Covid-19-Notes Tag 346: #Quarantäne, #50er-Inzidenz #Impforganisation #Ausblick

by Dirk Elsner on 28. Februar 2021

Bleib mal 2 Wochen in Quarantäne nach dem Urlaub

Heute vor einem Jahr war mein letzter “normaler” Arbeitstag bevor die Corona-Krise Deutschland mit voller Wucht getroffen hat. Am Montag, den 2.3. flogen meine Frau und ich über Düsseldorf nach Singapur. Wir hatten vor dem Abflug ein mulmiges Gefühl, weil es bereits erste Auswirkungen auf den internationalen Reiseverkehr gab. Dass es Ernst wird, spürte ich aber in dem Moment als mein Chef zu mir sagte: “Bleib mal die ersten 2 Wochen nach Eurer Rückkehr zu Hause.” Es war wiederum eine Empfehlung seines Chefs. Spätestens da hat es bei mir Klick gemacht, dass diese Krankheit doch nicht an uns vorbei gehen wird. Weder mein Chef noch meine Kollegen ahnten zu diesem Zeitpunkt, dass drei Wochen später 90% der Kollegen im Homeoffice sitzen und Frankfurt an Werktagen einer Geisterstadt gleich würde.

Vergebliches Warten auf die #50er-Inzidenz?

Laut meiner Prognosetabelle von Ende Dezember letzten Jahres, sollten wir unter den getroffenen Annahmen am 22.3. die Inzidenz für Gesamtdeutschland von 50 unterschreiten. Wir waren in der Zeit nach Weihnachten bereits auf einem gutem Weg und hätten diese Grenze nach der Entwicklung bis Mitte Februar sogar früher erreichen können. Leider folgt die Pandemie keinem linearen Pfad, sondern verläuft eher chaotisch. Jedenfalls stagnieren die Zahlen bzw. gehen wieder leicht nach oben.

Wesentliche Einflussfaktoren für die Krankheit (hier eine Animation von Spektrum.de “Wie das Coronavirus angreift”) sind die Entwicklung sind Reproduktionszahl und die Impfquote. Beide Zahlen sehen aktuell nicht gut aus.´Die Reproduktionszahl R bezeichnet die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden. Diese Zahl schwankt sehr stark, ist abhängig vom persönlichen Verhalten, aber auch von der jeweiligen Virusvariante. Jedenfalls steigt R seit einiger Zeit wieder (aktuelle Daten im jeweiligen RKI-Lagebericht).

Quelle der Abbildung: RKI Lagebericht vom 26.2.2021

 

Trotz des mehr oder weniger strengen Lockdowns in Deutschland, stecken derzeit laut RKI im Durchschnitt 100 Menschen 111 weitere Menschen an (siehe Lagebericht vom 26.2.). Bleibt diese Zahl, dann hilft in den nächsten Wochen auch das Impfen nichts, die Infektionszahlen werden wieder steil ansteigen.

Keine Impforganisation

Ich habe mich in den letzten Wochen mehr über die im Nachhineinallesbesserwisser aufgeregt als über die Impfstoffpolitik. Irgendwie ist es wie beim Fußball, die auf der Tribüne und am TV sitzenden Zuschauer wissen es stets besser als der Trainer. Aber nun ist selbst meine Geduld überstrapaziert. Immer wieder las man in den letzten Wochen, weil es zu wenig Impfstoff gäbe, können die Impfzentren nicht richtig loslegen.

Schaut man dazu einmal auf das vom Bundesgesundheitsministerium betriebene Impf-Dashboard (btw. grandiose Transparenz), dann wurden bis Freitag 5.910.537 Impfdosen gespritzt. Zur Verfügung stehen aber 8.453.295 Dosen. Das bedeutet, es wurden erst knapp 70% der Impfdosen injiziert. Hier könnte man also noch gehörig zulegen, zumal jetzt immer größere Lieferungen (auch hier gibt es bemerkenswerte Transparenz) kommen.

Quelle der Abbildung: Impf-Dashboard am 27.2.2021

In zwei Monaten konnte gerade einmal 2 Millionen Bürger vollständig geimpft werden.

Es wird immer deutlicher, dass Deutschlands Behörden auf Bundes-, Landes- und Kreisebene ein erhebliches Organisationsproblem haben. Es mangelt an intelligenter IT-Logistik. Es rächt sich, dass Digitalisierung in diesem Land von den meisten Entscheidungsträgern klein geschrieben wurde. Dazu kommt eine hohe Anspruchshaltung in Teilen der Bevölkerung, die glaubt, beim kostenlos verteilten Impfstoff die Wahl zu haben. Biontech darf es gern sein, aber bitte nicht nicht Astra Zeneca.

Trotzdem Optimistischer Ausblick

Aber selbst wenn man die höhere Reproduktionszahl in die Prognosetabelle eingibt, die Impfungen beginnen die Anzahl der Neuerkrankungen immer stärker zu dämpfen. Die Hoffnung ist außerdem, dass die Zahl der schwer Erkrankten deutlich abnimmt, weil die Risikogruppen zuerst die Vakzine erhalten. Gleichwohl können wir beim Beibehalten der aktuellen Inzidenz noch einmal über 50.000 tägliche Neuinfektionen gelangen. Im Mai könnte dann der Höhepunkt überschritten sein und die Zahlen deutlich sinken. Grob gesagt müsste zum Absinken der Fallzahlen die Impfquote größer als die Reproduktionszahl sein.

Quelle der Abbildung: eigene Darstellung

Comments on this entry are closed.

Previous post: