MyWallet der Telekom: So wird das wieder nichts mit dem mobilen Bezahlen

by Dirk Elsner on 21. Mai 2014

Ich warte ja seit vier Jahren auf vernünftige Anwendungen zum mobilen Bezahlen mit meinem Smartphone. Wirklich im Alltag ausprobieren konnte ich es bisher genau 1 (in Worten ein) Mal und zwar mit Yapital in einem Hamburger Rewe-Markt. Mehr ging aber bisher nicht, weil wir nicht besonders häufig bei Rewe einkaufen.

Anfang Mai hat die Telekom nach monatelanger Verzögerung ebenfalls ein eigenes mobiles Bezahlverfahren vorgestellt. Sie setzt damit den unseligen Trend proprietärer Lösungen fort, die die Akzeptanz mobiler Bezahllösungen weiter ausbremsen werden. MyWallet heißt die Anwendung. Geht es nach den Vorstellungen der MyWallet-Protagonisten, so schreibt die Computerwoche, dann hat die klassische Brieftasche ausgedient. Kreditkarte oder Kundenkarten wandern in digitaler Form auf das Smartphone. Nicht einmal die Presseverantwortlichen werden glauben, was sie den wohl eher gelangweilt schauendem Publikum diktiert haben.

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Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfer von PWC kann sich zwar nahezu die Hälfte (45%) der befragten Konsumenten vorstellen, künftig mit ihrem Smartphone zu bezahlen, trotzdem kommt das mobile Bezahlen kaum voran. An dem Beispiel MyWallet sehen wir warum.  Schaut man in das Kleingedruckte, dann wird schnell klar, dass auch diese Lösung nicht den Zahlungsverkehr revolutionieren kann.  Das wird deutlich an den zu erfüllenden Bedingungen, um sie überhaupt einsetzen zu können.

 

  1. Man muss Kunde der Telekom sein
  2. Man benötigt eine Guthabenkarte von Master­Card, die die Telekom-Tochter ClickandBuy ausgibt (9 Euro Jahresgebühr)
  3. Ein NFC-fähiges Handy ist erforderlich.
  4. Handys müssen dahingehend zertifiziert sein, dass sichere Kommunikation zwischen spezieller SIM-Karte mit Secure Element und der NFC-Hardware möglich ist
  5. passende Akzeptanzstelle: angeblich an allen MasterCard® PayPass Akzeptanzstellen weltweit, wo genau erfährt man über eine Locator App

Quelle: T-Mobile und C´t 12/2014 (S. 48)

Ehrlich, Spaß macht das doch nicht. Erst recht vergeht die Freude, wenn man sich das Gebührentableau ansieht. Das Aufladen per Banküberweisung und Lastschrift ist zwar kostenlos, aber per Kreditkarte wird schon mal 2,5% berechnet.

Mit den vielen Insellösungen, die zudem auch noch an bestimmte Techniken (hier NFC) gebunden sind, wird das in den nächsten Jahren nichts mit dem mobilen Bezahlen. Selbst viele Ideen, die technisch pfiffig erscheinen, setzen sich derzeit nicht am Markt durch. Hoch gezüchtete Erwartungen treffen auf einen skeptischen Einzelhandel und Verbraucher, die gerade in Deutschland das Bargeld lieben. Zum mobilen Bezahlen gehört mehr als eine raffinierte App für iPhone oder Android.

Wir müssen weiter auf die „Killer App“ für das mobile Bezahlen warten.

Mehr zum mobilen Bezahlen gibt es auf dieser Seite  und außerdem in der Mindmap Next Payment

egghat (@egghat) Mai 21, 2014 um 09:05 Uhr

Ack. Viel zu viele spezifische Anforderungen.

Besonders die Anforderung nach einer weiteren kreditkarte (wieso nicht die, die ich schon habe?!?) ist komplett krank.

Ich muss ne Kreditkarte haben, um mit dem Handy zu bezahlen?!? Das kann ich mit meiner bisherigen Kreditkarte *ganz ohne Handy mit NFC* auch schon.

Was soll das?

David Mai 21, 2014 um 06:13 Uhr

Das sind alles Versuche (staatlich gewünscht, DTAG ist ja ganz eng verbandelt), um Bargeld abzuschaffen und die Bevölkerung noch mehr zu überwachen. Von daher bin ich strikt gegen allgemeines bargeldloses Bezahlen und freue mich über jedes Scheitern. Daß der DTAG-Ansatz schon allein wegen seiner Komplexität, der Kosten und der vielen Nebenbedingungen zum Scheitern verurteilt ist, liegt auf der Hand.

Und wenn wir dann alle mobil bezahlen und das Smartphone fällt vor der Kasse runter, dann geht man eben ohne Waren wieder heim und versucht im Lauf der nächsten Tage, den Schaden zu beheben. Bei einem 10-Euro-Schein kann das „systembedingt“ nicht passieren. Und es schaut mir auch keiner über die Schulter, was ich wo kaufe. Mit allen nachfolgenden Auswertungen und Profilen und …

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