Haben gezielte Leerverkäufe die Kurse von Goldman Sachs und Morgan Stanley in den Keller manipuliert? Das könnte Gegenstand der weitläufigen Ermittlungen sein, die der New Yorker Generalstaatsanwalt, Andrew Cuomo, heute eingeleitet hat, wie das Wall Street Journal berichtet.
Nach Angaben von n-tv will Cuomo illegale Praktiken bei Wetten auf fallende Kurse durch Leerverkäufe scharf verfolgen. Kritiker dieser Börsengeschäfte hatten immer wieder beklagt, dass Spekulanten die Notierungen so erst massiv nach unten treiben. Das Volumen dieser Leerverkäufe („Shortselling“) liegt derzeit an den Börsen auf Rekordniveau. Die Leerverkäufe selbst seien zwar nicht verboten, sagte Cuomo. Wenn sie aber etwa mit der Verbreitung falscher Gerüchte verbunden seien, dann sei dies illegal.
Nach Angabe der FAZ haben sowohl Abgeordnete und hochrangige Manager den Leerverkäufern vorgeworfen, die Krise am Aktienmarkt durch die Verbreitung von Falschinformationen und durch missbräuchliche Angriffe auf Unternehmen verschärft zu haben. In der FAZ heißt es außerdem:
Die Wertpapieraufsicht SEC will nun von Hedge-Fonds die Offenlegung ihrer Leerverkaufspositionen verlangen und plant, dazu Aufzeichnungen der Hedge-Fonds anzufordern. Anleger, die mehr als 100 Millionen Dollar an Wertpapieren verwalten, müssten „umgehend ihre täglichen Leerverkaufspositionen öffentlich berichten“, sagte SEC-Chairman Christopher Cox am Mittwoch. Die Behörde werde auch Daten von „bedeutenden Hedge-Fonds“ in Bezug auf „Positionen in bestimmten Wertpapieren in der Vergangenheit“ verlangen, erklärte Cox.
In Großbritannien hat die Finanzaufsicht ebenfalls ein vorübergehendes Verbot von Leerverkäufen verfügt. Hier war in den letzten Tagen HBOS unter Druck geraten und in Folge des Kursverfalls von Lloyds TBS gekauft worden. Hier hatte ich mich gestern gewundert über die Schwierigkeiten von HBOS, deren veröffentlichte Zahlen nicht einmal Verluste auswiesen.
Im Prinzip wäre die Manipulation in dieser Woche ja auch einfach. Zunächst über große Leerverkäufe die Kurse nach unten prügeln, anschließen Gerüchte streuen, die zu der fallenden Kursentwicklung passten und damit gern auch von den Medien aufgenommen wurden, um nach einer weiteren Talfahrt schließlich die leerverkauften Aktien billigst zurückkaufen oder das Institut übernehmen.
Sollte sich der Verdacht tatsächlich bestätigen, dass z.B. Hedge Fonds das Krisenumfeld dazu genutzt haben durch massive Leerverkäufe und gezielte Gerüchte, die Kurse der Banken zertrümmert zu haben, wäre dies ein weiterer moralischer Skandal, verursacht durch die Gier nach Rendite. Soweit ich die Nachrichtenlage heute Abend verfolgt habe, ist aber noch über keine konkreten Verdachtsmomende gegen bestimmte Personen bzw. Institutionen berichtet worden. Solange mag der Manipulationsverdacht zwar plausibel klingen, bleibt aber Spekulation.
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