1. Genohackathon: Meine Impressionen

by Dirk Elsner on 16. März 2016

 

Die Veranstaltung ist zwar schon ein paar Tage her, aber wegen diverser anderer Themen habe ich meine Impressionen vom 1. Genohackathon, der vom 1. bis 3.3. auf der Praterinsel in München stattfand, hier noch nicht gepostet. Das hole ich jetzt endlich nach.

Ich habe viele Produktentwicklungsworkshops, Kreativtage und tausende Projektsitzungen über die (Weiter-)Entwicklung von Finanzprodukte mitgemacht, aber in so einer Intensität habe ich noch nie kreative Arbeit auf so engem Raum mit so bemerkenswerten Ergebnissen erleben dürfen. Klar, dieser Bericht ist sicher nicht objektiv, denn der 1. Genohackathon wurde von der Abteilung, für die ich bei der DZ BANK arbeite, mitorganisiert (weitere Organisatoren waren die Akademie Deutscher Genossenschaften ADG und die Fiducia GAD).

Spannung zum Start

Ich lasse hier mal das ganze Vorgeplänkel weg, das zur Organisation eines solchen Projekts gehört. Dennoch verrate ich hier sicherlich keine Geheimnisse, wenn ich sage, dass ein dreitägiges Event in diesem Umfang viel Vorbereitung erfordert.

 

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Die Spannung im Vorfeld des 1. Genohackathons war spürbar. Etwa 90 angemeldete Teilnehmer aus verschiedenen Volksbanken (über die ADG), der Fiducia GAD und der DZ BANK Gruppe trafen sich für 3 Tage auf der Praterinsel im Herzen von München. Die morbide wirkenden Räumlichkeiten stellten dabei bewusst einen Kontrast zu den Räumlichkeiten in Banken und ihren Dienstleistern her.

Vor dem Start am 1. März waren zunächst die Improvisationstalente der Organisatoren gefragt, um die Räumlichkeiten und vor allem die Leitungsverbindungen sicherzustellen. Ohne Internetverbindung läuft ein solcher Hackathon nicht, denn ein wichtiges Ziel war ja, erste Prototypen zu zeigen. Als die Netzwerkexperten der Fiducia GAD am Vortag feststellten, dass die Internetbandbreite und Qualität nicht ausreichend war, verlegten sie von einer Firma im Nachbarhaus ein Kabel und führten dies an einem Drahtseil über den Hof. Als sich auch diese Leitung nicht als stabil genug am ersten Veranstaltungstag erwies, richteten sie kurzerhand noch einen LTE-Hotspot ein, der dann stabil lief. Genau von dieser Art der Improvisation lebt ein Hackathon.

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Improvisiertes Netz

Pitchen wie die Profis

Etwa 50 Teilnehmer hatten Themen mitgebracht und sich Gedanken über Lösungsansätze gemacht, Flipcharts angefertigt und aufgehängt. In drei Gruppen konnten die potenziellen Ideengeber in einer Minute ihre Vorschläge präsentieren.

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Aus dem Orgaraum

Anschließend durften die Teilnehmer Punkte vergeben. Die Ideengeber der 12 Ideen mit den meisten Punkten konnten sich im Anschluss ihre Teams zusammenstellen. Dabei verhandelten dann einige Ideengeber um die knappen Entwicklerressourcen. Bei der Teamzusammenstellung war es wichtig, Fachleute und Entwickler in sein Team zu bekommen. Und vor allem kam es darauf an, übergreifende Teams zu bilden.

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Ab in den Tunnel

Und dann begann die eigentliche Kernarbeit. Die 12 Teams verteilten sich rasch auf die vorbereiteten Arbeitstische in insgesamt 4 zum Teil mit Graffiti besprühten Räumen. Kennenlernen und Selbstorganisation war hier die erste Hürde, denn die meisten Teilnehmer kannten sich untereinander nicht. Auch dieser Part ging zügig voran. Es war spürbar, dass die Teams heiß auf die Bearbeitung ihrer Themen waren.

