RIP Berthold Beitz: Der letzte Manager, der Unternehmer war

by Dirk Elsner on 1. August 2013

Berthold Beitz ist tot. Der “Patriarch” von ThyssenKrupp starb am Dienstag mit 99 Jahren auf Sylt. Die schnelle Reaktion der Medien lässt darauf schließen, dass man in den meisten Redaktionen darauf vorbereitet war und schnell mit Nachrufen reagieren kann. Man muss die vielen Nachrufe auf den “Wirtschaftswunder-Mann” wahrscheinlich nicht zum Nennwert nehmen. Der Tod einer solchen Persönlichkeit der Wirtschaft ist nicht der Zeitpunkt, sich mit den kritischen Seite seiner bemerkenswerten Karriere zu befassen.

An was ich aber spontan dachte, als ich gestern Abend über seinen Tod las, dass damit der letzte Manager gestorben ist, der auch Unternehmer war. Glaubt man den Darstellungen, dann hatte Beitz eine langjährige Vision für “sein Unternehmen”. Er war nicht auf kurzfristigen Erfolg und die eigene Selbstdarstellung erpicht. Vermutlich benötigte er auch keine professionellen PR-Berater, die in Form des Storytellings an Legenden strickten, die ihn gut aussehen ließen. Die Anerkennung hat er sich durch seine Lebensleistung verdient und dem Versprechen, “sich sich um den Fortbestand der Firma Krupp zu kümmern” (FAZ). Ich schätze auch, dass er seine Entscheidungen getroffen hat, ohne sich vorher durch Rechtsgutachten absichern zu lassen.

Weiter schreibt Werner Sturbeck für FAZ Online: “Und gleichzeitig war er ein Mensch hoher moralischer Ansprüche und preußischer Disziplin, der als Generaldirektor der Firma Krupp handeln konnte wie ein Eigentümer und daher lange der mächtigste Manger in der deutschen Wirtschaft war. Dabei war Beitz kein Karrierist, mehr ein Rebell, kein von politischen oder gesellschaftlichen Visionen getriebener Wortführer, vielmehr ein Mensch, der ungeachtet des gesellschaftlichen Komments seinem eigenen moralischen Kompass folgte.” Genau diesen Kompass vermissen wir heute bei vielen Managern. Insbesondere die peinliche Schlacht um die Leitung von Siemens deutet darauf hin, dass viele Manager heute andere Prioritäten haben. Vielleicht hat er auch deswegen seinen eigentlich designierten Nachfolger für den Vorsitz der mächtigen der Krupp-Stiftung noch im Frühjahr diesen Jahres fallen gelassen.

“Die Macht der Krupp-Stiftung”, so schreibt das Wall Street Journal, ”und ihres unangefochtenen Chefs Beitz hat immer wieder auch Kritik ausgelöst. Vor allem das Sonderrecht für die Stiftung, drei Mitglieder des ThyssenKrupp-Aufsichtsrats bestimmen zu dürfen, bemängelten Investoren.” Glaubt man der FAZ, dann war Beitz entspannter gegenüber den “Märkten”. Sturbeck schreibt: “Kritik von Kapitalmarktvertretern nahm er ohnehin nicht ernst, denn ihnen unterstellte er nur kurzfristige Eigeninteressen.”

Beitz verdankt seine bemerkenswerte Karriere sicher seinem Können, aber übrigens auch dem Zufall, wie man auf Manager Magazin Online lesen kann:

“Anfang der 1950er-Jahre begegnete Beitz eher zufällig Alfied Krupp. Den beindruckte Beitz offenbar so sehr mit seinem überzeugenden Auftreten, dass Krupp Beitz im Jahr 1953 zu seinem Generalbevollmächtigten ernannte.”

Unter welchen Umständen sich die beiden genau 1952 getroffen haben, habe ich gestern Abend nicht mehr heraus bekommen. Aber sicher dürfte sein, dass Beitz ohne dieser Begegnung eine andere Laufbahn eingeschlagen hätte und vielleicht in der Versicherungsbranche weiter gearbeitet hätte. Glaubt man Wikipedia, dann trafen sie sich “zufällig im Essener Atelier des Bildhauers Jean Sprenger. Einige Wochen später, am 25. September 1952, kamen die beiden in Hamburg erneut zusammen und Krupp bot Beitz die Position eines Generalbevollmächtigten des Konzerns an. Beitz willigte ein und wurde im November 1953, nach der Rückübertragung des Unternehmens, zu Krupps persönlichem Vertrauten und übte das Amt als Generalbevollmächtigter bis 1967 aus.”

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