Bundesbank über Innovationen im Zahlungsverkehr: Bedeutungszuwachs für Nichtbanken

by Dirk Elsner on 17. Oktober 2012

Das hatte ich ganz übersehen. Die Bundesbank hat sich im Monatsbericht September auf 14 Seiten sehr ausführlich und lesenswert mit Innovationen im Zahlungsverkehr befasst. In dem Text finde ich viele meiner eigenen Positionen bestätigt. Erfreulich, dass die Bundesbanker den neuen Entwicklungen sehr positiv gegenüber stehen. Gleichwohl machen sie sich auch Sorgen über die Kontrolle und räumen ein, dass sie mehr Informationen benötigen.

Ich ziehe hier ein paar Zitate aus dem Aufsatz, empfehle aber den kompletten Text, den es hier als pdf-Download gibt.

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“Wenngleich sich viele Innovationen im Zahlungsverkehr noch in der Einführungs- und Wachstumsphase befinden, wird diesen Entwicklungen ein hohes Entwicklungspotenzial zugebilligt. Innovationen können erhebliche Veränderungen auf dem Markt für Zahlungsdienste bewirken und zum Beispiel die Bedeutung der Banken in dem für sie traditionellen Geschäftsbereich verringern.

Bereits heute zeichnet sich ab, dass sich der Wettbewerb im Zahlungsverkehr durch Nichtbank-Anbieter – wie zum Beispiel Internethändler oder Mobilfunkgesellschaften – aufgrund ihrer technologischen Kompetenz oder gut ausgebauten Kundenbasis verstärken dürfte. Diese Tendenzen sind auch international festzustellen, wie eine kürzlich erschienene Studie des Baseler Ausschusses für Zahlungsverkehrs- und Abwicklungssysteme mit dem Titel „Innovations in Retail Payments“ zeigt.”

Der unbare Zahlungsverkehr in Deutschland hat sich in den letzten 50 Jahren rasant entwickelt. Derzeit werden in Deutschland pro Jahr fast 18 Milliarden Zahlungen im Gegenwert von rund 68 Billionen € abgewickelt; rechnerisch tätigt damit jeder Einwohner pro Jahr 212 Zahlungen im Gegenwert von circa 31000 €.

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Die große Zahl von innovativen Entwicklungen und Produkten zeigt, dass die Dynamik im Zahlungsverkehr hoch ist. Gleichwohl befinden sich in Deutschland viele innovative Bezahlverfahren noch in der Pilot- beziehungsweise Erprobungsphase oder konnten einen gewissen Markterfolg nur in sehr eingeschränkten Anwendungsbereichen (z.B. an Automaten) erreichen. In den typischen Zahlungssituationen dominieren weiterhin die klassischen Zahlungsmittel und -instrumente. So ist in Deutschland Bargeld das mit Abstand meistgenutzte Zahlungsmittel an den Handelskassen sowie im Privatbereich (Person-to-Person).

Bedeutungszuwachs für Nichtbanken

Eine zunehmend wichtigere Rolle im Zahlungsverkehr nehmen Nichtbanken ein, das heißt Anbieter im Zahlungsverkehr, die keine Banklizenz im klassischen Sinn besitzen. Die Entwicklung ist neben technischen Faktoren auch durch das regulatorische Rahmenwerk begründet. Unter Umständen stoßen Nichtbanken mit ihren Dienstleistungen in eine regulatorische „Lücke“, für die bislang kein Bedarf nach gesetzlicher Regelung gesehen wurde. In vielen Ländern wurden die regulatorischen Vorgaben aber auch so verändert, dass bestimmte Zahlungsdienste nicht mehr nur durch klassische Banken, sondern auch von Nichtbanken erbracht werden können. Sie nutzen innovative Technologien, um ihre spezifische technische Kompetenz oder die bestehende Kundenbasis auch im Zahlungsverkehr einsetzen zu können.

Insbesondere bei Internet- und mobilen Zahlungen sind Nichtbanken die zahlenmäßig dominante Anbietergruppe. In vielen Fällen führt die Beteiligung von Nichtbanken dazu, dass die traditionelle, von Banken dominierte Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr aufgebrochen wird. So schaltet sich zum Beispiel bei „SOFORT Überweisung“ der Nichtbank-Anbieter in die Kommunikation zwischen dem Händler, dem Käufer und seiner Bank.

Mitunter fungieren Nichtbanken (z.B. das Versandhaus „amazon“) als Zahlungsverkehrsportale“, indem sie angeschlossenen Händlern die Nutzung ihrer eigenen Abwicklungsplattform anbieten oder ihnen die Abwicklung mehrerer Zahlungswege „aus einer Hand“ ermöglichen.

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