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Rasend schnell füllten sich die Wände mit weiteren Flipcharts. Die Entwickler starteten ihre Entwicklungsumgebung und konnten auf Zuruf mit dem Programmieren beginnen. So kristallisierte sich dann in den Gruppen schnell eine Arbeitsteilung heraus. Die Ideengeber konkretisierten ihre Ideen. Die Fachleute halfen beim Nachschärfen und die Entwickler werkelten am Design der Apps oder der Webseite. Das gesamte Team arbeitete an den Detailfragen der Lösung, besorgten zusätzliche Daten, kalkulierten Kosten und feilte an der Präsentation.

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Wer zwischendurch eine Pause brauchte oder Anregungen sammeln wollte, konnte sich weiterbilden und lernen wie man Business Modell Canvas erstellt. Das ist ein Raster bzw. eine Abbildung, wie ein Unternehmen Wert und Nutzen für seine Kunden schafft und hilft verschiedene Fragen zu beantworten, wie z.B. welche Kunden eigentlich angesprochen werden sollen und warum diese das Angebot nützlich finden. Das ist wichtig, weil es bei den Ergebnissen nicht nur darauf ankommt, einen funktionierenden Prototypen zu produzieren. Geschäftsmodelle, die eine Chance in der Praxis haben sollen, müssen natürlich auch darstellen, welchen Nutzen sie für Kunden und die Unternehmen bieten.

Ich hätte gar nicht erwartet, so schnell erste Apps auf Handys zu sehen. Aber das ging tatsächlich sehr fix. Manche Teilnehmer schienen in ihren Arbeitsgruppen in einen regelrechten Kreativitätstunnel zu und waren kaum zu bremsen. Das angebotene Abendprogramm mit Getränken und Musik wurde kaum in Anspruch genommen, weil die Teams lieber ihre Ideen vorantreiben wollten. Noch zu vorangeschrittener Uhrzeit konzeptionierten und programmierten die Teilnehmer.

Wichtig ist bei solchen Veranstaltungen auch der übergreifende Lerneffekt. Ein Entwickler der DG Hyp war begeistert über die gelebte Kollaboration mit anderen Fachbereichen und Entwicklern. Er habe viele gelernt über die App-Technologien verriet der Backendentwickler. Umgekehrt freute sich der Java-Spezialist über die Einsichtnahme in das Backend.

Beim Hackathon kommt es nicht darauf an, eine Anwendung bzw. App in allen Feinheiten zu entwickeln und dann auch noch fehlerfrei an den Start zu bringen. Am letzten Tag ist die Vorbereitung für den Pitch vor der Jury entscheidend. 6 Minuten Zeit hat hier jede Gruppe erhalten plus 2 Minuten Fragen der Jury. Damit ist klar, dass sich die Präsentatoren nur auf die Essentials konzentrieren können. Es kommt darauf an, die eigene Idee mit der Vision überzeugend zu präsentieren.

Die Präsentationen der 12 Teams waren dann noch einmal ein weiteres Highlight der Veranstaltung. Man merkte, dass die Teams sich auch darauf intensiv vorbereitet hatten. Sie alle kamen mit dem gesetzten Zeitrahmen von 6 Minuten aus. Erstaunlich, dass kein einziges Team technische Probleme hatte.

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Finale

Extrem motivierte Teams, deren Mitglieder Lust hatte, durch andere Perspektiven zu lernen und sicher auch die Vintageatmosphäre der Räumlichkeiten werden den Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Der Spirit der Teilnehmer lässt sich kaum in Worte und Bilder fassen. Hier spielen sicher auch gruppendynamische Effekte eine große Rolle, weil wir Menschen in der Mehrheit gern in Teams arbeiten.

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Und zwischendurch eine Telko

Jetzt könnte ich hier noch viele weitere Informationen, auch zu den Eindrücken der Jury und den Gewinnern schreiben, verweise dafür aber auf einen lesenswerten Beitrag von Tim Kanning in der FAZ.

Die Volksbanken suchen die Super-App

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