Amerika ist nicht das “Land of Opportunity”

by Dirk Elsner on 22. März 2010

Von Markus Gärtner

Die OECD räumt in einer brisanten Studie mit einem alten Märchen auf: Dass man sich in den USA mit harter Arbeit stets aus dem letzten sozialen Loch in den Boni-Himmel hochschuften kann. Die soziale Mobilität zwischen den Generationen, so der Bericht “A Family Affair: Intergenerational Social Mobility across OECD Countries“, ist in den USA dramatisch geringer als in den meisten europäischen Ländern.  Man höre und staune ! Das in amerikanischen Augen so verharzte, kaputt-bürokratisierte, sozialisierte und von jeglicher Aufstiegsvitalität gereinigte “Old Europe” steht plötzlich gar nicht so schlecht da.

Zwischen Los Angeles, Seattle, Houston und Boston sind dagegen die Sprossen auf der sozialen Leiter ziemlich morsch. Warum das so ist, kann man dem sehr informativen Bericht – der den USA einiges zu grübeln geben sollte – auch gleich entnehmen: Die beiden wichtigsten Gründe sind das Bildungssystem und – in meinen Augen noch gravierender – die Ungleichverteilung der Einkommen.

Die Harvard-Professorin Elizabeth Warren – neben vielen anderen – beklagt schon lange die Eliminierung des US-Mittelstandes, der zwischen einer wachsenden Armuts-Schicht und der Bonus-Elite regelrecht zermalmt wird. Hier ein Zitat aus dem Bericht, der in der Huffington Post zu der OECD-Studie zu lesen ist. So klingt das, wenn man in Amerika aus der zur Selbsttäuschung verleitenden Dauer-Siegerpose schlüpft und sich ehrlich mit der Realität auseinandersetzt: Hier weiterlesen mit Grafiken und Videos in Gaetner´s Blog

Daniel März 22, 2010 um 01:27 Uhr

Naja, ist das nicht offensichtlich? Wenn die soziale Ungleichheit größer ist, dann ist es zu erwarten, daß die soziale Mobilität niedriger ist … die oberen 20% sind halt weiter weg von den unteren 20% und es ist natürlich schwerer in die oberen 20% reinzukommen. Umgekehrt reichen in einem Land mit sehr geringer sozialer Ungleichheit schon ein Einkommensgewinn von ein paar Euro um immens viele Leute zu überholen und damit in die oberen 20% aufzusteigen. Das ist aber ein relativer Mobilitätsbegriff und sagt überhaupt nichts darüber aus, wie sehr sich die Lebenssituation von ärmeren Leuten verbessert. In Dänemark verändert sie sich von den unteren 40% zu den oberen 40% fast gar nicht. In den USA verändert sie sich von den unteren 20% zu 21% signifikant.

Damit sind auch die Schlussfolgerungen komplett ins Wasser. Wenn man eine Diskussion über Ungleichheit führen möchte, dann ist das schön und gut, aber relative Mobilitätsstudien sagen darüber wenig aus.

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