Stirbt das elektronische Lastschriftverfahren (ELV)?

by Dirk Elsner on 25. Oktober 2010

image image Das Thema elektronische Lastschrift mag nicht sexy klingen, dafür bewegt es aber die Finanz- und Einzelhandelswelt um so mehr. Zwischen Finanzdienstleistern, Einzelhandel und Serviceprovidern tobt seit Jahren ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft über die Zahlungswege im Einzelhandel. Kunden bekommt davon im Prinzip nicht viel mit. Sie zahlen entweder per Unterschrift oder über die Eingabe einer Geheimzahl.

Den meisten Kunden ist es im Prinzip egal, über welchen Weg sein Konto nach dem Einkauf belastet wird. Zahlt der Kunden per Unterschrift, dann steckt dahinter das sogenannte Elektronische Lastschriftverfahren (ELV), bei dem der Einzelhändler mit Hilfe eines Lesegerätes Kontendaten aus der Zahlungskarte des Kunden ausliest und den Zahlungsbetrag vom Konto des Kunden, wie bei einer ganz klassischen Lastschrift, einfach einzieht.

Das Verfahren ist jüngst unter Beschuss gekommen, weil der Kartendienstleister Easycash in der sogenannten Datenschutzaffäre Betrag, Zeitpunkt und Ort der Zahlung in Kombination mit den Karten- und Kontodaten des Karteninhabers gespeichert hat und dies nach NDR-Informationen nicht nur für die Zahlungsabwicklung und für eine Sperrdatei, sondern auch, um daraus Empfehlungen im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit des Karteninhabers zu erstellen (Quelle: Frankfurter Rundschau). Easycash widerspricht der Darstellung in einer Stellungnahme.

Neben dem ELV gibt es die PIN-gestützten Verfahren, bei denen der Kunden beim Händler seine Geheimnummer eingibt. In Deutschland konkurrieren hier seit einigen Jahren MAESTRO und V Pay von Visa.

Welches Verfahren hier nun besser geeignet ist, lässt sich aus Kundensicht kaum beantworten. Dass hinter den Kulissen aber mit harten Bandagen gekämpft wird, verrät ein Blick auf diese Seite der Postbank, in der das Institut die Vorzüge von V Pay preist und MAESTRO als unsicher bezeichnet. Nach meiner Einschätzung lässt sich das kaum belegen und könnte deswegen ins Feld geführt werden, um von der geringeren Zahl internationaler Akzeptanzstellen abzulenken.

Einen Angriff auf das elektronische Lastschriftverfahren wird nun in der SEPA-Initiative der EU für einen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehr gesehen, wie die ftd auf ihrer Webseite schrieb:

“Künftig könnte es für das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) allerdings eng werden. Angestoßen hat diese Entwicklung die Europäische Union mit dem Beschluss für einen einheitlichen europäischen Zahlungsraum, der Single Euro Payments Area (Sepa). Vor zwei Jahren hat die EU beschlossen, dass Europa nicht nur eine gemeinsame Währung, sondern auch einen einheitlichen Zahlungsverkehr benötigt. Sepa wurde ins Leben gerufen, damit grenzüberschreitende Überweisungen und Kartenzahlungen einfacher und preiswerter werden. Im November startet die Europa-Lastschrift. Das deutsche Verfahren bleibt bestehen, vorerst bis auf unbestimmte Zeit.”

Nach einer lesenswerten Studie der auf Kartenzahlungen spezialisierten Unternehmensberatung PaySys werden drei Faktoren die Fortsetzung des ELV in seiner heutigen Ausprägung nachhaltig verändern und können zur Beendigung dieses Verfahrens in Deutschland führen:

  1. Die SEPA-bedingte Abschaltung des deutschen Lastschriftverfahrens
  2. Die Issuer-bedingte Sperrung der Kontodaten auf dem Magnetstreifen bzw. im Chip
    im Rahmen der EMV-Migration
  3. Die  marktbedingte Beendigung der Konkurrenzfähigkeit des ELV gegenüber
    konkurrierenden Debitkartensystemen, deren Preise durch Wettbewerb oder Regulierung gesenkt werden

PaySys sieht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Faktoren in absehbarer Zeit (bis 2015) wirksam werden, als hoch an. Dies untermauerte der DSGV in einer Pressemitteilung vom Sommer. Danach soll die SparkassenCard möglichst bald ohne Magnetstreifen ausgestattet werden. Ab 1.1.2012 wird die SparkassenCard ausschließlich Bezahlverfahren mit Chip und PIN verarbeiten. Damit wird hier der elektronische Lastschrifteneinzug, den Banken auch als wildes Verfahren bezeichnen, hier nicht mehr möglich sein. Die 45 Millionen Benutzer der SparkassenCard werden sich also das Zahlung per Unterschrift abgewöhnen müssen.    

Der Handel befürchtet nun, dass es künftig nur noch bankgesteuerte Systeme geben könnte und der Einzelhandel dafür mehr zahlen muss, als für das derzeitige ELV. Diese kosten zwar tatsächlich pro Kundenzahlung weniger, dafür trägt der Einzelhandel aber hier das Ausfallrisiko (siehe auch diese Übersichtseite).

Man wird sehen, wie der Kampf in den nächsten Monaten weiter geht. Für die Endkunden ist derzeit daraus kein Nachteil erkennbar, denn er wird, ob mit oder ohne ELV, genügend Alternativen haben. Fragen sollten sich Kunden aber, wer eigentlich, was mit seinen Daten macht.

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