Von Prognosen über die "richtige" Finanzmarktregulierung zur Evolution

by Dirk Elsner on 3. Januar 2014

Heute geht mein Weihnachtsurlaub zu Ende. Das ist nicht nur schade, weil ich dann wie den Beginn dieses Beitrags, nicht mehr auf dem Balkon eines Urlaubshotels schreiben kann, sondern auch weil damit die Zeit des intensiven Lesens wieder einmal vorbei ist. Leider wird ja mein Stapel ungelesener Bücher ständig länger und nur während Bahnfahrten und Urlauben gelingt es mir, ihn etwas abzubauen.

In der Woche an der südwestlichen Peripherie Europas habe ich dreieinhalb Bücher verschlungen, die mich fasziniert haben und nachdenklich machten aber auch in einigen meiner in diesem Blog vertretenen Ansichten bestätigt haben. Ich werde sicher, die eine oder andere Erkenntnis in den nächsten Wochen und Monaten wieder in eigene Beiträge einfließen lassen.

Die Bandbreite hat diesmal sogar meine Frau überrascht, die sich daran gewöhnt hat, dass ich lieber Werke mit Fußnoten als einen anständigen Roman lese. Während Frank Riedel in “Schuld der Ökonomen” seine Leser quasi mit anatomischen Details der Finanzkrise und der Finanzmarktregulierung befasst, nahm mich der Biologe Edward O. Wilson auf eine faszinierende Reise durch die Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten und des Menschen mit. Ich denke, das Buch von Wilson wird mir helfen, in diesem Jahr die Muppet-Reihe abzuschließen. Gleichwohl faszinierte mich auch Riedels Buch, weil er einige in der öffentlichen Diskussion zur Finanzkrise vernachlässigten Aspekte gut lesbar ausleuchtete. Der Bielefelder Professor für Finanzmathematik und Ökonomie macht darüber Vorschläge zur Finanzmarktregulierung, die ich hier in diesem Jahr sicher auch noch betrachten werde.

Quasi zwischen diesen beiden Werken liegt Nate Silvers “Berechnung der Zukunft”, der sich intensiv mit Prognosen für verschiedenste Gebiete befasst. Silver, der den bekannten Prognoseblog 538 betreibt, liefert tiefe und spannende Einsichten in das praktische Prognosewesen. Leider schweift er beim Thema Sport in für mich uninteressante Details ab. Jedenfalls versteht man nach diesem Buch recht gut, warum Prognosen für Politik, Sport und Wetter relativ gut funktionieren, während sie für Erdbeben, Ökonomie und Finanzmärkte trotz gewaltiger Anstrengungen bisher zwecklos sind. Wer sich von dem Buch allerdings das Handwerkzeug für eigene gute Prognose verspricht, der wird enttäuscht sein.

Das “Gesprächsbuch” “Bescheidenheit – für eine neue Ökonomie” ist zwar ganz interessant zu lesen. Ich finde allerdings, den verwendbaren Erkenntnisgewinn dieses Werkes beschränkt. Orrel und Sedlacek vermitteln viele spannende Gedanken zur Finanz- und Wirtschaftskrise, die gut klingen, aber eher für politische Talkshows als die politische und ökonomische Praxis taugen.

Würde ich diese vier Werke in ein Ranking bringen, dann sähe das so aus:

Rank Autor Titel Inhalt/Rezension
1. Edward O Wilson Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen http://www.perlentaucher.de/buch/edward-o-wilson/die-soziale-eroberung-der-erde.html
2. Frank Riedel Die Schuld der Ökonomen: Was Mathematik und Ökonomie zur Krise beitrugen http://www.deutschlandradiokultur.de/finanzsystem-radikalkur-in-sachen-risiko.1270.de.html?dram:article_id=269930
3. Nate Silver Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen http://www.perlentaucher.de/buch/nate-silver/die-berechnung-der-zukunft.html
4. David Orrell und Thomas Sedlacek Bescheidenheit – für eine neue Ökonomie http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article114598189/Der-Kapitalismus-braucht-dringend-Bescheidenheit.html

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