Deutsche Bank widerspricht sich wegen Griechenland-Umschuldung

by Dirk Elsner on 18. Juni 2011

Ich kann nicht mehr zählen, wie häufig sich in den vergangenen 24 Monaten die Schuldenkrise in Europa schon zugespitzt hat. Stets geht es um die Zukunft des Euros, Europas und muss eine neue Finanzkrise verhindert werden. Glaubwürdig ist das schon lange nicht mehr, was die Wirtschaftselite aus Politik, Institutionen und Unternehmen uns gerade in diesen Tage präsentiert.

Manch einer mag den Vorteil dieser Kakophonie darin erkennen, dass es für jede denkbare Position einen prominenten Fürsprecher gibt. Putzig wird immer dann, wenn unterschiedliche Positionen aus dem gleichen Haus kommen, wie am Freitag aus der Deutschen Bank.

Der Chefvolkswirt des Instituts setzte sich für einen bereits diskutierten Vorschlag ein, der zumindest realistisch klingt. Das Handelsblatt zitiert ihn so:

„Griechenland hat 340 Milliarden Euro Schulden. 170 Milliarden Euro davon könnten den Gläubigern abgekauft werden“, sagte Mayer dem „Weser-Kurier“ (Samstag). Sie bekämen dafür Anleihen des Europäischen Rettungsfonds ESFS im Verhältnis zwei zu 1. „Dann müssten noch 20 bis 30 Milliarden Euro in die Hand genommen werden, um das griechische Bankensystem abzuwickeln oder zu stabilisieren“, erläuterte Mayer. „Das bedeutet: Mit rund 200 Milliarden Euro ist das Problem glatt gestellt“, ergänzte er.

Sein Boss Ackermann dagegen will auf jeden Fall einen Zahlungsausfall vermeiden. Das Handelsblatt fasst das so zusammen:

Jede Umschuldung griechischer Staatsanleihen müsse für private Investoren rein freiwillig sein. Ein Kreditereignis oder Ratingereignis müsse in jedem Fall vermieden werden, sagte Deutschlands mächtigster Banker in einem Interview mit dem US-TV-Sender CNBC.

Sascha Juni 18, 2011 um 13:11 Uhr

Wo ist denn bei beiden Aussagen der Widerspruch?

Ich meine, was Ackermann anspricht kann doch auch die Problematik der Kreditausfallversicherungen sein.
Meines Wissens nach wird eine zwanghafte Umschuldung für die privaten Gläubiger als Kreditausfall gewertet womit automatisch alle Kreditausfallversicherungen fällig werden.

Da anzunehmen ist, dass sich die meisten privaten Gläubiger versichert haben könnte das immense Verwerfungen auf dem Versicherermarkt bedeuten und den ein oder anderen Versicherer bedrohen.

Insofern ist es doch richtig, sicher zu stellen, dass formal kein Kreditausfall festgestellt wird, was eben bedeutet, dass private Gläubiger nicht zur Umschuldung GEZWUNGEN werden können.

Ob diese auf freiwilliger Basis aber tatsächlich bereit sind, eine Umschuldung vorzunehmen, nun da bin ich etwas skeptisch…

dels Juni 19, 2011 um 09:00 Uhr

Der Widerspruch bezieht sich vor allem darin, dass Ackermann nur von einer „freiwilligen“ Umschuldung spricht, die es aber faktisch nicht geben kann und aus aktienrechtlichen Gründen nicht geben darf. Thomas Mayer schlägt dagegen eine ganz konkrete Umschuldungsmaßnahme vor.

Marsman Juni 18, 2011 um 11:57 Uhr

Nahezu zufällig kommt jetzt in Irland ein sehr
wesentlicher Aspekt der Bankenkrise ans Tageslicht.
Nämlich die Auswirkungen die die einseitig abgegebenen Garantien für die irischen Banken 2008 dann Europaweit hatten. Damit wurde ganz ein
schlechtes Beispiel gesetzt das, wenn sonst, dann
natürlich die Banken und der Lobby setzte. Und nicht nur die, sondern auch die dann neue Rolle
der Politker als „Retter“ einleitete.

IRELAND’S “UNILATERAL” bank guarantee of September 2008 was the trigger for subsequent EU-level actions to preserve Continent-wide financial stability, according to Joaquin Almunia, EU commissioner for competition.
http://www.irishtimes.com/newspaper/finance/2011/0618/1224299153081.html

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