Android-Tablets kleben an Honigwaben fest: iPad-Konkurrenten positionieren sich mit mangelhaftem Marketing-Mix

by on 18. März 2011

Early Adopters haben es ja wirklich schwer in diesen Wochen. Ich würde mich ja gern zu einem Tablet-Fan mit Googles Betriebssystem Android 3.0 (= Honeycomb = Honigwabe) entwickeln und das eine oder andere Gerät einmal einem Business-Test unterziehen, sprich zu schauen, wie tauglich die neue Geräteklasse mit dem neuen Betriebssystem für den Geschäftsalltag ist.

Die Liste der seit Monaten angekündigten 10-Zoll Geräte wird zwar immer länger (siehe Kasten), Deutschland muss aber leider weiter auf sein erstes Honeycomb-Tablet warten. Die Hersteller kleben an den Honigwaben fest und kommen nicht zum Abflug.

Folgende Geräte könnten derzeit nach unserer Einschätzung die Tablets sein, die Apple nennenswerte Marktanteile wegnehmen werden. Betrachtet sind hier nur mindestens 10 Zoll-Tabletts mit dem Betriebssystem Android 3.0. In Klammern die voraussichtlichen Verkaufsstarts in Deutschland:

Die Links weisen auf aktuelle Berichte zu den Geräten.

Die Preis-, Produkt- und Distributionspolitik wird dabei immer verwirrender. Die Meldungen und Ankündigungen über die sechs Geräte, die nach der Papierform alle das Zeug haben könnten, dem iPad 2 Konkurrenz zu machen, lassen kein klares Bild erkennen. Selbst Recherchen in auf diese Geräteklassen spezialisierte Blogs (Tablet Blog, Netbook News oder Androider) schaffen keine Klarheit mehr. So macht man keine Kunden neugierig, sondern verschreckt sie und treibt sie direkt in die Hände von Apple. Der Sinn einer frühen Ankündigung, Kunden vom Kauf von Konkurrenzprodukten abzuhalten, wird so jedenfalls nicht erfüllt.

Für Marketing-Studenten bieten diese Beispiele jedenfalls hervorragenden Anschauungsunterricht, wie man den klassischen Marketing-Mix aus Produkt-, Preis, Distributions- und Kommunikationspolitik nicht gestalten sollte. Es reicht bekanntlich gerade nicht aus, einfach nur ein gutes und konkurrenzfähiges Produkt zu entwickeln. Es muss klar sein, wofür das Produkt steht, mit welcher Ausstattung es zu welchem Preis geliefert und wo es wann erhältlich sein wird.

Von den klassischen vier Säulen des Marketing-Mix wird hier allenfalls die Produktpolitik erfüllt. Aber was nützt eine Produktankündigung, wenn das Produkt nicht lieferbar ist, Interessenten wegen der Preispolitik verwirrt werden und nicht wissen, wann sie das Gerät wo erhalten. Als Benchmark für einen nahezu perfekten Marketing-Mix dient hier ganz klar Apple. Kein Unternehmen inszeniert etwa den Verkaufsstart seiner Produkte so perfekt (siehe als aktuelles Beispiel hier zum iPad 2) und macht die Kunden zu unbezahlten Werbeträgern. Das Unternehmen beherrscht die Instrumente virtuos und hat sich so zu Recht einen hohen Marktanteil am Tablet-Kuchen gesichert.

Und gerade mit der Preispolitik tun sich die Apple-Konkurrenten so richtig schwer. 700 € für den derzeit aussichtsreichsten Newcomer, das Motorola Xoom, oder gar 900 für das LG Optimus Pad wirken trotz besserer Ausstattung gegenüber dem iPad 2 (USB, SD-Karte) eher abschreckend. Plötzlich erscheint Apples iPad 2 gar nicht mehr so teuer. Offensichtlich will man die technische Avantgarde erst einmal abschöpfen. Preisbewussten Interessenten der neuen Geräteklasse würde ich empfehlen, den Kauf nicht zu übereilen und mindestens bis zum Sommeranfang zu warten. Spätestens im Juni/Juli sollten alle sechs iPad-Herausforderer und vielleicht noch mehr am Markt sein. Damit sollte dann auch Bewegung in die Preise kommen.

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