Impressionen einer Deutschlandpremiere: WIRED is not tired:

by Dirk Elsner on 9. September 2011

imageIch glaube 1994 hielt ich das erste Mal die US-Ausgabe des WIRED-Magazins in den Händen, als ich in San Jose im Silicon Valley im Supermarkt die Zeitschriften nach interessantem Lesematerial durchschaute. Das Magazin fiel mir damals durch seine ungewöhnliche Optik auf und landete sofort im Einkaufswagen. Und auch die Inhalte begeisterten mich, warf das Heft schon damals einen weiten Blick in eine faszinierende technische Zukunft. Während wir damals in Deutschland noch mit BTX spielten, hatte WIRED damals schon längst das Netz entdeckt.

Seither ist das WIRED-Magazin mein erster Kauf, wenn ich in den USA bin. Der Charakter des Magazins hat sich mehrfach geändert und ist weniger techniklastig geworden. Seit damals habe ich immer wieder vergeblich auf eine deutsche Ausgabe gehofft. Gestern war es nach Wochen der Ankündigung über wired.de endlich soweit und ich konnte im lästigen Bundel mit einer Zeitschrift, die sich GQ nennt, das Magazin erwerben.

Hier die Impressionen eines Medienkonsumenten.

Das Magazin sieht und fühlt sich von Außen tatsächlich so an, wie die US-Ausgabe. Die Angabe Ausgabe 1 lässt ja schon jetzt hoffen, dass es eine weitere Ausgabe geben wird. Inhalte auf der Titelseite und im Inhaltsverzeichnis lassen erahnen, dass es hier nicht nur auf Technik ankommt.

Hier ein Schnelldurchlauf:

  • fein, das iPhone-Defizit
  • interessant, wie Albert Einsteins Relativitätstheorie in das GPS einfließt
  • sehr feinsinnig, die Replik von Gunter Dueck auf Frank Schirrmachers Angst vor der Auslagerung unseres Gehirns auf Google.
  • lehrreich, der Bericht über die Technikaffinität Israels
  • überflüssig, die Bildstrecke Fetisch
  • überblättert, die Geschichte über die Zukunft der BMWs
  • sehr treffend, der Beitrag Geeks, insbesondere dem Schlussabsatz würde ich unwidersprochen unterzeichnen
  • faszinierend, Jeff Jarvis Geschichte über den ersten Technologieunternehmers, Johannes Gutenberg
  • sündhaft, der Beitrag über das mir bisher nicht bekannte Netzwerk Badoo
  • bedrohlich der Beitrag über Darknets
  • unter 2022 nach der Energiewende hatte ich vollkommen andere Inhalte erwartet
  • Porträts der Geeks selektiv gelesen, natürlich das von Olaf Storbeck, dessen Mission auch zu meinem Blog passen könnte: “Weltwirtschaft erklären und PR der Ökonomen entlarven”

Was bleibt hängen? Die Optik und Gestaltung der Beiträge erinnert in jedem Fall an das Original ohne wie ein Abklatsch zu wirken. Hier erfüllt das Heft auf jeden Fall die Erwartungen. Es sind einige Techstories enthalten, jedoch nicht so viel, wie ich erwartet hätte. Dafür, dass Wirtschaft im Obertitel zu finden ist, hätte ich mir mehr echte Wirtschaftsthemen gewünscht, war ja klar oder? Gut gefallen hat mir, dass ich über Dinge gelesen habe, denen ich so noch nicht in anderen Zeitschriften oder im Web begegnet bin. Das hat Spaß gemacht.

Irgend etwas hat mir jedoch gefehlt und ich kann nicht einmal sagen, was es ist. Vielleicht habe ich ein Überthema vermisst, eines, dass vielleicht weitere Diskussionen anzetteln könnte oder worauf ich einen Beitrag für den Blick Log aufbauen könnte. Diesen Ansatz bietet einzig der Beitrag von Thomas Knüwer über Geeks.

Besonders vermisst habe ich die Vorschau auf das nächste Heft. Ich würde auf jeden Fall die nächste Ausgabe kaufen und hoffe auf eine stetige Weiterentwicklung.

Mein Fazit: Eine gelungene Deutschlandspremiere. Wired is not tired, aber es besteht noch Potential für mehr.

Professionelle Medienreaktionen gibt es über diesen Blogeintrag.

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