Studie: Banken werden App-gehängt

by Dirk Elsner on 27. März 2012

Normalerweise veröffentliche ich hier ja keine Medienmitteilungen. Aber der Inhalt dieser Meldung der nach eigenen Angaben unabhängigen in der Schweiz sitzenden Researchfirma My Private Banking entspricht tatsächlich meiner Wahrnehmung beim Angebot mobiler Banking-Apps. Ich empfehle den nachfolgenden Text dennoch mit etwas Vorsicht, weil man der Information nicht entnehmen kann, wie viele und welche Nutzer befragt wurden. Man wird nur insoweit informiert, dass durch Interviews mit Nutzern die 10 wichtigsten Funktionen von Banking-Apps ermittelt wurden. Schön wäre es gewesen, wenn man erfahren würde, welche Funktionen denn überhaupt zur Auswahl gestanden haben.

Anhand der Analyse von fast 200 Apps der weltweit 50 führenden Banken wurde dann das Angebot an den gewünschten Funktionen ermittelt und mit den Bedürfnissen verglichen. Einen solchen Abgleich wiederum halte ich für plausibel.

Mehrheit der Banken bietet nur Basisfunktionen – Datenschutz grosser Schwachpunkt

Nur für drei der zehn wichtigsten Funktionen, die Nutzer von ihrer Banking Mobile App erwarten, ist das Angebot der Banken ausreichend. Die ist ein zentrales Ergebnis einer Untersuchung von MyPrivateBanking Research, für das die Schweizer Researchfirma die Funktionen der Mobile Apps von 50 weltweit führenden Topbanken mit den Erwartungen der Nutzern verglich.

Aus Sicht der Nutzer ist ein hohes Mass an Sicherheit sowie Funktionen wie Online-Banking und Suchfunktionen für Filialen und Geldautomaten obligatorisch. Aber auch Angebote für den Wertpapierhandel und vielfältige Interaktionskanäle zur Bank und zum Berater sind sehr wichtig. Weniger bedeutend ist für den Nutzer das Angebot von Instrumenten zur Finanzplanung, Unternehmensinformationen oder Researchberichten. “Nutzer von Banking-Apps sind anspruchsvoll und erwarten mehr als nur Online-Banking Funktionen”, sagt Steffen Binder, Researchleiter von MyPrivateBanking. “Angebote zur Interaktion sowie eine Einbindung von Social Media sind zukünftig ein Muss, um die neue Generation von Kunden zu halten und zu gewinnen”.

Im Vergleich mit den von Nutzern erwünschten Funktionen zeigt die MyPrivateBanking Untersuchung allerdings erhebliche Mängel in den Angeboten der führenden Banken. Nur die Basisfunktionen wie eine Kontenübersicht oder Filialsuche wird von mehr als 80% der Banken angeboten. Andere zentrale Funktionen wie den Wertpapierhandel bieten nur 40% der Banken an und noch weniger Banken integrieren neue Kommunikationskanäle und Social-Media-Angebote in ihre Apps.  "Wir sehen eine grosse Lücke zwischen den Angeboten der Banken und den Erwartungen der Nutzer“, fasst Steffen Binder die des Vergleichs zusammen. „Banken müssen sofort beginnen nicht nur sämtliche Banking-Angebote in ihre Apps zu integrieren, sondern auch die bevorzugten Kommunikationskanäle der Kunden, sei es E-Mail, Facebook oder Twitter.”

Die unzureichende Sicherheit der Banking-Apps ist aus Sicht von MyPrivateBanking die grösste Enttäuschung der Untersuchung. Trotz der hohen Sensibilität der Daten bieten nur 30% der Banken ausreichende Sicherheitsleistungen im Hinblick auf die Verschlüsselung und den Schutz der Passwörter an. Für die Banken mitungenügenden Sicherheitsfunktionen sieht MyPrivateBanking Research ein hohes Risiko für Datenmanipulation – unabhängig davon wie gut die anderen Funktion sind.

Anteil der Banken mit App-Funktionen die Kundenerwartungen erfüllen:

Wichtigste Funktionen von Banking-Apps aus Nutzersicht

% der weltweit führenden 50 Banken mit Angebot der App-Funktion  

Kontenübersicht

94%

Online-Banking

84%

Filialen- und/oder Geldautomatensuche

84%

Marktinformationen

64%

Wertpapierhandel

40%

Informationen zu Produkten/Services

36%

Direktkontakt mit Berater (z.B. Chat, Messaging)

36%

Video- oder Podcast

32%

Sicherheit und Datenschutz

30%

Link zum Facebook-Profil

18%


Analysierte Banken:
ABN Amro, ANZ Bank, BBVA, Bank of China, Bank of Montreal, BNY Mellon, Barclays, BB&T, BNP Paribas, BofA, Bradesco, Caisse d’Epargne, CIBC, Citibank, Clariden Leu, Commerzbank, Credit Agricole, Credit Suisse, Danske Bank, DBS Bank, Deutsche Bank, Dexia, Erste Bank, HSBC, ING, Intesa Sanpaolo, Itau Private Bank, J.P. Morgan, Kotak Mahindra Bank, Merrill Lynch, Mitsubishi UFJ Financial Group, National Australia, Nordea, PNC, Postbank Deutschland, Rabobank Group, Royal Bank of Canada, Royal Bank of Scotland, Santander, SEB, Société Générale, Sparkasse Deutschland, Standard Chartered, Suntrust, Toronto Dominion, UBS, UniCredit, Volksbank Deutschland, Vontobel, Wells Fargo

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