Steht die deutsche Wirtschaft vor einem psychologischen Knick?

by Dirk Elsner on 22. August 2008

Über die Frage philosophierte ich heute Vormittag am Rande eines Meetings mit dem Geschäftsführer einer Unternehmensberatung, die sich auf die Beratung mittelständische Unternehmen spezialisiert hat. Es wird stürmischer werden in Deutschland, so die Einschätzung. Und vermutlich werden wir noch viele Monate vergehen lassen müssen bis wir mit der Konjunktur wieder so richtig ins Schwitzen kommen.

In dem Gespräch berichtete er von vermehrt auftretenden Sanierungsfällen bei seinen Kunden. Gründe lägen nach seiner Auffassung in Deutschland in der weiterhin großen Konsumzurückhaltung, nachlassender Auslandsnachfrage aber auch in der Zurückhaltung der Banken bei Neufinanzierungen. Dazu komme ein typisch deutsches Phänomen: German Angst. Angst, die in Deutschland sofort die Taschen schließe, egal ob bei Konsumenten oder Investitionsentscheidern.

Einig waren wird darin, dass erst diese zunächst eher psychologisch begründete Zurückhaltung zu realwirtschaftlichen Auswirkungen führt. In deren Folge legt dann eine Branche nach der anderen den Rückwärtsgang ein. Nicht beantworten wollten wir die Frage, ob wir vor einem ähnlichen Knick in der Wirtschaftsentwicklung stehen wie ab dem Frühjahr 2000.

Dass ausgerechnet in diesen Tagen die Taschenbuchfassung des vor zwei Jahren erschienen Buchs „Die deutsche Krankheit – German Angst“ von Sabine Bode erschienen ist, dürfte allerdings eher Zufall sein. Zu dem Erscheinen des Buchs schrieb die Welt: „Deutschland steht zwar im europäischen Vergleich ökonomisch bestens da. Dennoch haben wir Angst, wähnen uns in dieser oder jener Krise, der kaum eine Realität entspricht.“

Wenn wir uns nicht geändert haben, dann stehen wir nicht vor einem psychologischen Knick sondern befinden uns mitten darin.

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