Opel-GM Update: Wann wird die Luft aus dieser Story gelassen?

by Dirk Elsner on 19. Oktober 2009

Morgen soll es mal wieder einmal soweit sein. Die Neverending Story um den Verkauf von Opel an Magna soll zum gefühlt tausendsten Mal “ein rasches Ende finden”. Das Handelsblatt berichtet aus Verhandlungskreisen, dass der austro-kanadische Zulieferer Magna und GM das Geschäft diese Woche besiegeln wollen. “Intern sei derzeit vorgesehen, den Vertrag am Dienstag oder Mittwoch zu unterschreiben, hieß es.”

Selbst wenn in dieser Woche tatsächlich etwas von Magna und GM unterzeichnet wird, kann es sich dabei nur um eine Vereinbarung handeln, die zig Vorbehalte enthalten wird und somit immer keine abschließende Verbindlichkeit in dem Sinne entfalten kann, dass ein rechtlicher Eigentumswechsel vollzogen wird. Es wird also eine Art erweiterter Letter of Intent sein. Die Institutionen, die mitentscheiden (wollen oder müssen) sind in der untenstehenden Mindmap grün eingefärbt.

Bereits in der vergangenen Woche sollte die Vereinbarung zunächst am vergangenen Dienstag, dann am Donnerstag, schließlich am Freitag unterzeichnet werden. Passiert ist wie immer nichts. Für die Verzögerungen nennen sogenannte Verhandlungskreise nur inoffizielle Gründe, wie noch nicht abgeschlossene Verhandlungen mit Betriebsräten und Finanzierungsfragen. Unklar ist außerdem, was im Zusammenhang mit diesem Vertrag eigentlich unter Ratifizierung, die nach Angaben des Handelsblatts in der vergangenen Woche für den 30. November vorgesehen ist, zu verstehen ist. Dieser Begriff wird üblicherweise für völkerrechtliche Verträge verwendet und bezeichnet die verbindliche Erklärung des Abschlusses eines völkerrechtlichen Vertrags durch die Vertragsparteien.

Es wird jedenfalls Zeit, dass endlich die heiße Luft aus dieser aufgeblasenen Geschichte gelassen wird. Die öffentliche Debatte vermittelt noch immer den Eindruck, von der “Rettung” Opels hänge die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ab. Das ist definitiv nicht der Fall.

Persönlich halte ich die Chance für ein Scheitern der Verhandlungen noch für größer als 50%. Und selbst wenn Anteilsübertragung erfolgreich zum Abschluss kommen sollte, sind die Chancen für eine erfolgreiche Integration in die Magna-Gruppe gering, wenn nicht neben den bereits zugesagten weitere Staatshilfen fließen.

Skepsis äußert auch die FTD hinsichtlich der im Konzept von Magna und Sberbank erwarteten Gewinne von Opel. Weiter heißt es:

“Schaffen es die Investoren jedoch nicht, Opels Gewinne derart zu steigern, brauche der Rüsselsheimer Autobauer entweder bald mehr Geld, oder er werde langfristig nicht überleben, sagte eine mit den Planungen vertraute Person. Wenn Opel tatsächlich zusätzliche Mittel benötigt, könnten auch Bund und Länder unter Druck geraten, mehr Geld bereit zu stellen.”

Glaubt man dem Wall Street, dann bereiten Manager von General Motors sich bereits auf "Plan B" vor. Dazu in der Presseschau des Handelsblatts:

“Sollte der Verkauf an Magna durch die EU-Kommission verhindert werden, werde GM die Kontrolle über Opel behalten und weiterreichende Restrukturierungsmaßnahmen beim deutschen Autobauer einleiten, als sie von Magna geplant worden seien. Die Restrukturierung, zu der ein weitaus drastischerer Stellenabbau und auch die Schließung eines Werks in Deutschland gehören würde, solle mit Unterstützung der Regierung oder im Rahmen eines Insolvenzverfahrens finanziert werden. Falls sich GM für eine andere Opel-Lösung entscheiden sollte, kommentiert das Blatt, befände sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in der unangenehmen Situation, dass sie eine Lösung finanzierte, bei der weitaus mehr Stellen abgebaut und einige Fabriken geschlossen würden – weil die Regierung ihre Staatshilfen nicht an einen bestimmten Investor koppeln dürfe.”

 

 

Mehr zum Alternativplan von GM hier: GM droht mit härteren Einschnitten bei Opel

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