WhatsApp-Konkurrent WeChat bald mit integrierten Zahlungsleistungen?

by Dirk Elsner on 5. Juni 2013

In meiner aktuellen Kolumne für das Wall Street Journal wird es um den Stand im Mobile Payment gehen. Bei der Recherche für den Artikel war ich auf einige Berichte über die Integrationen von Zahlungsfunktionen in so genannte Messaging Systeme gestoßen. Messaging Systeme sind Anwendungen wie etwa WhatsApp, das sich bekanntlich wachsender Beliebtheit und Verbreitung erfreut. Manche sehen WhatsApp gar als ernste Konkurrenz zu Facebook. Ich kann das nicht beurteilen.

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Quelle: Webseite von WeChat

Bereits im November letzten Jahres berichtete das Wall Street Journal über Planungen der chinesischen Tencent Holding, in den Chat Client und WhatsApp-Konkurrenten WeChat Zahlungsdienstleistungen zu integrieren. Insbesondere asiatische bzw. pazifische Techseiten spekulieren recht munter über diese Funktionen. Schon jetzt können Nutzer nach einem Bericht von BDlive QR-Codes über diese Anwendung nutzen, um Rabatt-Kupons auf ihren Smartphones einzulesen. Laut Marbridge Daily sollen die neuen Funktionen angeblich ab Version 5 (aktuell wird im Playstore für Android die Version 4.5.1 angeboten) zur Verfügung stehen. In den Gerüchten bei Marbridge unter Bezug auf leider nicht verlinkte Quellen heißt es:

 

“The launch of payment functionality. With integration between WeChat and Tencent’s third-party payment tool TenPay, WeChat will officially support payments. WeChat will also add mobile payment features allowing users to pay by scanning QR codes with their smartphones.”

Ich kenne WeChat nicht, weiß aber um die Stärken und Schwächen von WhatApp. Darin eine Zahlungsfunktion zu integrieren, wäre natürlich eine pfiffige Lösung. Zumindest Kleinstbeträge ließen sich so schnell von A nach B verschieben. Ich stelle mir das noch bequemer vor als die Zahlungen innerhalb von Fidor mit dem fidorpay-Konto.

Freilich ist es keineswegs trivial, Zahlungsfunktionen in einen solchen Client zu integrieren. Wenn einer User per Smartphone ganz einfach Geld an jemanden aus seiner Kontaktleiste versenden wollte, dann setzt das im Hintergrund einen ganzen Berg von technischen, rechtlichen und organisatorischen Anpassungen voraus. Das Chat- und Kurznachrichtentool steht ja immer wieder aufgrund von Sicherheitslücken in der Kritik. Und dabei geht es nur um den Tausch von Textbotschaften. Will man über diesen Weg Peer2Peer-Zahlungen austauschen, müsste man ein ganz anderes Niveau an Sicherheit erreichen. Daneben wären Fragen der internationalen Regulierung, der Geldwäsche und diverser bankspezifischer Fachlichkeiten zu beachten. Ich rechne also nicht damit, dass wir hier in Kürze etwas bei WhatsApp sehen werden, bin aber gespannt, ob und was WeChat in Version 5 vorstellt.

Oli August 24, 2013 um 15:14 Uhr

Die Version 5.0 von WeChat ist seit einigen Tagen verfügbar und ich hab sie bereits auf meinem Handy (kam gerade einen Tag, nachdem ich obenverlinkten Beitrag auf meinem eigenen Blog geschrieben habe). Ein Zahlsystem gibt es noch nicht, obwohl ich in China auch von solchen Spekulationen gehört habe.

Dafür hat man vorerst einen anderen Weg zur Monetarisierung gewählt. Für etwa einen Euro können Nutzer sogenannte Aufkleber kaufen, also besonders süsse Smileys. Diese Einnahmequelle hat man von Kakaotalk (Korea) und Line (Japan) übernommen. Ob sichs auf einem europäischen Markt rechnet, ist meiner Meinung etwas fraglich.

Eine Bezahloption mittels QR-Scanner gibt es aber schon seit einigen Jahren in Japan. Das ist dort allerdings nicht in eine Chat-App integriert – und so lange man nicht vom Handy A auf Handy B was überweisen will, macht meiner Meinugn eine solche Integration kaum Sinn.

WeChat wird sich vermutlich trotzdem auf dem Markt durchsetzen und mittelfristig Whatsapp verdrängen. Wieso? Ganz einfach, weil es erstens im Funktionsumfang deutlich besser und zweitens kostenlos ist.

Salamander Juni 5, 2013 um 08:53 Uhr

Interessant, gerade bei P2P-Bezahlsystem ist die Marktdurchdringung ein entscheidender Erfolgsfaktor, WhatsApp ist hier bestens aufgestellt.
Im aktuellen Payment-War und der Konsolidierungsphase der vielen Lösungen würde ich einer Zusammenarbeit von WhatsApp mit einem erfahreneren Player sehr gute Chancen ausrechnen.
Sofern – wie im Artikel genau erkannt – die Sicherheit stimmt. Hier ist WhatsApp immer noch das StartUp, das vom Erfolg überrannt wurde.
Bin gespannt auf den ganzen Artikel!

Dirk Elsner Juni 5, 2013 um 20:55 Uhr

Danke für die Rückmeldung.
In der Kolumne wird es aber gerade nicht um WhatsApp gehen. Das ist viel zu spekulativ.

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