Vermarktungsfehler bei der Einführung von E-Books in Deutschland

by dels on 25. März 2009

Heute will ich zumindest kurz auf ein Thema schauen, das mich schon vor zwei Wochen interessiert hat. Aber meine Zeit und andere Neuigkeiten ließen eine weitere Beschäftigung mit den E-Books nicht zu. Nun ist die Leipziger Buchmesse zwar vorbei, dennoch werden wir immer weiterhin mit neuen E-Lesehilfen konfrontiert. Dabei bin ich nicht sicher, ob die Vermarktungskonzepte für E-Books tatsächlich zum Erfolg in Deutschland führen. Nach den bisher vorliegenden Informationen werden ähnliche Vermarktungsfehler gemacht, unter denen bereits die Musik- und Filmindustrie gelitten haben bzw. noch “leiden”.

Und zu diesen Vermarktungsfehlern gehört die Preispolitik, die bekanntlich ein zentrales Strategielement des Marketings darstellt. Es ist nicht klar, welches preispolitische Konzept hier Herstelle und Buchverlage verfolgen. Zu lesen war, die Preise orientieren sich am Hardcover-Preis und liegen rund zehn Prozent darunter.

Das ist aus Kundensicht eine erstaunlich geringe Preisdifferenz zum traditionellen Buch. Als Kunde zahlt man also für eine Datei, die auf der Festplatte bzw. dem Reader lagert fast so viel wie für ein repräsentativen Einband, den man sich ins Regal stellen kann. Da man noch für etwa 300 € den Reader bezahlen muss, erreichen Leseratten den monetären Break-even erst bei Kauf von Lesematerial im Offline-Wert von 3.000 €. Das ist sehr viel und wird den Durchbruch am Massenmarkt selbst dann verhindern, wenn die weiter bestehenden technischen Unzulänglichkeiten eliminiert sind.

Andererseits, sofern der Reader auch normale pdfs verarbeitet, lässt sich immerhin freie Literatur, wie die vom Projekt Gutenberg bereitgestellte oder wissenschaftliche Arbeiten auf den Reader überspielen. Dies dürfte allerdings kein Massenmarkt sein, zumal es den Geräten für die Nutzung im wissenschaftlichen Umfeld an Eingabe- und Markierungsmöglichkeiten mangelt.

Ich erwarte daher, dass das gegenwärtige Preiskonzept einen Durchbruch verhindert. Entweder die Buchverlage subventionieren den Reader oder sie erhöhen den Spread (sorry, die Preisdifferenz) zum Offline-Werk. Persönlich habe ich trotzdem ein Interesse an diesem Gimmick, bekomme aber sicher Ärger, wenn ich in den Urlaub ein weiteres elektronisches Gerät samt Kabelsalat schleppe.

Joss März 25, 2009 um 08:10 Uhr

nur mal so reingestreut: die Debate, die es gab, als die paperbacks von Penguin in
England eingefuehrt wurden, (Penguin history, als Beispiel), da gab es auch jede
Menge Gezetter, Unverstaendnis, eine sehr kleinliche Gier, viele Verleger hatten
offensichtlich Muehe, ein kundenfreundliches Programm samt Preisgestaltung auf die
Beine zu stellen. Statt dessen verrannten die sich in quasi – moralische Argumente
– die billigen paperbacks -, ohne dabei an die finanzielle Situation vieler potentieller
Leser zu denken die genau rechnen mussten – und lange brauchten, bis sie drauf kamen dass mit preiswerten paperbacks auch allerhand zu machen, eigentlich ueberhaupt erst der Markt so richtig zu erobern war. (Was dann wiederum begleitet wurde von Unkenrufen – bis heute – wegen der „Masse“ und „Massenerfolgen“. Freilich ohne dabei zB. an Studentenbudgets zu denken. … Tatsaechlich koennte man gute Manieren auch im Hinblick auf zB. Studentenbudgets als Kriterium, als „Moral“ einsetzen. Fordern da mal anhand eines einzelnen Studenten – Kunden zu ueberlegen was man da uberhaupt von sich gibt. Von wirtschaftlichen Erfolgen, die vielleicht doch
mit Preis und Massenabsatz zu tun haben, gar nicht zu reden.
http://www.penguin.co.uk/static/cs/uk/0/aboutus/aboutpenguin_companyhistory.html

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