Wenn Ballack für Pepsi und die Fußballnationalmannschaft für Coca Cola spielt

by Dirk Elsner on 13. Dezember 2009

Interessantes Interview mit dem Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Oliver Bierhoff zur Vermarktung der Fußballnationalmannschaft im Handelsblatt. Auf die Frage zu Interessenkonflikte zwischen Werbepartnern der Spieler und denen der Nationalmannschaft sagte Bierhoff:

“Natürlich wollen unsere Partner die Protagonisten haben, wenn möglich immer nur drei oder vier. Aber wir achten darauf, dass wir ganz klar den Eindruck der Mannschaft erwecken. Es müssen immer mindestens sechs bis sieben Spieler auf einem Bild sein. Wenn Mercedes unser Partner ist, sitzt gerade der wichtigste Spieler der Bayern, die Audi als Partner haben, jetzt nicht in vorderster Front. Für mich ist es eine schwierige Aufgabe, die verschiedenen Rechteinhaber zufrieden zu stellen. Wir haben zum Beispiel Coca-Cola als Partner, Michael Ballack hat gerade einen Pepsi-Vertrag unterschrieben. Da sind wir auch immer etwas auf den Goodwill des Spielers angewiesen. Natürlich versuchen wir, Rücksicht zu nehmen auf Sponsoren der Vereine und die privaten Verträge der Spieler.

Bierhoffs Auffassung zu Investorenbeteiligungen in der Bundesliga weicht von der Position der Liga selbst ab:

“Man muss nicht immer Finanzen und Erfolg gleichstellen. Die ausbleibenden großen Erfolge in der Champions League zum Beispiel haben ja nicht zwangsläufig mit dem Geld zu tun. Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Mannschaften, die vom Gehaltsgefüge her Bayern München sicher nicht überlegen waren und trotzdem weiter gekommen sind. Aber will man Geld beschaffen und Investoren gewinnen, muss man denen auch ein Mitspracherecht einräumen. Wenn das dann in einem gewissem Maß kontrolliert wird – etwa woher das Geld kommt – dann sehe ich eigentlich keinen Grund, warum dies nicht auch umgesetzt werden kann. Was die Bilanzierungsregeln anbelangt, arbeitet die Liga vorbildlich und ist sehr strikt. Das sollte doch vor Missbrauch schützen. Oft heißt es, der Fußball werde entfremdet, es sei nicht mehr der Fußball der Fans. Aber die Beispiele Hopp in Hoffenheim, Bayer in Leverkusen oder VW in Wolfsburg zeigen: Ein Verein kann wirtschaftlich erfolgreich geführt werden und trotzdem wird die Seele des Fußballs nicht verkauft. Denn letztendlich ist es auch im Interesse des Investors, den wirtschaftlichen Erfolg über den sportlichen Erfolg zu erreichen, Emotionalität und Nähe zu den Fans zuzulassen.”

Und abschließend noch zur Bezahlung der Profis und Boni:

Leistungsorientiert ist immer gut: Wenn ich mich als Leistungsträger sehe, gehe ich auch gerne voran und marschiere. Es kommt aber auf die Höhe an. Ich denke, es wurde in den vergangenen Jahren völlig überzogen. Es ist wichtig für sozialen Frieden, auch für das Verständnis der Menschen in schwierigen Zeiten, dass man wieder zu einer vernünftigen Relation kommt.

Die Kostenexplosion bei den Gehältern ist schon ein Problem für die Vereine. Darüber muss man sich Gedanken machen. Ich sehe den Fußballer eher wie den Entertainer – wie U2, die ihre Konzerte top verkaufen. Wenn der Entertainer einen Event gut inszeniert und die hohen Einnahmen da sind, ist es auch richtig, dass er entsprechend verdient. Aber wenn man sieht, wie hoch gerade Vereine wie Real Madrid oder auch Manchester United verschuldet sind oder auch in der Bundesliga einige Klubs mit Verbindlichkeiten zu kämpfen haben, dann muss man sagen: Die Gehälter sind einfach zu hoch.

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