ist ein zitronenqualitätsverteilungsungewissheitsproblem (so das ist mehr als das längste ungarische wort), woran paulson auch rumknabberte und alle anderen wissen es auch nicht wirklich. warum kauft geithner nicht einfach die häuser bei den zwangsversteigerungen auf? ist doch viel billiger. selbst im raubtierkapitalimuswunderland (nur 29 buchstaben, verdammt) singapur, sind über 80% der wohnungen staatlich.

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