Radsport-Fans weiter für Live-Bilder: Kostet Tour-Ausstieg 6 Mio. € für Gebührenzahler?

by Dirk Elsner on 21. Oktober 2008

Der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung beschäftigt die verbliebenen Radsport-Fans. Radsport-News berichtet über viele Leser, die sich in E-Mails an die Redaktion oder in Beiträgen im Forum äußerten. Der Tenor der Zuschriften sei dabei eindeutig: „Der Ausstieg der öffentlich-rechtlichen TV-Sender ist falsch, die Begründung nicht nachvollziehbar und inkonsequent. “  Die gut gemachte Website Radsport-News, die sich wohl ebenfalls in seiner Existenz gefährdet sieht, schlägt eine E-Mail-Aktion an ARD und ZDF vor (Inhalt dazu unten).

Derweil wird darüber gestritten, was der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Tour-Berichterstattung kostet. Hintergrund dazu gem. DWDL:

„Die EBU, also der Zusammenschluss europäischer, vorwiegend öffentlich-rechtlicher Rundfunksender, hatte bereits im Sommer den Vertrag mit Tour-Veranstalter A.S.O. um drei Jahre verlängert. Während EBU und ZDF auf dem Standpunkt stehen, dass dies auch im Auftrag von ARD und ZDF geschehen sei, fühlt sich die ARD an den Vertrag nicht gebunden.

ZDF-Chefredakteur Brender widersprach dem gegenüber „Sport Bild Online“. Für ihn sei eindeutig, dass es einen Vertrag zwischen EBU und dem Tour-Veranstalter gebe, der auch ARD und ZDF binde. „Die Zuständigen bei den Sendern haben die EBU zur Vertragsverhandlung beauftragt und zwar schriftlich“, so Brender. Bereits im Januar habe es ein solches Schreiben gegeben. „Das kann man nachträglich nicht verleugnen.“ Ähnlich äußerte man sich auch bei der EBU.“

Laut Radsport-News muss jeder Sender für den Dreijahresvertrag der EBU mit Tour-Veranstalter ASO pro Jahr bis 2011 jeweils rund drei Millionen Euro zahlen. Die EBU hatte im Juli den neuen Vertrag mit der ASO abgeschlossen. «Das haben wir auf der Basis der Angebote getan, die unsere Mitglieder gemacht haben. Und dazu gehören auch ARD und ZDF», sagte eine EBU-Sprecherin.

Sollten die oben genannten Angaben stimmen und auch rechtlich so haltbar sein, dann wären bis 2011 jährlich 6 Mio. Euro von den deutschen Gebührenzahlern zu tragen. In anderen Medien wird allerdings von jährlich 4 Mio. für ARD und ZDF gemeinsam gesprochen. Aber auch diese Summe ist zu hoch, für ein Ereignis, das nicht übertragen wird.

Vorschlag des offenen Briefes

An den
ARD-Vorsitzenden Fritz Raff
und den
ZDF-Chefredakteur Nicolas Brender


Der Rückzug von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung von der Tour de France trifft genau diejenigen, die versucht haben, mit konsequenten Kontrollen verbotene Leistungsmanipulationen zu bekämpfen. Mit Ihrer Entscheidung bestrafen Sie den Radsport für seine Bemühungen im Anti-Dopingkampf.

Die Sport-Verbände fühlen sich bestätigt und werden genau so verfahren wie in der Vergangenheit. Sie führen die Kontrollen nur als Alibi durch. Die Formel: Keine positiven Tests = sauberer Sport. Dass diese Rechnung aufgeht, haben auch ARD und ZDF gerade bei den Olympischen Spielen vorgeführt.

Wir sind gegen Doping im Radsport und anderswo. Wir wollen konsequente Kontrollen, lückenlose Aufklärung aller Schlampereien der im Anti-Doping-Kampf beteiligten Institutionen und keine Scheinheiligkeit der darüber berichtenden Medien.

Wir fordern:

1. Live-Bilder von der Tour
2. Die Gleichbehandlung aller Sportarten in der Doping-Berichterstattung

Für einen sauberen Sport!

gez.

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Coien Oktober 21, 2008 um 12:13 Uhr

Mich persönlich stören bei Eurosport die häufigeren Unterbrechungen durch Werbung. für kompetent halte ich den Sender jedenfalls.

marcus krüger Oktober 21, 2008 um 12:00 Uhr

Ich verstehe nicht, wieso die Leute nicht einfach Eurosport gucken. Macht sich zwar blöd in den Nachrichtensendungen von ARD/ZDF darauf hinzuweisen, aber es wäre ehrlich und gehört zu den Meldungen.
A propos ehrlich: Bin mal gespannt, wann beim Biathlon die ersten Bömbchen hochgehen. Von der Berichterstattung her sind ARD/ZDF bei dieser Sportart auch mehr Jubeltransporteur als gut recherchiertes Sportfernsehen. Dort werden auch keine dringenden Fragen gestellt, wieso das Kontrollsystem viel laxer als bei den Radfahrern ist.
Und könnte bitte endlich mal Kristin Otto von ihren Erfahrungen mit Doping als Leistungssportlerin erzählen.

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