Infografik: Deutschlands Schulden

by on 19. Februar 2012

Von GeVestor gibt es wieder eine feine Infografik. Diesmal zu den Staatsschulden Deutschlands mit allerlei Detailinformationen auf einen Blick. 

Schulden von Deutschland: Wann platzt die Blase?

GrandCru Februar 22, 2012 um 14:29 Uhr

Die Zahlen scheinen in einigen Punkten deutlich falsch zu sein. Z.B. „Die Bundesregierung hat pro Sekunde …“ ist ungefähr um 300% zu hoch angesetzt. Rechnet man nach, geht das Plakat von knapp 72 Mrd. Neuverschuldung aus. Tatsächlich waren es schließlich 17,3 Milliarden Euro.

@ Bangemann Dass die staatlichen Zinszahlungen an die Reichen gehen, ist natürlich nicht einmal die halbe Wahrheit. Die Leute, die wirklich was auf der Kralle haben, haben nur wenig Zinspapiere, eher Unternehmensbeteiligungen aller Art. Und wenn Zinspapiere, dann eher die besser Verzinslichen wie Unternehmensanleihen oder ausländische Zinspapiere. Zudem kriegt der Staat bei den Leuten mit höherem Bestand an Zinspapieren gleich 26% wieder zurück (Abgeltungssteuer). Bundesanleihen werden zu einem großen Teil vom Sparvolk gehalten, direkt oder indirekt über Pensionskassen, KLVs und überhaupt Versicherungen. Im Übrigen hat der Bund seit fast 20 Jahren nicht mehr so wenig Zinsen gezahlt wie im vergangenen Jahr: „Der Bund hat im vergangenen Jahr 32,8 Milliarden Euro Zinsen gezahlt – so wenig wie seit 1993 nicht mehr.“ (Spiegel) Wie gesagt, betroffen von den Niedrizinsen sind die Keinsparer, die gar nicht mehr merken, dass sie nach Steuern und Inflation real immer weniger haben – „Nominalwertillusion“ nennt man das.

Dirk Elsner Februar 22, 2012 um 14:49 Uhr

Das ist das Dilemma mit solchen Grafiken. Eigentlich müsste man wissen, ob damit die Brutto- oder Nettoneuverschuldung gemeint ist. Bei Brutto würde die Zahl eher hinkommen, wobei ich diese so schnell nicht gefunden habe.
Aber man könnte natürlich noch die Frage stellen, in wie weit Nebenrisiken wie z.B, aus der Hypo Real Estate Bad Bank berücksichtigt sind.

Andreas Bangemann Februar 19, 2012 um 12:10 Uhr

Interessant bei solchen Grafiken, finde ich immer die Dinge, die nicht darin erscheinen. Beispiel: Bei den Steuereinnahmen haben die „Einkommensteuern“ den größten Anteil von insgesamt 34,1 %. Mit dieser Zahl hantieren die „Besserverdienenden“ auch immer, wenn sie darauf verweisen, dass sie ja auch die größte Steuerlast tragen.
Spaltet man die insgesamt 166,6 Milliarden Euro Einkommenssteuer auf, stellt man fest, dass darin knapp 129 Milliarden Lohnsteuern sind – das ist das, was dem „einfachen“ Arbeiter von seinem Arbeitgeber einbehalten und ans Finanzamt weitergeleitet wird. Die eigentlichen Einkommenssteuern für Einkommenssteuerpflichtige, worin all die „Besserverdienenden“ Stützen der Gesellschaft ja zu suchen sind, betrugen 2012 lediglich 31 Milliarden Euro und die auch in den Einkommenssteuern enthaltene „Zinsabschlagsteuer“ gar nur 8,8 Milliarden.
Im Klartext: Das berühmte 1% unserer Mitmenschen, bei denen sich in zunehmendem Maße die Geldvermögen konzentrieren, halten sich beim Steuerzahlen im Vergleich zu den „normalen“ Menschen bescheiden zurück. Ihr Anteil bei den Einkommessteuern liegt – bezogen auf ihre Gesamtgröße – bei ca 24%, 76 % zahlen die Lohnsteuerzahler. Bezogen auf die gesamten Steuereinnahmen beträgt dieser Anteil sogar nur 8 %, während die Lohnsteuern über 26% zu den Steuereinnahmen beitragen.

Da ich jetzt nicht zu lange kommentieren will, nur noch bei den Ausgaben der Hinweis, dass der zweitgrößte Ausgabenposten gar nicht aufgeführt wird: die Zinsen für die Staatsschulden. 2010 mussten Bund, Länder und Gemeinden rund 63 Milliarden € Zinsen beszahlen, was rund anderthalb mal mehr, als die Einnahmen aus Einkommenssteuern und Zinsabschlagsteuern. Berücksichtigt man, dass die Zinszahlungen des Staates am Ende in den Taschen der 1% landen, sollten wir bemerken, dass unser Staat zunehmend zur „Sozialkasse“ für die Reichen wird und nicht etwa zu einem „überbordenden Sozialstaat, der über seine Verhältnisse lebt“.
Zinskosten sind der zweitgrößte Haushaltsposten, deutlich vor der Verteidigung. Zu Beginn der 70er Jahre z.B. waren die Zinskosten an 9. Stelle in der „Tabelle“ der Kpstenträger.

Die Grafiken sind lehrreich und grafisch hervorragend. Aber sie sind auf die Belange der Klientel der Erzeuger dieser Grafiken ausgerichtet. Auch das mag ihnen unbenommen bleiben. Für eine objektive Einschätzung des Zahlenmaterials fehlen aber wichtigste Informationen.

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