Wie Google entscheidet, bei Neuentwicklungen den Stecker zu ziehen

by Dirk Elsner on 19. Februar 2009

Einen interessanten Einblick in die Entscheidungsfindungsprozesse bei Google hat die New York Times versucht. Da werden sich in den nächsten Wochen sicher wieder einige Business-Päpste auf diesen Artikel stürzen und Prozesse als Wunderwaffe gegen die Geldvernichtung für Fehlinvestitionen vorstellen. Wie auch immer, Google hat in den letzten Wochen einige seiner zunächst mehr oder wenig groß angekündigten Neuentwicklungen wieder eingedampft. Darunter z.B. Lively, Googles Antwort auf Second Life (gibt es das überhaupt noch) oder die Suche in gedruckten Katalogen sowie Jaiku, ein Versuch Twitter Konkurrenz zu machen.

Google nimmt also neue Entwicklungen in der Webwelt genau unter die Lupe. Wer jetzt gehofft hat, die genauen Entscheidungskriterien in der NYT nachlesen zu können, der wird enttäuscht sein. Es gibt nämlich keine einheitliche Gleichung, die den Entscheidungsprozess beschreibt, sagt Jeff Huber, Senior Vice President of Engineering von Google. Gleichwohl versucht Google natürlich alle verfügbaren Daten auszuwerten. Und Huber nennt ein paar allgemeine Kriterien:

  • Welche Produkte erhalten Aufmerksamkeit
  • Welche Produkte wachsen
  • Interessant dies: Haben die Entwickler bei Google Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit auf die Produkte zu lenken
  • Lösen die Produkte ein Problem, das groß genug ist
  • Erreichen sie interne Zielvorgaben und Schlüsselergebnisse

Um neue Lösungen zu entwickeln, lässt Google seine Entwickler übrigens 20% ihrer Arbeitszeit für Projekte außerhalb der Hauptverantwortlichkeiten der Entwickler verwenden. Aber auch Google schaut auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis von Entwicklungen, insbesondere in diesen Zeiten.

Ich rate übrigens davon ab, Google nach diesen Kriterien 1:1 zu imitieren. Produktentwicklung ist keine triviale Angelegenheit. Und bei der realen Entscheidung im Unternehmen sind mehr Punkte zu beachten, als die oben aufgeführten. Einen weiteren Einblick, wie Konzerne innovativer werden, liefern Cornelius Herstatt und Markus Grote im (Harvard Business Manager 12/2008, Artikel leider nur kostenpflichtig verfügbar*). Sie berichten über eine Studien, die untersucht, wie es von Haus aus eher träge Konzerne schaffen, ihrer Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, indem sie bahnbrechend neue oder besonders pfiffige Produkte herstellen.

 

* Nein, ich bekomme keine Provision für den Link. 

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