Erfolg für noabank: Wettbewerber fürchten sich und greifen an

Francois Jozic, Gründer der noabank, hat für eine Bank heute ein ungewöhnlicher Beitrag in seinem Blog veröffentlicht. In “Goliath versucht David zu töten” berichtet er über Empfindlichkeiten des Deutschen Factoring Verbandes (DFV) gegenüber der noa factoring AG, der früheren Quorum AG. Jozic schreibt:

“Der Verband und sonderbarerweise einer ihrer Vorstände [ist] sehr aufgebracht über den Auftritt von noa in der Öffentlichkeit ist. Zudem hat mir mein Informant mitgeteilt, dass es für den genannten Vorstand unerträglich sei, dass die Quorum AG, jetzt noa factoring AG, auch nur den kleinsten Vorteil durch den medialen Auftritt von noa haben könnte. Er hat mir sogar mitgeteilt, dass eine Gegenattacke (als ob ich zuerst geschossen hätte – was nicht wahr ist) geplant sei. Eigentlich sagte er, um genau zu sein, dass der Verband ein „Pressemanöver“ vorbereitet.”

Nicht auszuschließen ist, dass ausgerechnet der WDR an diesem “Pressemanöver” beteiligt ist. Tatsächlich hat der WDR wohl auch intensiv recherchiert über die noa-Bank. Darüber berichtet jedenfalls Lothar Lochmaier in seinem Blog. Der WDR weiß, dass Lochmaier selbst recherchiert hatte und wollte nun von ihm Informationen haben. Am Telefon sagte mir Lochmaier, er habe keine Informationen gefunden oder gar Material erhalten, dass darauf hindeutet, dass die noa-bank unseriös sei. Ihm seien jedenfalls keine belastbaren Fakten zugetragen worden oder bei den Recherchen aufgefallen.

Nun kann ich den Fall, über den Jozic schreibt, nicht wirklich aus der Distanz beurteilen. Für mich hat es aber den Anschein, als werde der neuen Bank und der Factoring-Tochter der Erfolg nicht gegönnt. Tatsächlich wächst das Institut schneller als erwartet.

Es sei einmal dahin gestellt, ob tatsächlich eine “Kampagne” gegen die noa-bank vorbereitet wird, Journalisten, die in der Wirtschaftspraxis recherchieren, werden letztlich zu jedem Unternehmen (übrigens auch zu jedem Medienunternehmen) etwas Dunkles finden, was sich ausschlachten lässt. Das kann ein Verstoß gegen eine von etwa 18.000 Vorschriften sein, die Unternehmen in Deutschland zu beachten haben, oder ein unzufriedener Kunde, der Dampf ablassen will. Daneben werden die Redaktion überschwemmt mit Internas von ehemaligen Mitarbeitern, die sich auch immer ausschlachten lassen.

Als Beobachter stellt man sich daher schon die Frage, warum sucht sich der WDR die noa-bank aus. Ob dahinter wirklich eine Kampagne steckt, wird sich im Zweifel allerdings schwer beweisen lassen. Dennoch würde ich dem WDR raten, sich doch vielleicht ein paar lohnenswertere Ziele zu suchen.

Tatsächlich spricht einiges dafür, sollten sich Jozics Befürchtungen bewahrheiten, dass die Wettbewerber die neuen Konkurrenten ernst nehmen und nun erstmals angreifen. Wenn das richtig ist, dann werden sich auch Smava und die Fidor Bank AG wohl warm auch anziehen müssen.

Ich habe Francois Jozic am vergangenen Dienstag auf der Webciety erlebt (Video des Auftritts über diesen Link) und konnte nach dem Panel noch ein paar Worte mit ihm wechseln. Er machte auf mich einen sehr authentischen und engagierten Eindruck. Man spürte förmlich, wie begeistert er von seinem Projekt ist. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er irgend etwas versteckt. Er steht auch für Fragen und ein Gespräch mit dem Blick Log selbst zur Verfügung. Diese Chance habe ich allein aus Zeitgründen noch nicht genutzt.

Ich hoffe nicht, dass die neuen Institute ein Opfer ihrer eigenen Transparenz und Offenheit werden. Wer viel informiert und viel berichtet, der wird natürlich viel leichter angreifbar. Außerdem können die Institute viel schneller mit eigenen Aussagen konfrontiert werden. Nicht ohne Grund gehört es zu den traditionellen Gesetzen der Macht, Absichten stets geheim zu halten und und immer weniger als nötig zu sagen. Aber genau die geänderte Philosophie der 2.0-Bewegung macht diesen Fall so interessant. Es spricht nämlich immer mehr dafür, dass diese traditionellen Ansichten im Web 2.0-Zeitalter nicht mehr gelten. Und dies wiederum ist gefährlich für die Traditionalisten.

Bericht im Handelsblatt über den Start der Noabank

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