Geithner kündigt Details zu toxischen Wertpapiere an. Aber wer kauft?

by dels on 17. März 2009

Ich muss ein wenig aufpassen, dass ich nicht zum Spezialblog für toxische Wertpapiere mutiere. Aber das Thema war, ist und bleibt einfach spannend. Und so lange die klassischen Medien hier nicht auf den Zug aufspringen, der in den USA schon längst angefahren ist, bin ich motiviert, den Entgiftungsprozess zu beobachten.

So ist die Finanzwelt derzeit gespannt, welche Details der US Finanzminister Timothy Geithner in Kürze veröffentlicht, um die Banken von ihren “non-performing assets” zu befreien. Leider steht ein genauer Termin immer noch nicht fest. Interessant aber die Äußerungen von Geithner am Rande der G20-Tagung gegenüber Bloomberg: ““We have and expect to see a lot of support for this program among potential buyers of the assets.”

Das liest sich so, als hätte Geithner aus seinen “Kommunikationsfehlern” im Februar gelernt und vorab Gespräche mit Investoren gesucht. Eine spannende Frage ist dann, wer steigt in diesen Markt ein. Klar gehören Hedge Funds zu den Käufern. Und natürlich gehen sie nicht hausieren mit dieser Strategie, zumindest nicht in dieser Phase, denn noch können sie günstig einsteigen, sofern sich Banken überhaupt von ihren toxischen Papieren trennen wollen. Möglicherweise ist eine Strategie des Abwartens hier besser, vorausgesetzt man verfügt über genügend Refinanzierungsmöglichkeiten.

In diesem Kontext ist auch ein Interview interessant mit Sheila Bair, der Vorsitzenden der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), also dem US-Einlagensicherungsfonds. Sie bestätigt das Interesse beider Seiten, also Banken, die verkaufen wollen und Investoren, die Kaufinteresse signalisieren. Interessant dann dieser Punkt des Interviews:

Ryssdal: There is a supposition here, isn’t there, that the toxic assets will eventually become non-toxic (for want of a better word) at some point, right?

BAIR: Well, I think they will certainly be worth more than the current valuations. I think that is the assumption. And I think that’s true. I mean, at the FDIC we sell troubled bank assets all the time. You know, when banks have to be closed, we take over as a receiver, so we’re pretty familiar with the market right now. So we think that that is absolutely true that the assets are worth more than the current market conditions assign to them. And so that, yes, over time there will be significant profits from these.

Den gesamten Beitrag kann man hier nachhören:

Thomas Brown auf www.bankstocks.com wundert sich übrigens über die Äußerung, denn damit räumt Bair indirekt ein, dass die Bewertungsvorschriften nichts taugen. Damit hat er Recht, und das ist ja sicher auch der Grund, warum FED-Chef Bernanke laut über Änderungen dieser Vorschriften nachdenkt.  Zu dem Thema gibt es auch im Blog Each Trading Day einen interessanten Artikel unter der Überschrift: Ist mark-to-market nun doch nicht für die Abschreibungen verantwortlich?

An dieser Stelle ist es auch sinnvoll, noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich nicht von einer generellen Unterbewertung toxischer Assets spreche, sondern nur von einer potentiellen Unterbewertung der toxischen Assets, die nach mark-to-market bewertet sind und abgeschrieben wurden, weil sie sich im Handelsbestand befinden. Viele Institute, die diese Papiere in ihren Anlagebüchern haben, bewerten ihre Bestände nach anderen Methoden.

Nun will ich abschließend noch spekulieren, ob überhaupt Hedge Funds existieren, die Käufer dieser toxischen Assets in Frage kommen könnten. Über extra-funds hatte ich in der vergangenen Woche den Bericht über einen neuen Hedge Fund Index ETF gefunden. In einem dazugehörigen Factsheet werden die verschiedenen Fonds aufgelistet. Darunter ist z.B. die P.Schoenfeld Asset Management, einem Investment Advisor, der in New York sitzt. Auf ihrer Website stellen sie sehr knapp ihre Anlagephilosophie vor. So investieren sie auch in die globalen Kreditmärkte, wenn die Kreditnehmer andernfalls drohen unterzugehen. Toxische Assets könnten also mit etwas Fantasie durchaus in diese Philosophie passen.

Ob damit Schoenfeld toxische Assets erwirbt, ist pure Spekulation. Ich will damit lediglich zeigen, dass es Investoren geben könnte, für die es eine Strategie sein kann, in diese auch aus meiner Sicht unterbewerteten Papiere zu investieren. Und dies ist selbstverständlich keine Anlageempfehlung. Übrigens schon deswegen nicht, weil die Seite von Schönfeld weder Transparenz schafft und noch anbietet und damit in der Tradition des Investments 1.0 verharrt.

Hier geht es zu der Übersichtsseite des Blick Logs mit verschiedenen Beiträgen zum Thema.

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