Dämmerung auf den Cayman Islands: Ein Steuerparadies in der Krise

by Dirk Elsner on 18. Oktober 2009

Discovery Point Club - Grand Cayman

Foto: Discovery Point Club/flickr

Die Cayman Islands liegen 350 km südlich von Kuba und verdanken ihren Namen den dort lebenden Echsen, einer Unterfamilie der Alligatoren. Diese Namensgebung dürfte sicherlich nicht der Grund gewesen sein, warum sich ausgerechnet die Master des Kapitalismus, die Hedgfonds, in Massen auf der Insel verbreitet haben.

Heute gelten die Kaimaninseln bzw. die Hauptstadt George Town laut Wikipedia als fünftgrößter Finanzplatz der Welt. Lassen wir für diesen Beitrag offen, wie das genau ermittelt wurde. Jedenfalls sollen die meisten international tätigen Banken, auch die größten deutschen Institute, hier mit “Filialen” präsent sein.

Begünstigt wird dieser Wirtschaftszweig durch günstige Rahmenbedingungen wie die hier herrschende Steuerfreiheit. Die Kaimaninseln gelten als Steueroase, sie tauchen auf einer Schwarzen Liste der Steuerparadiese auf, die die OECD im Vorfeld des G20-Treffens im Jahr 2009 erstellt hat. Ihrem Ruf wollen die Inseln durch unilaterale Abkommen entgegenwirken, die sie z. B. mit Irland, Japan, den Niederlanden und Südafrika abgeschlossen haben.

Die Abhängigkeit vom Finanzkapital führt dazu, dass die “verschlossene” Insel stark “leidet” unter den Konsequenzen der Krise. Dazu das Handelsblatt:

“Die Hauptstadt Georgetown gilt als der fünftgrößte Finanzplatz der Welt. Zwar haben die Inseln nur rund 52 000 Einwohner. Doch dafür haben hier tausende Unternehmen, Banken und Hedge Fonds einen Sitz – die meisten gerieten in der Finanzkrise in Schwierigkeiten. Außerdem wurde die Kronkolonie nach dem Londoner G20-Gipfel im April vorübergehend auf die „graue Liste“ unkooperativer Steueroasen gesetzt. Das war weder gut fürs Image noch für die Geschäfte.

Zu allem Unglück weigert sich nun auch noch die britische Regierung, ihrer Karibik-Dependance auszuhelfen. Da die Inselgruppe im vergangenen Finanzjahr Rekordschulen angehäuft hat, musste sie jetzt in London um eine Erweiterung ihres Kreditrahmens betteln. Doch London zeigte sich „not amused“ und lehnte die Anfrage über weitere 372 Millionen Cayman-Dollar (322 Millionen Euro) kurzerhand ab. Auch die Zusage für 30 Millionen Cayman-Dollar, um im September Gehälter und Subunternehmer zu zahlen, gab es nicht.”

Auf faz.net war schon Anfang September zu lesen, dass die Cayman-Inseln vor dem Staatsbankrott stehen. Nach der Verweigerung der Staatshilfe, wird nun die Einführung von Steuern im Steuerparadies erwogen. Bisher zahlen die Einwohner und 93.000 registrierten Firmen weder Einkommen- noch Unternehmensteuern. Neben verschiedenen Gebühren gibt es auf den Cayman Islands nur indirekte Steuern. Die FAZ weiter:

“Mit dem Mitleid der großen Industrieländer brauchen die klammen Cayman Islands nicht zu rechnen. Den OECD-Staaten gelten die sogenannten Offshore-Zentren schon lange als Komplizen der Steuerhinterziehung. Neben den Cayman Islands sind vor allem in diesem Jahr viele andere Steuerparadiese wie Liechtenstein, Andorra oder die Kanalinseln Guernsey und Jersey ins Visier der OECD geraten. Inzwischen haben auch die Cayman Islands zugestimmt, unter bestimmten Bedingungen Steuerdaten mit den Behörden anderer Länder auszutauschen.”

Warum von den auf den Caymans sitzenden Firmen kaum ein Unternehmen eigenes Personal vor Ort hat, hat das Handelsblatt am 25.9.09 in seiner Printausgabe unter dem Titel “Fluch in der Karibik” erklärt:

“Und drei von vier aller Hedge-Fonds weltweit haben eine Adresse auf dieser Insel. Theoretisch. Es sitzt aber kaum ein Fondsmanager auf der Insel. Das ist auch nicht nötig. Er kann wählen zwischen einem halben Dutzend Rechtsfabriken wie Maples and Calder, die insgesamt mehr als 400 Anwälte beschäftigen und die den Investoren aus aller Welt Sorglospakete anbieten. Firmengründung, Verwaltung, Abwicklung. Deren Argumente sind unschlagbar. Die Caymans erheben weder Steuern auf das Vermögen noch auf die Gewinne, noch auf den Kauf und Verkauf. Es gibt keine Einkommensteuer. Keine Lohnsteuer. Keine Mehrwertsteuer, Erbschaftsteuer, Grundsteuer. “

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