Mobile Payment wächst etwas langsamer als erwartet

by Dirk Elsner on 19. Juni 2013

In meiner letzten Kolumne für die deutsche Online Ausgabe des Wall Street Journals befasse ich mich mit meinen Ernüchterungen zum mobile Payment unter dem Titel:

Wann kommt die “Killer App” für das mobile Bezahlen?

Ich komme da zu dem Ergebnis:

“Die vielen fragmentierten Ansätze erschwer en den Durchbruch auf dem hoch dynamischen Markt. Das Ende der klassischen Geldbörse und ihr flächendeckende Ersatz durch das Smartphone liegt daher noch in der Ferne. Die Killeranwendung für das mobile Bezahlen muss erst noch entwickelt werden. Aber genau genommen kommt es auf dem verzwickten Markt nicht darauf an, die beste Anwendung zu entwickeln, sondern das beste Zusammenspiel zwischen Kunden, Händlern, Zahlungsabwicklern und Banken zu organisieren.”

Der Artikel basierte vorwiegend auf persönlichen Beobachtungen und Schlussfolgerungen. Kurz nach Abgabe des Beitrags in der Redaktion reichte das Research-Institut Gardner Daten nach. Danach reduzieren sie ihre Prognosen für das mobile Bezahlen z.T. deutlich. Allerdings wächst es weiterhin sehr stark. Was allerdings fehlt ist eine klare Abgrenzung, was hier unter mobile Payment verstanden wird. Gardner schreibt:

We expect global mobile transaction volume and value to average 35 percent annual growth between 2012 and 2017, and we are forecasting a market worth $721 billion with more than 450 million users by 2017,“ said Sandy Shen, research director at Gartner. „Nevertheless, we have lowered the forecast of total transaction value for the forecast period due to lower-than-expected growth in 2012, especially in North America and Africa.“

As for NFC transaction value, Gartner said its forecast has been reduced by 40 percent throughout the forecast period due to disappointing adoption of NFC technology in all markets. According to Gartner’s predictions, NFC will account for only about 2 percent of total transaction value in 2013 and 5 percent of the total transaction value in 2017.”

Das sind immer noch beeindruckende Daten, auch wenn mir nicht ganz klar ist, was hier eigentlich gezählt wird. Die größten Treiber für mobile Zahlungen seien Überweisungen und Wareneinkäufe. Überweisungen würden weltweit 71% der mobilen Transaktionen ausmachen, während 21 Prozent der mobilen Transaktionen für den Kauf von Waren sein wird. Die Gesamtzahl mobiler Transaktionen für den Kauf von Waren sei immer noch klein, weil die Nutzungserfahrung für mobile Geräte noch optimiert werden müsse. Das deckt sich mit meinen Beobachtungen.

Wer angesichts dieses Beitrags und meines Beitrags zum ausbleibenden Untergang der Bankfiliale meint, ich hätte meine Sichtweise zu den Änderungen im Banking geändert, der täuscht sich übrigens. Der mobile Trend ist ungebrochen. Das unterstreicht auch der Beitrag von Chris Skinner “Proof that mobile banking is killing the branch”. Das einzige, was vielleicht gedämpft wird ist der euphorische Überschwang einiger Gurus, die glauben morgen finden wir bereits ein vollkommen geänderte Welt im Banking vor. Für diesen blinden Glauben an Veränderungen bin ich vielleicht schon zu lange dabei und weiß, wie schwer sich Unternehmen aber auch Kunden mit Veränderungen bei Finanzdienstleistungen tun.

Banken jedenfalls, die glauben, sich zurücklegen zu können und sich nur auf die Regulierungshausaufgaben beschränken, unterschätzen die Dynamik der neuen Entwicklung und auch die langen Lernphasen für das Next Generation Finance. Eine Bank, die den neuen Zahn der Zeit verstanden hat, ist offenbar die spanische Banco Santanter. Sie hat sich gerade an iZettle, einem schwedischem Starup im Payment-Segment beteiligt. Selbst wenn iZettle nicht am Markt durchsetzen sollte, so kann man jedenfalls auch wichtige Erkenntnisse über das neue Banking erhalten.

Lutz Breunig Juni 20, 2013 um 18:25 Uhr

Die Bereitschaft für Mobile Payment ist sicherlich auch eine Frage der Höhe einer solchen Transaktion – wie auch immer eine solche Entscheidung begründet ist.

Nixda Juni 19, 2013 um 15:21 Uhr

Ich zahle auch heute noch am liebsten Bar. Und dafür gibt es zwei gute Gründe: Ich habe über die Notwendigkeit zum Geldautomat zu gehen eine viel bessere Kontrolle über meine Geldausgaben, die ich bei permanenten bargeldlosen bezahlen nicht habe. Zweitens, und da haben mich die Nachrichten der letzten Tage nur bestätigt, will ich nicht, dass mein Name mit jeder Adresse, Zeitpunkt und jeder einzelnen gekauften Ware auf dem Kassenzettel der Scannerkasse nach dem Bezahlvorgang auf immer in irgendwelchen Datenbanken lagert.

So viel bequemer ist Zahlen mit dem Handy auch nicht, dass es diesen Nachteil aufheben würde (im Gegenteil finde ich es auch nicht sehr bequem). Auch auf die Gefahr hin, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft schon deshalb verdächtig sein könnte,weil meine Datenspur nicht so breit ist wie die anderer Leute….

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