Warum unehrliche Tipps und Analysen Investments scheitern lassen

by Gastbeitrag on 5. März 2010

Gastbeitrag von Dr. Adrian Gohla*

Ein in sich harmloser gut gemeinter und von qualifizierter Person geschriebener Artikel über die Covered-Call Strategie hat mich einerseits nachdenklich, vor allem aber wütend gemacht.

Warum schreiben alle die Unwahrheit? Es gibt kaum eine Branche, über die es sich mehr lohnt zu schreiben als über Finanzmärkte. Teure schön verpackte Bücher mit Hunderten Seiten geschrieben von diversen promovierten Autoren veranlassen, ja nötigen fast zum Geldausgeben, Entschuldigung, -verbrennen. Entweder lügen sie alle, schreiben bewusst Halbwahrheiten oder sind sie keine Investoren. Die als Trader gescheiterten Leser fallen weg und es kommen bestimmt neue ( “Laufhaus-Prinzip”). Ja, Bücher schreiben wollte ich schon immer und ich werde es auch im Alter tun, am besten auf einem  Kreuzfahrtschiff zwischen Bora Bora und der Antarktis. Aber ich werde sicherlich nicht lügen, wenn es ums Geld geht, bzw. gar nicht darüber schreiben.

Die Bücher erfüllen nur einen Zweck, neben dem eine lukrative Einnahmequelle der Autoren zu sein. Sie wecken Träume. Und das ist auch wichtig.

Wenn man aber ständig die gleichen Statements liest, dann fragt man sich, warum sie keiner korrigiert. Vielleicht liest es doch niemand oder tut es oder halt durch eine rosarote Brille…?

Der zitierte Artikel schreibt über Covered Calls, eine populäre Optionsstrategie, bei der man Aktien kauft und gleichviel Kaufoptionen auf diese Aktien verkauft. Es ist eine Methode wie alle – wenn alles richtig gemacht wird, also technisch einwandfrei mit dem Wissen aus den Büchern, dann verliert man Geld. Denn alle Preise der gehandelten Produkte sind an das Risiko gekoppelt und wenn ich damit kurzfristig stets Gewinn machen würde, dann haben die anderen verloren und zwar stets. Kurzfristig gibt es sicherlich Möglichkeiten, Marktverzerrungen auszunutzen. Oder auf sehr lange mit unkonventionellen Strategien, die u.a. eine hohe finanzielle Robustheit voraussetzen, Geld zu machen.  Mit anderen Worten wenn ich die Spielermentalität habe und auch gefährlich hohe Risiken eingehen könnte, dann gewinne ich vielleicht oder verliere viel.

Gut, jetzt zurück zum Artikel. Dort steht über die Handelbarkeit von Covered Calls.

Das geht vor allem in den USA sehr gut. Denn während es in Deutschland beispielsweise nur ein paar Dutzend Optionen vor allem auf die großen Blue Chips im DAX oder aus dem EuroStoxx gibt, werden in den Staaten Tausende von verschiedenen Optionen auch auf ganz kleine Firmen gehandelt.

Falsch! Natürlich gibt es an der EUREX nicht ein paar Dutzend, sondern Optionen auf Aktien aus 17 Indizes,  aus allen relevanten europäischen Ländern und auch die ganz beliebten Indexoptionen. Außerdem sollte man die hohen Kosten und sonstige Nachteile ausländischer Termingeschäfte beachten. Bereits deutsche Gebühren machen das Geschäft zum Teil sehr schwierig.

Als Kursziel nennt der Autor

30 Prozent mehr Rendite mit Covered Calls

Ja, in einer Hausse oder in lang  andauernder Seitwärtsbewegung, die sich jedoch dann sofort auf die Optionspreise negativ niederschlägt. Außerdem 30% bedeutet, ohne Covered Calls wären es vielleicht 60%.

Jetzt kommen wir aber zum wichtigsten Punkt- was tun, wenn die Aktie fällt? Da schreibt der Autor.

Was passiert aber, wenn American Express fällt bzw. am Ende der Laufzeit unter 55 $ notiert? Ganz einfach: Sie behalten die Aktie und die Optionsprämie.

Ein Covered Call bringt Ihnen damit niedrigere Einstandskosten und insgesamt ein höheres Kurspotential und Sie steigen dann auch tatsächlich bei Ihrem Kursziel aus.

Klar behalte ich die Optionsprämie. Was nützt es, wenn die Aktie doppelt so stark oder mehr gefallen ist und ich am Ende des Tages weniger in der Tasche habe als vorher? Auch der letzte Satz ist cool.

Der Covered Call ist für Sie damit zusätzlich sogar noch ein Verkaufs-Limit für die Aktie. Sie brauchen sich so keine Gedanken mehr über den rechtzeitigen Ausstieg machen oder das Ihnen vielleicht ein Gewinn entgeht.

OK, die Aktie fiel um 20 Cent, die Option um 10. Ich verkaufe die Aktie, kaufe den Call zurück und gebe zwei mal das Geld für Kommission aus. Habe ich dann keinen Verlust gemacht?

Covered Calls können Spaß machen aber nur dann, wenn man nicht zwei sondern vier Schritte nach vorne schaut.

* Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Blog Invest Blog.

Nixda März 5, 2010 um 08:31 Uhr

„Denn während es in Deutschland beispielsweise nur ein paar Dutzend Optionen vor allem auf die großen Blue Chips im DAX oder aus dem EuroStoxx gibt“

Covered Calls werden in Deutschland als „Discount Zertifikate“ unter die Leute gebracht und auch an Kleinanleger, die die Mechanik nicht verstehen, verkauft. Sie gibt nicht nur auf ein paar Dutzend Basiswerte sondern haben ein große Marktbreite.

Schon die Namensgebung ist ein Euphemismus. „Discount“ suggeriert, man bekäme etwas billiger. Tatsächlich bekommt man ein Anlageprodukt, dass im Gewinn nach oben beschränkt ist, aber Totalverlustrisiko trägt. Wenn überhaupt, dann nur für Profis geeignet.

(Nur beim Garantie-Zertifikat kann man sich das aus dem Namen ableiten: Garantiert zu teuer)

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