Wunderbar, jetzt besteht endlich Klarheit in der Unklarheit. GM will die Lösung für Opel auf September vertagen und treibt das Verwirrspiel auf die Spitze. Verwirrspiel?
Was wir hier in Deutschland als Verwirrung im Opel-Poker wahrnehmen, ist in Wirklichkeit eine clevere Strategie der GM-Führung. Neu-GM-CEO Fritz Henderson hatte nie das Interesse, für Opel eine optimale Lösung zu finden, sondern stets nur für GM. Das gehört zu seinem Job und ist ihm nicht zu verdenken.
Er benötigte aber für die strategisch wichtige Tochter Opel einen Plan B, falls die Sanierung von GM in der derzeit durchgeführten Form floppen sollte. Mit der sagenumwobenen Runden Ende Mai im Kanzleramt, zu der GM damals nur einen drittklassigen Vertreter schickte, und dem Engagement der deutschen Politik hat GM viel Zeit und in Wahrheit eine kostenlose Option gewonnen, die es erlaubte, sich neu zu sortieren. Im Frühjahr und Frühsommer hatte GM viel zu viele Schlachten vor allen in den USA zu schlagen und hätte den Opel-Verkauf nicht abwickeln können und wollen.
Hätte GM weiter geschwächelt oder wäre die Sanierung gänzlich gescheitert, hätte GM die Magna- oder RHJ-Karte spielen können. Mit der offensichtlich sich immer deutlicher abzeichnenden Stabilisierung von GM benötigt Henderson die deutsche Rettung nicht mehr und behält die wichtige Tochter lieber selbst. Strategisch ist das sehr clever. Dass Henderson damit die deutsche Elite blamiert hat, dürfte ihm herzlich egal sein. Politiker und weitere Beteiligten sollten sich vor der Abgabe von Erklärungen und Festlegungen einmal mit Spieltheorie befassen und sich eine Mindmap der Interessen der Stakeholder aufzeichnen lassen. Ihnen wäre möglicherweise diese Peinlichkeit erspart geblieben.
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