Keine Tour de France im öffentlich rechtlichen TV? Das macht mich traurig.

by Dirk Elsner on 16. Oktober 2008

Die Meldungen vom Radsport in dieser Woche deprimieren mich. Gerade hat Jan Ullrich bekannt gegeben, er plane ein Abschiedsrennen gegen Lance Armstrong, da wird die Deutschland Tour abgesagt und die Live-Übertragung der Tour de France gecancelt. Bitter finde ich das, sehr bitter

Ja, ich weiß, es liegt an Schumacher und Kohl, die nun auch Gerolsteiner in den Dreck geradelt haben. Aber ich will einfach nicht zu den vielen selbst ernannten „Dopingklägern“ gehören. Ich billige das Doping nicht aber mich nervt die scheinheilige Debatte in Deutschland. Ich schau trotz der Skandale gern die Tour de France. Ich würde selbst dann den Start von Lance Armstrong bei der Tour begrüßen, wenn er zugiebt, bei einem seiner Toursiege gedopt gewesen zu sein.

Ich mag halt das Radsportspektakel (wer einmal in L’Alpe d’Huez zugeschaut hat, wird mich verstehen) und wünsche mir weiterhin die Live-Berichterstattung von epischen Etappen. Den Höhepunkt im nächsten Jahr mit einem möglichen “Retroduell” zwischen Ivan Basso gegen Lance Armstrong fiebere ich schon jetzt entgegen. Und irgendwo wird man in diesen vernetzten Zeiten ja das Ereignis live sehen können. Im Zweifel bei Eurosport, die wahrscheinlich nicht die Berichterstattung einstellen werden, weil sie die gekauften Rechte auch verwerten wollen.

Interessante Frage am Rande stellt Löffelmann im Radsport-Forum : „Hat eigentlich mal jemand darüber nachgedacht, dass Doping dasselbe bewirkt wie Training? Beides steigert die Leistung?“ Daraus könnte man jetzt einen langen Beitrag über die Leistungsphilosophie in unserer Gesellschaft aber auch über Opportunismus verfassen.

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Coien Oktober 17, 2008 um 17:02 Uhr

Das Mitfierbern mit einzelnen Sportlern bei der Tour aber auch bei Olympia hat bei mir deutlich nachgelassen. Bei jeder besonderen Leistung, die von den Erwartungen abweicht, habe ich in den letzten Jahren diesen faden Beigeschmack. Auch und vielleicht insbesondere bei Michael Phelps, dem Überflieger der olympischen Spiele.
Das ändert nichts daran, dass ich trotzdem gern zusehe.

marcus krueger Oktober 17, 2008 um 16:42 Uhr

Zwei Sachen: Du kannst epische Etappen weiterhin schauen. Auf Eurosport.
Doping bewirkt leider viel mehr als Training. Training ist ein komplexer Veränderungsprozess Deines Körpers. Beim Einsatz von Dopingmitteln wird in diesen Prozess künstlich eingegriffen und Dein Körper verändert sich auch in unerwünschte Richtungen.
Mit der Scheinheiligkeit gebe ich Dir recht. Die wird sich in einigen Wochen bei den Biathlon-Festivitäten bei ARD/ZDF bestaunen lassen.

Nachfrage: Aber fieberst Du noch mit? Kannst Du ehrlich jemanden anfeuern und Dich über Siege freuen. Sicher ist es ein Faszinosum, aber dann kannst Du auch untrainierte Leute mit Dreirädern hochschicken – wird so noch epischer.

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