Der abgeblasene Opel-Verkauf ist Geschichte. GM ordnet derzeit die Führungsriege neu und brütet an einem neuen Sanierungsplan. Die Entscheidung von GM, Opel nun doch nicht zu verkaufen, stellt gleichwohl eine Zäsur in dem Opel-Rettungsprozess dar. Der Blick Log hat allein zwischen dem 9.3. und dem 5.11. 39 Artikel zu den Rettungsversuchen verfasst (Doku dazu am Ende des Beitrags). Zusammen mit der Mindmap zum Entscheidungs- und Interessengeflecht der Stakeholder von Opel/GM ergibt das eine einzigartige Dokumentation, die vor allem zeigt, welche Kräfte auf ein Groß-Unternehmen einwirken, wenn es zum politischen Spielball wird.
So nutzte beispielsweise gleich der damals frisch ins Amt geschubste Wirtschaftsminister, Karl-Theodor zu Gutenberg, Opel zur Schärfung seines Profils. Seine erste Auslandsreise führte ihn nach Washington, wo er sich mit gestellten Bildern inszenierte. Das Handelsblatt schrieb damals:
“Er kam, traf Manager und Politiker, und kehrt zufrieden aus Amerika wieder nach Hause: Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist optimistisch, was die Zukunft von Opel angeht. Nach den GM-Chefs hat auch US-Finanzminister Geithner Entgegenkommen signalisiert. Doch konkrete Ergebnisse hat zu Guttenberg nicht im Gepäck.”
Damals sollte angeblich eine enge Kooperation zwischen den beiden Regierungen vereinbart worden sein. Wie diese Kooperation zwischen Berlin und Washington abgelaufen ist, hat Angela Merkel am vergangenen Dienstag schmerzlichst erfahren dürfen. Dem Blick Log ging die einseitige Prioritätensetzung der Bundesregierung zu Gunsten Autoindustrie und vor allem Opel schon damals auf den Senkel. Freilich konnte da kaum jemand ahnen, dass dies nur ein Vorspiel war. Nachfolgend engagierte sich die Bundesregierung gemeinsam mit einigen Landesregierungen so intensiv, dass ich von den “Investmentbankern” der Bundesregierung sprach.
Den ersten vorläufigen Höhepunkt erlebte die Opel-Rettung mit der Einladung zum Pitch der Investoren ins Kanzleramt. Damals schrieb ich u.a.:
“Chief Executive” Merkel laut Tagesspiegel die konkurrierenden Bieter zum “Superpitch” (vulgo Super-Gipfel) ein (zum Gerangel der Investmentbanken bei Unternehmenstransaktionen allgemein siehe diesen Artikel). … An dem Spitzentreffen werden neben “CEO Merkel” auch ihr “Senior-Consultant” Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg sowie die Chefs der konkurrierenden “Investmenthäuser” aus den Ländern mit Opel-Standorten teilnehmen.
Damals startete ich die Mindmap, weil ich unter dem Eindruck stand, die Komplexität der Transaktion aber vor allem die an Opel und GM hängenden unterschiedlichsten Interessen ließen keinen Raum für eine betriebswirtschaftliche sinnvoll Lösung. Dieses Stakeholdergeflecht darzustellen, wollte ich mit der Mindmap deutlich machen.
Mit dem abgesagten Verkauf ist dieses Stakeholdergeflecht nun Geschichte und kann ins Archiv dieses Blogs wandern. Natürlich wissen alle im Nachhinein, warum die Transaktion scheitern musste und können dies auch erklären und belegen. Ich werde dies nicht tun, weil ich glaube, es hätte auch zig andere Ergebnisse und Szenarien geben können. In solchen Prozessen ist es hilfreich, wenn die Beteiligten frühzeitig auf die jeweiligen Interessen der Stakeholder schauen und auf deren jeweilige Handlungsoptionen und Machtmittel achten. GM hat dies ganz sicher getan, die Bundesregierung eher nicht (siehe auch Politische Insolvenz in Sachen Opel).
Für Beobachter solcher Prozesse besteht nur sehr selten die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Interessen so freimütig (häufig natürlich bewusst gesteuert) offen gelegt und dokumentiert zu bekommen. Daher hier die am Wochenende letztmalig aktualisierte Mindmap:
Für die Navigation in der Mindmap: Auf das Symbol klicken, um die Ansicht zu vergrößern. Durch Drücken der linken Maustaste kann man in der Mindmap navigieren. Durch Anklicken des Symbols
erhält man weitere Informationen mit Links zu weiterführenden Artikeln. Ich werde die Mindmap nicht weiter fortführen. Bei Interesse stelle ich eine Kopie als Wiki-Map bereit, die dann von jedem auf seiner Website eingebunden werden kann. Wer Interesse daran hat, sollte sich bei mir melden, denn die Änderungsmöglichkeiten sind an die Vergabe eines Passwortes geknüpft.
Beiträge im Blick Log zu der Opel-Rettung
Gefährliche Spiele mit Opel-Insolvenz (9.3.09)
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