Hut ab. Diese Entscheidung des fast designierten Schalke Managers Oliver Kahn war richtig. Kahn hat dem Gelsenkirchener Verein Schalke 04 eine Absage erteilt und wird den wie Sauerbier angebotenen Posten nicht übernehmen. Die offizielle Aussage des Schalker Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies gehört zwar zum üblichen PR-Geschwätz dürfte aber als irrelevant anzusehen sein. Nach Aussage von Tönnies sprachen die vielen Verpflichtungen des einstigen Nationaltorhüters gegen eine kurzfristige Zusammenarbeit.
Ich denke, Oliver Kahn hat zwei Dinge gemacht. Er hat sich nach der Lektüre des Artikels von Christoph Biermann Gedanken über seine persönliche Qualifikation für die Aufgabe gemacht. Selbst mit einer Horde ihm zuarbeitender Fachleute wäre diese Führungsaufgabe in keinster Weise vergleichbar gewesen mit der Kapitänsrolle des FC Bayern. Dies wäre weder sein Job noch sein Verein gewesen. Mit Schalke hätte er dort nur verlieren können, auch wenn Franz Beckenbauer ihm diesen “Ausbildungsplatz” nahegelegt hat.
Weiterhin wird sich Kahn Gedanken gemacht haben über die Personalpolitik von Tönnies und Schmusenberg. Das eher auf Öffentlichkeitswirkung denn auf effizientes Management achtende “Traumduo” an Schalkes Spitze muss sich tatsächlich fragen, warum es nicht gelingt, den Managerposten zu besetzen. Im Handelsblatt war zu lesen: “Abgesagt hatten zuvor bereits Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, Frankfurts Vorstandsvorsitzendem Heribert Bruchhagen, Wolfsburgs Trainer-Manager Felix Magath und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.”
Daneben haben sich viele berufene und unberufene Fachleute gefragt, wie man einen Newbie wie Kahn einen solchen Stuhl anbieten und darum einen so großen öffentlichen Kirmes veranstalten kann. Dies könnte eher darauf hindeuten, dass bei den Blauweißen nicht ein Manager im Sinne der Berufsbeschreibung gesucht wird, sondern ein Medienkaspar. Interessant ist, dass über die Qualifikation von Kahn in einer Intensität diskutiert wurde als sollte die Spitze der SoFFin neu besetzt werden. Die Frage nach der Führungskompetenz von Tönnies und Schmusenberg wurde aber bisher nicht gestellt.
Kahn jedenfalls hat eine gute Entscheidung getroffen und damit Managementqualität bewiesen.
Es gibt wirklich schlimmeres für Schalke als die „Absage“ von Kahn, also einem Manager-Lehrling, der Schalke weder kennt noch versteht. Ich gehe sowieso davon aus, dass S04-Aufsichtsrat Tönnies ihn zur Bewerbung nur (öffentlichkeitswirksam!) hat antanzen lassen als eine Art Ablenkungsmanöver.
Zur Erinnerung: Vor kurzem hat sich Kahn mit einem umfangreichen (30 Seiten) erarbeiteten Konzept bei Tönnies in Rheda-Wiesenbrück als Manager beworben. Jetzt, eine Woche später, fällt ihm ein, dass er zu viele Termine in China hat und für ihn alles sechs Monate zu früh kommt. Alleine das macht schon deutlich, dass Kahn noch nicht der Richtige für irgendeinen (nicht nur auf Schalke!) Managerposten wäre. Kahn muss sich also erst einmal klar machen, was er will, bzw. lernen (s)einen Terminkalender zu lesen. Bezeichnend doch auch, dass Kahn – noch bevor er selbst den S04-Verantwortlichen Bescheid gab – das Fachblatt kicker verkünden ließ, dass er Schalke absagt. Man stelle sich vor Schalke hätte sich das erlaubt („mehr als schlechter Stil“ wäre das dann gewesen).
Kurzum: Der völlig unerfahrene Kahn soll seine Manager-Lehre woanders machen, damit er später dann in der Nach-Klinsi-Ära als Manager zum FC Bayern gehen kann. Denn Schalke ist alles, aber bestimmt keine Ausbildungsstation für Manager des FC Bayern.
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