Value Integrator oder Wie vernetzt sind Finanzabteilungen und ihre CFOs

by Gastbeitrag on 26. April 2010

In ihrer "CFO Study 2010" wollte IBM von 1900 Finanzverantwortlichen aus 81 Ländern wissen, für wie leistungsfähig sie ihre Finanzorganisation, -instrumente und -prozesse halten, um damit einen Wertbeitrag zum Unternehmen leisten zu können. Sascha Alexander von der CFO-World hat mit dem Projektverantwortlichen Thomas Hillek von IBM dazu ein Interview geführt, aus dem hier einige Auszüge mit Genehmigung der CFO World-weitergegeben werden: 

Die Studie startete Anfang 2009, also mitten in der Wirtschaftskrise. Damals steuerten die CFOs ihre Abteilung nur noch "auf Sicht", das heißt es wurde maximal monatlich geplant. Mittlerweile hat sich die Stimmung aufgehellt, wenngleich kaum ein Finanzvorstand ambitionierte Wachstumsprognosen abgeben will. Viele rechnen damit, dass das Umsatzniveau von Ende 2008 erst 2012 wieder erreicht werden wird, dass sie weiter Kosten optimieren müssen und weitere Restrukturierungen folgen.

Es gibt zwei Gruppen: Zum einen Unternehmen, die auch während der Krise insgesamt robust und erfolgreich agieren, sprich: profitabel wirtschaften und hierbei sogar Übernahmen durchführen. Zum anderen gibt es Unternehmen, die bereits vor der Krise ihre Hausaufgaben bezüglich Finanzmanagement und Refinanzierung nicht gemacht hatten und nun massiv unter Druck stehen.

CFOworld: Woran liegt das?

Erstens tun sich viele Finanzabteilungen immer noch schwer, ihre Finanzprozesse zu bündeln und in Shared Service Centern zu betreiben beziehungsweise sie auszulagern. Ferner haben sie zwar alle Abläufe wie Order-to-Cash, Purchase-to-Pay und Record-to-Report implementiert, doch enden die Prozesse meist an der Abteilungsgrenze. Einen durchgängigen und sauber aufgesetzten Auftragsabwicklungsprozess, der vom Vertrieb bis in die Finanzabteilung reicht, findet man nur selten. Drittens bleibt die technische Integration zwischen den Abteilungen ein Manko. Finanzbuchhaltung, Planung, Vertrieb -  jeder arbeitet für sich. Eine integrierte Planung haben gerade einmal zehn Prozent aller befragten Unternehmen.

CFOworld: Erklären Sie näher, was einen Value Integrator ausmacht.

Hillek: Man könnte ihn als einen vernetzten Finanz- oder kaufmännischen Leiter bezeichnen. Er arbeitet in einer hocheffizient organisierten Finanzfunktion, deren operative Kosten gemessen am Gesamtumsatz bei maximal einem Prozent liegen. Alle Finanzprozesse sind standardisiert und werden zumindest teilweise via Shared Services betrieben oder sind ausgelagert, und es gibt einheitliche kaufmännische Prozesse und Systeme. Außerdem schafft der CFO mit seinem Team durch die Vernetzung mit anderen Abteilungen einen Mehrwert für das Unternehmen, indem er Entscheidungen aktiv unterstützt. Laut unserer Studie scheint es sogar einen positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklungsstufe der Finanzfunktion und der erwirtschafteten Kapitalrendite und EBITA zu geben (Datenprobe: 500 von 1900 Unternehmen).

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Insgesamt belegt die Studie aber, dass weiterhin eine große Diskrepanz zwischen den heutigen Anforderungen an die Finanzmanager und ihren tatsächlichen Möglichkeiten besteht. Sie sind noch nicht wirklich in der Lage, die gestiegenen Anforderungen anhand der verfügbaren Daten, Prozesse und Standards schnell erfüllen zu können. Im weltweiten Durchschnitt fehlt jedem zweiten Unternehmen beispielsweise eine einheitliche Planungsumgebung. Leistungsindikatoren werden zudem meist immer noch manuell auf einem Spreadsheet abgeleitet. Deutsche Finanzabteilungen liegen etwas über diesem Durchschnitt, haben dafür aber im europäischen Vergleich weitaus komplexere Strukturen aufgebaut. Auch setzen sie kaum auf Shared Service Center oder Outsourcing.

CFOworld: Lässt sich auch der Wertbeitrag der Finanzabteilung für das Unternehmen anhand der Studienkriterien erfassen?

Hillek: Die Finanz- oder die Personalabteilungen haben bereichsübergreifende Funktionen, die sich schwer messen lassen, sieht man einmal von den Personalkosten der Finanzabteilung, der Refinanzierung oder dem Cash-Management ab. Grundsätzlich steigt der Wertbeitrag, je stärker sich der CFO mit dem CEO und den Bereichsvorständen vernetzt, beispielsweise bei Portfoliodiskussionen, Geschäftsmodellanpassungen sowie der Preisgestaltung.

 

Das komplette Interview in der CFOWorld hier.

Die Studie umfasst 46 Seiten und kann kostenlos aber nach Registrierung hier heruntergeladen werden.

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