Haben Berater Argentiniens technischen Zahlungsausfall gefördert?

by Dirk Elsner on 31. Juli 2014

Der “technische Zahlungsausfall” Argentiniens dominiert in diesen Tagen die Wirtschaftsschlagzeilen. Gestern sind die Verhandlungen zwischen dem Land und einigen Gläubigern in New York gescheitert. Die Rollen in dem Spiel scheinen öffentlich gut verteilt zu sein. Auf der einen Seite ein aufrichtiges Land, das um den Neuanfang kämpft, auf der anderen Seite die “bösen Hedgefonds”, denen traumhafte Renditen winken, wenn Argentinien sich auf den Deal einlasst.

Geier.

Foto: flickr/Martin Teschner

Mir sind solche platten Zuschreibungen zu einfach. Deswegen fand ich einen Hintergrund gestern in der Printausgabe des Handelsblatts interessant (S. 34), in der Alexander Busch die Rolle der engagierten Berater beleuchtete. Er skizziert darin, dass auf beiden Seiten ein Heer von Anwälten, Bankern und Beratern vom Duell zwischen den Hedgefonds und Argentinien profitiert. Es werde mit harten Bandagen gekämpft. Einige vermuten, dass eine Einigung das Ende der hohen Einnahmen bedeuten könne und daher das Interesse der Vertreter beider Seiten begrenzt, eine schnelle Einigung zu finden. Ein Investmentbanker sieht gar in hohen Anwaltsgebühren das Motiv, dass Argentinien empfohlen werden, gegen die Urteile des Gerichts zu verstoßen.

Aus der Distanz ist es freilich schwer, zu beurteilen, was eigentlich genau gespielt wird. Alle Informationen und Hintergrundgespräche scheinen derzeit genutzt zu werden, um für die jeweils eigene Position zu werben und den öffentlichen Druck zu erhöhen. Wir erfahren nur das, was wir erfahren sollen.

Für eine echte Bewertung sollte man erst einmal warten, bis sich der Pulverdampf verzieht. Ärgerlich an der Hängepartie ist aber, dass anscheinend diverse Banken und andere Akteure bereit stehen, Argentinien Geld zur Verfügung zu stellen. Diese wird nun erheblich erschwert.

Berichte und Hintergrund zum Streit zwischen Argentinien und den Hedgefonds

WSJ: Argentinien rutscht in die Staatspleite Die Schuldenverhandlungen zwischen Argentinien und unnachgiebigen Anleihegläubigern sind gescheitert. Ein vom Gericht bestellter Vermittler sagte, das Land werde nun „unmittelbar" zahlungsunfähig sein. Es wäre Argentiniens zweite Pleite in 13 Jahren.

FAZ: Verhandlungen gescheitert: Argentinien bedient seine Schulden nicht mehr: Argentinier unterstützen den Kurs ihrer Regierung gegen Hedgefonds Die Versuche zwischen Argentinien und einer kleinen Gruppe von Gläubigern, noch in letzter Minute eine Einigung im Schuldenstreit zu finden, sind am Mittwochabend in New York gescheitert. Eine letzte Frist für eine Verhandlungslösung lief um 6.00 Uhr MESZ aus.

Banken könnten Argentinien retten | Aktuell Wirtschaft | DW.DE | 30.07.2014: Die Uhr tickt im Schuldenstreit zwischen Argentinien und mehreren Hedgefonds, die in New York gegen Argentinien geklagt hatten. Nun könnte Hilfe von unerwarteter Seite nahen. Vertreter des argentinischen Bankenverbandes Adeba arbeiten laut einem Bericht des Wall Street Journal an einem Plan, um den Zahlungsausfall Argentiniens zu verhindern.

Zeit: Argentinien vor Staatspleite: Die fehlende Moral der Geier Argentinien hat seine Gläubiger in den vergangenen Jahren immer bezahlt. Wenn das Land jetzt den Geierfonds nachgibt, hat

FAZ:  Zahlungsausfall in Argentinien Der Verweigerer. Wenn Argentinien Pleite geht, hat Paul Singer einen Anteil daran. Der Hedgefondsmanager legt es auf juristische Scharmützel an, bei denen er vor Gericht seine Gewinne eintreibt.

Kommentar der FAZ: Weint nicht um Argentinien: Menschenrechtler, Währungsfonds und der Bankenverband – sie alle warnen: Nach Argentiniens Zahlungsausfall könnten Gläubiger die Staaten eher unter Druck setzen. Aber was soll daran schlimm sein?

Spon:  Presseschau zum Pleitestaat: Argentinien und die Hedgefonds – das sagen die Medien: Argentinien wird seine Schulden bei US-Hedgefonds nicht zurückzahlen. Wer trägt die Verantwortung – und wie schlimm wird es für das Land wirklich? Die Meinungen der Medien im Pressekompass.

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