Krypto-Evolution: Vom Stablecoin zum EuroCoin?

by Dirk Elsner on 28. Oktober 2019

Die Kraft der Evolution, so schreibt der niederländische Umweltökonom und Evolutionsforscher Jeroen C.J.M. van den Bergh, liegt in der Interaktion zwischen ihren Kernkomponenten: Vielfalt, Auswahl, Innovation und Replikation. Die Evolution der Technologie scheint mittlerweile das Ausmaß einer kambrischen Explosion zu haben.

Einen besonderen Evolutionsschub für das Finanzwesen scheint das 2008 unter dem Pseudonym “Satoshi Nakamoto” erschienene Arbeitspapier “Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System” ausgelöst zu haben. Dieser mikrobische Einzeller der Blockchaintechnologie ist 11 Jahre nach seiner Entstehung verantwortlich für vielfältige Innovationen für unterschiedlichste Anwendungsbereiche (siehe z.B. hier und hier) und schickt sich tatsächlich an, das Finanzwesen nachhaltig zu verändern.

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Blockchains, so schreibt die Computerzeitschrift C´t in der aktuellen Ausgabe, eignen sich für Umgebungen, in denen niemand dem anderen vertraut und man dennoch Geschäfte machen will. Mittlerweile gibt es sogar in Deutschland eine fast amtliche Definition, die in der im Sommer veröffentlichten “Blockchain-Strategie der Bundesregierung” zu lesen ist:

“Der Begriff Blockchain wird in der vorliegenden Strategie synonym für Distributed-Ledger-Technologien verwendet. Die Bundesregierung versteht unter Distributed-Ledger-Technologien allgemein dezentral geführte informationstechnische Systeme, wie Register oder Kontobücher, bei denen Werte (beispielsweise Währungen oder Informationen) direkt zwischen den Teilnehmern ausgetauscht werden können. Die Verifizierung erfolgt zumeist durch systemweit festgelegte dezentrale Prozesse (Konsensusprotokolle) und nicht durch eine zentrale Instanz. Die Systeme ermöglichen allen Teilnehmern Zugriff auf den Status und auf eine überprüfbare Historie der vorgenommenen Transaktionen, versehen mit einem Zeitstempel. Ein Teilnehmer muss dabei nicht aktiver Teil des Systems (Knoten) sein.”

“Basis der Blockchain”, so erklärt es weiter es Jan Mahn in der aktuellen C´t, “ist eine Datenbank, die alle beteiligten Akteure auf ihren Servern lagern. Am Ende der Datenreihe können Blöcke von Daten angehängt werden. Damit nachträgliche Veränderungen der Blöcke erkannt werden, kommt etwas Kryptografie zum Einsatz: Beim Anlegen eines neuen Blocks wird der Inhalt zusammen mit dem Hashwert des Vorgängerblocks in eine Hashfunktion übergeben und der generierte Hash mit abgespeichert. Dadurch basieren alle Hashwerte auf den Hashwerten aller vorangegangenen Blöcke. Wer die Korrektheit der Kette überprüfen will, braucht nur den kompletten Datensatz und kann nacheinander alle Hashwerte nachrechnen. Wurde auch nur ein Bit manipuliert, stimmen alle folgenden Hashwerte nicht mehr.”

Traditionelle Banken haben bis Mitte 2019 die Kryptowelle nahezu komplett ignoriert. Im Sommer dieses Jahres hat sich das mit der Vorstellung des Projekts Libra und der Präsentation der Blockchain-Strategie der Bundesregierung geändert.  Mit Hilfe der Blockchain_Technologie können Vermögensansprüche, Rechte und Schuldverhältnisse durch digitale Token repräsentiert werden, da gilt auch für Währungen und andere Zahlungsmittel. Man spricht daher auch von Tokenisierung. Zu den vieldiskutierten Neuerungen gehören auch Stable Coins. Sie zeichnen sich durch ein festes Verhältnis zu einem Basiswert aus und sollen dessen Wertentwicklung im Idealfall exakt nachbilden. Solche Basiswerte können zum Beispiel Edelmetalle (Digix Gold, Basiswert 1 Gramm Gold), Währungen (Tether, Basiswert 1 US-Dollar) oder ein Korb verschiedener Währungen (Libra) sein.

Um diese Stable Coins, die möglicherweise bald auch als zentralbank- oder geschäftsbankgestützte Euro Coins auf den Markt kommen könnten, geht es in meiner aktuellen Kolumne für Capital unter dem Titel

Krypto-Evolution: Vom Stable Coin zum EuroCoin?

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