Bundesliga kickt finanziell weiter in 2. Liga nach Aus des Kirchvertrags

by Dirk Elsner on 26. September 2008

Seit gestern ist nun offiziell, was ohnehin schon jeder wusste: „Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat den Vertrag mit der Kirch-Agentur Sirius zur Vermarktung der TV-Rechte gekündigt. Der Vorstand stimmte der Aufhebung des Vertrages zu. Nun will die DFL die Rechte in Eigenregie ausschreiben.“ schreibt das ZDF auf seiner Website.

Sirius hatte den 36 Proficlubs der 1. und 2. Liga für die Saison 2009/10 ursprünglich einen Betrag von 460 Mill. € in Aussicht gestellt. Im Schnitt sollte den Clubs in nächsten sechs Jahren 500 Millionen Euro pro Saison zufließen. 2008/09 erlösen die Clubs nach Angaben der Welt noch 409 Mill. € (das ZDF spricht von 420 Mill. €). Diesen Betrag definiert Karl-Heinz Rummenigge  jetzt als Untergrenze für die nächste Saison. Dabei ist aktuell noch vollkommen unklar. wer für welche Rechte welchen Betrag zahlt.

Für die Saison 2008/09 setzen sich die Übertragungsrechte wie folgt zusammen:

Premiere: ca. 205 Mill. €

ARD: ca. 97 Mill. €

ZDF: 16 Mill. €

DSF: 15 Mill. €

Auslandsrechte: 20 Mill. €

Telekom: 50 Mill. € für Internetrechte

In der Summe errechnen sich daraus 403 Mill. €. Zu den oben genannten Gesamtsummen ergeben sich Differenzen zwischen 6 und 17 Mill. €. Unabhängig von der genauen Höhe der Lizenzkosten wird Deutschland aber weiter in der 2. Geldliga kicken, wenn die Einnahmen nicht deutlich erhöht werden können.

Die qualitativ als schlechter geltende französische League 1 bekommt nach Angaben in Zukunft 668 Mill. € pro Saison. Im neuen Dreijahresvertrag mit verschiedenen Abnehmern erlöst die englische Premier-League 910 Mill Pfund pro Jahr. Die Vereine erhalten in der Summe pro Saison also etwa 1,1 Mrd. €. Die konkreten Einnahmen über diese Rechte für die einzelnen Klubs sollen von 50 Millionen Pfund für den jeweils besten Verein bis zu 26,8 Millionen Pfund für den Tabellenletzten reichen.

Bekannt wurde jetzt, dass EU-Medienkommissarin Viviane Reding, die TV-Rechtevermarktung neu gestalten möchte. Die territorialen Grenzen beim Urheberrechtsschutz in Europa müssen infrage gestellt werden, eine zusätzliche Vergabe von Auslandsrechten gäbe es demnach nicht mehr.

Insbesondere im Vergleich zur englischen Premier League wird der Druck, die Investorenbeschränkungen für die Bundesliga aufzuheben, weiter steigen. Investoren werden sich allerdings in Abhängigkeit von den Zielen ihres Investments fragen müssen, ob eine Investition in die Bundesliga lohnt, wenn auf der Einnahmenseite nicht mehr zu holen ist. Ein Grund für die Deckelung der Einnahmen wird in der Forderung des Kartellamtes gesehen, ein Zusammenfassung der Samstagsspiele im frei empfangbaren Fernsehen vor 20.00 Uhr auszustrahlen.

Es ist allerdings zu bezweifeln, dass sich durch den Wegfall der Übertragungsrechte für die Sportschau deutlich höhere Gesamteinnahmen realisieren lassen. Sollen pro Saison etwa 100 Mio. € mehr erlöst werden und die Sportschaurechte wegfallen, dann müsste durch Pay-TV zwischen 150 und 200 Mio. € zusätzliche Erlöse generiert werden.  Angenommen der monatliche Preis für ein Pay-TV-Abo bliebe bei 20€ pro Monat, dann wären mindestens 625.000 zusätzliche Abonnenten erforderlich. Möglicherweise ist das über einen längeren Zeitraum hinweg erreichbar.

Englische Dimensionen wird man so aber nicht erreichen. Dazu ist eine weitere deutliche Steigerung der Erlöse aus dem Pay-TV erforderlich über höhere Abozahlen und höhere Preise pro Abo. Ob da der deutsche Fernsehekonsument mitmacht ist allerdings fraglich. Nicht jeder Zuschauer wird bereit sein, nur für die Bundesliga 400 € pro Jahr zu zahlen.

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