Dokumentation: Das Who is Who der US-Finanzszene im Interview zur Finanzkrise

Während es in Deutschland kein wahrnehmbares Interesse in der Politik, der Wirtschaft und offenbar auch der Wissenschaft an einer Aufarbeitung der tieferen Ursachen und Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise gibt, folgt aus den USA ständig neues Material. Gerade Ende Januar hatte die “Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC)” ihren Abschlussbericht vorgelegt, da stellt die Kommission jetzt auch noch einen Teil ihres Originalmaterials zur Verfügung: Sie hat Audiodateien veröffentlicht mit 296 Interviews zur Untersuchung der Ursachen und Auswirkungen der Finanzkrisen. Das ist unglaublich.

In der alphabetischen Aufstellung der Befragten (siehe unten) findet man illustre Name, die in welcher Form auch immer an der Finanzkrise mitgewirkt (Alan Grenspan oder Lehman Chef Richard Fuld) von ihr profitiert (Hedge Fonds Manager George Soros, Greg Lipmann oder John Paulson) oder sie beobachtet und kommentiert haben (Robert Shiller, Paul Krugman). Natürlich finden sich auch die Chefs der Top-Investmentbanken (Lloyd Blankfein von Goldman Sachs oder Jamie Dimon von JP Morgan Chase) in der Aufstellung, die fast ausschließlich auf den US-Markt beschränkt ist. Ich habe einmal in das Interview mit Dick Fuld, hineingehört. Erstaunlich, wie häufig dieser Top-Manager sich an bestimmte Sachverhalte nicht mehr erinnern kann.

Her werden hunderte Stunden feinste Innenansichten der USA zur Finanzkrise geboten. Das gäbe Stoff für sicher 1.000 und mehr Blogbeiträge. In Deutschland sucht man dagegen weiterhin vergebens nach einer unabhängigen Aufarbeitung der Krise, die den Steuerzahlern ungeahnte Belastungen und Risiken gebracht hat. So bleibt es vorläufig bei dem, wie ich finde sehr unbefriedigendem Ergebnis vieler punktueller Erklärungsansätze, von denen es mittlerweile zwar eine ganze Menge gibt, jedoch ein Big Picture fehlt.

Ich finde es weiterhin dringend notwendig, ähnlich wie die Enquete-Kommmission zur “Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit” eine Aufarbeitung der Finanz- und Wirtschaftskrise zu institutionalisieren und die Ursachen und Auswirkungen sowie die Wirksamkeit von Maßnahmen zu untersuchen.Die Art, wie z.B. die Staatshilfen für Banken, die Garantie für Einlagen oder gar die europäischen Rettungsfonds durch die parlamentarischen Gremien gepeitscht wurden, schreit nach Hintergrund, Rechtfertigung und Überprüfung. Oder nehmen wir Steuerzahler die enormen Risiken mit den oberflächlichen Erklärungen, die uns Politik und einige Wirtschaftskommentatoren geboten haben, einfach in Kauf. Ich möchte wenigstens rückwirkend wissen, ob die Maßnahmen wirklich „alternativlos“ waren.

Gliederungshilfen für eine Untersuchung der Finanzkrise bietet der Blick Log mit der “Mindmaps zur Finanz- und Wirtschaftskrise” und der Mindmap zur Aufarbeitung der Finanzkrise.

Und hier zur alphabetischen Namens-Übersicht der direkt auf die jeweiligen Audiofiles verlinkten Dateien der Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC).

This section contains audio files, transcripts and notes for interviews conducted by the Commission.

Quelle hier

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Tagged as: Aufarbeitung, Financial Crisis Inquiry Commission, Finanzkrise, Wirtschaftkrise

Dokumentation: Das Who is Who der US-Finanzszene im Interview zur Finanzkrise – Keine deutsche Aufarbeitung in Sicht

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