Finanzevolution 2019: Verdrängen Big Techs, Transaktionsbanken und Zentralbanken Banken und Fintechs?

by Dirk Elsner on 30. Dezember 2019

Viele Menschen nehmen irrtümlich an, mit Darwins Evolution-Konzept sei gemeint, dass immer nur der Starke überlebt (survival of the fittest) und der Schwache ausstirbt. Dabei geht die Formulierung “Survial of the fittest” gar nicht auf Charles Darwin zurück, sondern auf den Soziologen Herbert Spencer, den manche als einen der Vordenker des “Manchester-Liberalismus” bezeichnen. Darwin hat in seiner Theorie nie versucht, irgendeine konkrete Eigenschaft zu bestimmen, die sich im Lauf der Evolution vergrößern würde und die irgendwelche Tendenzen oder Richtungen der Evolution bestimmen würde. Er versuchte nur, einen allgemeinen Mechanismus zu finden, der die Evolution erklären könnte. Darwin hat Wettbewerb als einen wichtigen aber nicht als einzigen Faktor identifiziert. Zusammenarbeit, Mitgefühl und Gerechtigkeit waren ebenso wichtige Merkmale. In “Die Abstammung des Menschen” betont er, dass die Gemeinschaften mit der größten Anzahl kooperierender Mitglieder am besten gedeihen und die größte Zahl von Nachkommen erhalten. Evolution steht also aus Kooperation und Konfrontation, manche sagen dazu Wettbewerb.

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Mit dem niederländische Ökonom Jeroen C. J. M. van den Bergh kann Evolution als  Interaktion zwischen ihren Kernkomponenten Vielfalt (V), Selektion/Auswahl (S), Innovation (I) und Replikation  verstanden werden. Während Innovation ein zufälliges, kreatives Element einführt, fügt die Selektion ein deterministisches und richtungsweisendes hinzu, das durch Replikation ergänzt wird, was Ausdauer und Akkumulation gewährleistet.

Die Finanz-Evolution hat im Jahr 2019 erneut viele interessante Adaptionen gezeigt. Es könnte vielleicht in einer späteren Retrospektive als ein Jahr gelten, das weitere tiefgreifende Veränderungen des Finanz-Sektors eingeleitet hat. Fünf Thesen fassen meine wichtigsten Eckpunkte des Finanzjahres zusammen:

  1. Auch im Jahr 10 der digitalen Revolution nach der Finanzkrise ist der Durchbruch der Fintechs mit Ausnahme der Challenger Banken ausgeblieben.

  2. Das frühere Stiefkind Transaktionsbanking ist richtig sexy geworden.

  3. Die Evolution der Banken bewegt sich weiter in homöopathischen Dosen.

  4. Die Big Tech drücken bei Finanz-Dienstleistungen das Gaspedal durch.

  5. Asset-Tokenisierung und Stable Coins entwickeln das Potenzial zur disruptiven  Revolution im Finanzsektor. 

 

Im Detail gehe ich auf diese Thesen in meiner letzten Kolumne des Jahres 2019 für Capital ein

5 Thesen zu Fintechs und Banken im Jahr 2019

Neben den mir aufgefallenen Geschichten hat das Jahr viele weitere Erzählungen bereitgehalten. Nun es ist aber an der Zeit, das Jahr 2019 zu beenden. In diesem Sinne wünsche ich den Lesern dieses Blogs mit ihren Freunden und Angehörigen einen guten Rutsch in das neue Jahr.

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