Videotipp: Doku der ARD: Reißt uns die Finanzindustrie in den Abgrund?

by Dirk Elsner on 18. September 2010

Am späten Mittwoch Abend lief ein nicht schlecht gemachte Doku in der ARD zur Finanzkrise: “Zocken bis der Staat hilft: Reißt uns die Finanzindustrie in den Abgrund?”. Trotz der moralisierenden und reißerischen Überschrift lohnt der Blick in die ARD Mediathek hier hinter diesem Link*. Aus dem Ankündigungstext in der Mediathek.

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“Subprime-Krise in den USA, drohende Staatsbankrotte, wann platzt die nächste Blase? Hunderte von Milliarden schwerer Risiken schlummern in den Bad Banks der Deutschen; Hinterlassenschaften zockender Banker und enthemmter Finanzjongleure. Sie werden jeden deutschen Steuerzahler Tausende von Euro kosten. Und dieselben Banken tarnen und täuschen uns weiter über das gegenwärtige Risiko. Schon wieder haben sie milliardenschwere Staatsanleihen fragwürdiger Qualität in ihren Depots. Was die wert sind, weiß keiner. Dabei hieß es doch hier im Land: Die Amerikaner sind schuld. Ohne bankrotte Hausbesitzer in den USA und die US-Pleitebanken wäre deutschen Banken nichts passiert. Ein Märchen? Es waren grade die Landesbanken mit Staatsgarantie, die unkontrolliert, gierig und unfähig die schlimmsten Giftpapiere gekauft haben.

Auch noch, als die Welt längst wusste, dass die Blase platzt. Die dummen Deutschen kaufen weiter, amüsierten sich die Insider in London und an der Wall Street. Deutsche Banken waren mit die schlimmsten Zocker, sagt Leo Müller, Autor eines Buches mit dem Titel ‚Bankräuber‘ und Experte für Finanzkriminalität. Und dann waren deutsche Landesbanken die trickreichsten Bilanztäuscher, aber immer mit Deckung der höchsten Politik. Wiltrud Kremer und Brigitte Schalk treffen auf der Suche nach Ursachen und neuer Krisengefahr vermeintlich Unschuldige, bankrotte amerikanische Häuslebauer, ehemalige Top-Banker und deutsche Politiker. Die Deutschen sind nicht in die Finanzkrise hineingerutscht. Viele haben kräftig mitgezockt. Und die deutsche Politik hat Wettpate gespielt. Auch zwei Jahre nach der Finanzkrise ist sie weder aufgearbeitet noch haben die Deutschen viel daraus gelernt.”

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* Sollte dieser sehenswerte und von uns Gebührenzahlern finanzierte Beitrag aufgrund des Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der ja bekanntlich die öffentlich rechtlichen Sender verpflichtet, bestimmte Inhalte wieder vom Netz zu nehmen, nicht mehr abrufbar sein, hilft möglicherweise Depub.org.

In diesen 30 Zeichen stecken entscheidende Regeln darüber, wie öffentlich-rechtliche Sender mit ihren Inhalten im Netz umgehen sollen. Für vieles, was ARD, ZDF, WDR und so weiter im Netz veröffentlichen, gelten durch den zwölften Rundfunkänder… – Sie wissen schon – Fristen, nach denen Inhalte wieder offline genommen werden müssen.

enigma September 19, 2010 um 05:15 Uhr

Ich wage mal, das Fazit, daß die Deutschen daraus nichts gelernt haben, in Zweifel zu stellen. Das beste Gegenbeispiel dafür ist die Deutsche Bank, die offensichtlich den Braten gerochen hat und sich von dem Finanzschrott wohl weitgehend rechtzeitig!! befreit hat!

Ich kann ja verstehen, daß die ARD versucht, genauso reißerisch zu sein wie RTL und Konsorten, nur daß dabei der gesellschaftliche Auftrag auf der Strecke bleibt. Man kann ja, wie es in der DDR üblich war, die Banken als unproduktive Akteure bewerten. Nur wenn man, wie die öffentlich gepäppelten Sender auch einen Bildungsauftrag hat, darf man auch kapieren, daß Banken für den Kreditgeldkapitalismus eine Funktion haben. Nämlich als Risikopuffer zu wirken. Als die Banken das aber nicht mehr wollten, haben sie die Verbriefungen erfunden, weil sie nicht mehr zuschauen wollten, wie die Versicherungsfuzzis Provisionen ohne Verantwortung zu übernehmen, einstecken durften. Das macht neidisch! (Aus diesem Grund ist auch die gegenwärtige Krise entstanden: nicht aus Gier, sondern aus NEID! Ist, glaub´ ich, auch eine Todsünde!)

Egal: ich glaube, in Deutschland wurde etwas daraus gelernt! Nämlich die Antennen auszufahren, wann ein Engagement verlustreich werden kann. (Das hat ja Ackermann vorgemacht, daß es geht.) Daß die Drückerkolonnen das den Leuten erzählen, die sie gerade über´s Ohr hauen wollen, muß man nicht wirklich erwarten.

P.S. Die Gier der Anleger: wenn wir nicht über die reden, die ihre Altersvorsorge geregelt haben wollen, bleiben noch die (80%?) offen, die sich von Kolonnenfuzzis haben bescheißen lassen. Auch wenn in diesem Land noch gilt, daß jeder für seine Willenserklärungen verantwortlich ist: es muß eine Beweislastumkehr her, daß die Profiteure nachweisen müssen, daß der (sowieso) Geschädigte die gesamte Tragweite seiner Entscheidung nachvollziehen konnte. Denn das, was sich autistische (ich weiß, wovon ich rede) Mathematiker da ausdenken, darf NIEMALS zur der Verpflichtung führen, daß ein Kunde (Opfer) das auch VERSTEHEN MUSS!!!! Auch wenn´s schwerfällt: es geht hier um Moral!

Das hat was mit Verantwortung zu tun! Dafür wäre eigentlich die Politik da!

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