Die Finanzkrise – neueste Entwicklungen

by Gastbeitrag on 17. März 2017

Gastbeitrag von Matthias Schmitz

Bislang setzt die Europäische Zentralbank (EZB) ihre ultralockere Geldpolitik fort. Somit hält nicht nur Europas Niedrigzinsphase weiter an, sondern die EZB kauft auch weiterhin Staatsanleihen von Eurostaaten. Das dient dazu, die Wirtschaft in der Eurozone zu stützen und die Preise steigen zu lassen. Damit zielt die Notenbank darauf ab, die Inflation bei einer nachhaltigen Rate von knapp zwei Prozent anzusiedeln. Tatsächlich sprang die Inflationsrate im Februar 2017 erstmals seit viereinhalb Jahren wieder auf zwei Prozent. Dieser Wert ist allerdings fast ausschließlich den gestiegenen Öl- und Lebensmittelpreisen geschuldet. Die Kernrate liegt immer noch bei unter einem Prozent.

Entwicklung der Finanzlage

2008 brach mit der Pleite von Lehman Brothers die Finanzkrise aus. Infolgedessen erlebten seit 2010 viele Eurokrisenstaaten wirtschaftliche Leistungseinbrüche. Die Geldumsätze sanken. Aus diesem Grund hat die Europäische Zentralbank im Jahr 2015 damit begonnen, Staatsanleihen von Eurostaaten aufzukaufen und riesige billige Geldmengen an die Finanzmärkte zu übergeben, um die Inflation auf ein moderates Niveau anzuheben.

Das wiederum hat den Leitzins für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld immer weiter gedrückt. Bereits seit März 2016 liegt der Leitzins auf einem Rekordtief von null Prozent. Aus diesem Grund sind auch die Zinsen für Kredite so niedrig wie nie zuvor. Banken zahlen für überschüssiges Geld, das sie bei der EZB unterbringen, weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen.

Die aktuelle Situation

Am 9. März 2017 hat sich die EZB zu einer Ratssitzung getroffen und bekannt gegeben, dass sich am Leitzins in nächster Zeit nichts ändern wird. Schon länger hagelt es heftige Kritiken von Seiten der Sparer, Ökonomen, Banken und Verbraucherschützer. Selbst die Bundesbank und Finanzminister Schäuble haben sich kritisch zu den Risiken der lockeren Geldpolitik der EZB geäußert. Denn immerhin ist die Wirtschaftslage in der Eurozone seit 2013 wieder recht stabil: Die Wirtschaftskraft hat inzwischen wieder das Niveau erreicht, das sie vor dem Einbruch der Finanzkrise hatte.

Daher wurde hierzulande immer stärker gefordert, dass die EZB allmählich aus der lockeren Geldpolitik aussteigen möge. Dennoch wollen der EZB-Präsident Mario Draghi und sein Vize Vítor Constâncio ihren bisherigen Kurs vorläufig beibehalten. Sie halten damit dem Druck stand, der vor allem von Deutschland ausgeht.

Draghi verwies bei der Begründung der Entscheidung auf den Erfolg der bisherigen Geldpolitik: Das Wirtschaftswachstum ziehe weiter an, die Arbeitslosigkeit sei deutlich zurückgegangen und der Konsum sei gestärkt. Für eine Straffung der lockeren Geldpolitik sei der Euroraum aber noch nicht bereit. Der Anstieg der Inflation ist Draghi zufolge noch nicht nachhaltig, vielmehr nur vorübergehend. Gleichzeitig sieht die EZB die neuen Inflationsprognosen im Euroraum für 2017 mittlerweile bei 1,7 statt bisherigen 1,3 Prozent. Dieser neue Wert käme dem angesetzten Ziel von knapp zwei Prozent schon sehr nah.

Experten zufolge ist damit zu rechnen, dass die EZB ihre lockere Geldpolitik erst innerhalb der nächsten zwei Jahre straffen wird. Nach der Verlängerung der umstrittenen Anleihenkäufe im Dezember 2016 erfolgte nun eine erneute. Sie werden also noch weiter andauern. Gefordert war, die Käufe von Staatsanleihen ab April 2017 von 80 Milliarden Euro auf 60 Milliarden Euro zumindest ein wenig zu reduzieren. Die Zinsen werden vorerst auf dem aktuellen Nullstand bleiben – den steigenden Preisen für Verbraucher zum Trotz.

Die EZB hält den Leitzins weiter bei null Prozent.

Geld leihen bleibt vorerst günstig

Sparer sind davon nur wenig begeistert. Sie bekommen für ihre Geldanlagen auf deutschen Banken weiterhin null Prozent Zinsen, die damit deutlich unter der Inflationsrate liegen. Angaben der ARD-Börse zufolge sind den Sparern in den letzten sechs Jahren rund 343 Milliarden Euro an Zinsen entgangen.

Hoch erfreut sind daher diejenigen, die sich Geld bei der Bank leihen wollen. Denn natürlich sind aufgrund des niedrigen Leitzinses auch die Zinsen für die Rückzahlungen von Krediten rekordverdächtig niedrig. So haben Kreditnehmer seit 2010 etwa 144 Milliarden Euro eingespart. Das macht Geldanleihen auch weiterhin höchst beliebt.

Denn bei niedrigen Zinslagen senken die Banken ihre Absicherungshürde zur Kreditwürdigkeit. Es gibt dadurch weniger Voraussetzungen für die Verbraucher, die sie für die Kreditvergabe erfüllen müssen. Das führt wiederum dazu, dass in Zeiten der Niedrigzinsphase auch diejenigen Kredite bekommen, die unter normalen Umständen aus dem Raster fallen würden.

Die Banken reduzieren damit ihre Möglichkeiten, sich gegen eine potenzielle Zahlungsunfähigkeit ihrer Kunden abzusichern. Diese wird in der Regel ausführlich ermittelt, unter anderem durch die Einsicht der Banken in die Schufa-Einträge. Denn neben anderen Faktoren ist die Bonität entscheidend für die Kreditvergabe.

Aus diesem Grund werden von verschiedenen Seiten her gewisse Informationen über den Kunden bei der Schufa gespeichert. Dazu gehört beispielsweise, ob der Kunde sein Giro-Konto regelmäßig überzieht oder Rechnungen nicht immer pünktlich bezahlt. Verbraucher haben allerdings jederzeit die Möglichkeit, ihre Einträge bei der Schufa einzusehen. Diese können unter Umständen auch wieder gelöscht werden.

Trotz der aktuell günstigen Lage für Kreditinteressierte ist Vorsicht geboten. Denn so niedrig die Zinsen derzeit auch sein mögen: Wenn die Kreditraten aufgrund veränderter Umstände wider Erwarten nicht mehr gezahlt werden können, droht die Schuldenfalle. Daher sollten sich Interessierte die Kreditaufnahme trotz der bestehenden Verlockungen gut überlegen.

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