Wer meinen Blog in den letzten Jahren verfolgt hat, der weiß, dass mich die Vorhersagemärkte faszinieren. In meiner neuen Kolumne für Capital befasse ich mich mit der Renaissance der Vorhersagemärkte mit Unterstützung der Blockchain-Technologie
Ob die Vorhersagemärkte mit Unterstützung der Blockchain-Technologie tatsächlich einen Neuanfang erleben werden, ist derzeit noch vollkommen offen. Ich persönlich glaube nicht, dass allein ein selbstorganisierter Markt ohne einen Schiedsrichter funktionieren wird.
In die Ferne sehen ist einfach, in die Zukunft nicht (Bild: Route C27 in die Namib-Wüste)
Hintergrund zu Vorhersagemärkten
An Vorhersagebörsen werden Erwartungen auf bestimmte klar definierte Ereignisse (wie z.B. US Präsidentschaftswahl, Bundestagswahl, auf Konjunkturentwicklung, Fußballergebnisse oder Preisverleihungen) wie an einer Börse gehandelt. Wie der Aktienkurs die Meinung der Marktteilnehmer über den Wert eines Unternehmens widerspiegelt, zeigt der Preis auf einem Vorhersagemarkt die Erwartungen der Marktteilnehmer auf das Eintreten eines bestimmten Ereignisses. Im Prinzip ist dies also die durchschnittliche Meinung darüber, was die durchschnittliche Meinung ist.
Was bedeutet dies konkret in der Praxis: Tritt ein Ereignis ein, auf das man gesetzt hat, erhält man wie bei einer herkömmlichen Wette einen bestimmten Betrag, z.B. 100€, ausgezahlt, tritt es nicht ein, erhält man keine Zahlung. Durch die Skalierung auf 100 kann man den Wert als Erfolgswahrscheinlichkeit interpretieren. Medien, Forscher und Unternehmen nutzen Vorhersagemärkte (engl. prediction markets) inzwischen rege, sowohl zur Unterhaltung ihrer Nutzer, als auch zu bedeutsamen Geschäftszwecken.
Der Unterschied im Vergleich zu reinen Glücksspielen liegt auf der Hand. Die Informationen über den Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind ungleich verteilt. Einige sind besser informiert (bzw. glauben besser informiert zu sein) und können ihren Informationsvorsprung an Vorhersagebörsen zu Geld oder andere Formen der Belohnung wandeln. Treten die gut Informierten mit Preisangeboten an den Markt, dann machen sie ihr bisher vertrauliches Wissen öffentlich. Daher werden die Preise an Vorhersagemärkten auch als guter Indikator für zukünftige Ereignisse angesehen. Genau genommen spiegeln sie aber nur das heutige Wissen bzw. Vermutungen über zukünftige Ereignisse wider. Der Preis, so die Theorie, bündelt die Informationen aller Marktteilnehmer. Er enthält damit sozusagen eine aggregierte Prognose.
Einsatz in Unternehmen
Auch Unternehmen nutzen Vorhersagemärkte, um so bessere Informationen aus der kollektiven Intelligenz ihrer Mitarbeiter zu bekommen. Ich hatte vor längerer Zeit mal darüber geschrieben: Yahoo, Microsoft und Google haben nach einem Bericht der Business Week firmeninterne Vorhersagemärkte eingerichtet und die Angestellten Geld darauf setzen lassen, welche Produkte künftig am erfolgreichsten sein werden. Über den Erfolg der firmeninternen Vorhersagemärkte ist allerdings nichts zu lesen. Unternehmen wie Qmarkets, Consensuspoint, Inkling oder aus Österreich Pro:kons bieten komplette Pakete, ob nun für virtuelle Händler (etwa die Mitarbeiter einer Firmenabteilung) oder für die Millionen User eines Internetportals.
Klar ist natürlich, auch Vorhersagemärkte können nicht exakt die Zukunft vorhersagen.
Comments on this entry are closed.