Deutsche Bank überrascht positiv mit Ergebnis. Dennoch Beteiligung am Rettungspaket?

by Dirk Elsner on 30. Oktober 2008

Heute auf der Website der Deutschen Bank

Heute auf der Website der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank hat heute Morgen ihren Zwischenbericht für das 3. Quartal veröffentlicht (hier geht es zum pdf-Dokument) und mit dem Ergebnis überrascht. Nach Angaben der Financial Times Deutschland (FTD) hat sie im letzten Quartal vor allem dank der geänderten Bilanzierungsregeln schwarze Zahlen geschrieben und weist einen Gewinn in Höhe von 93 Millionen Euro aus.  Erwartet wurde ein Verlust nach Steuern in Höhe von 519 Mio. Ohne Anwendung der geänderten Bilanzierungsregeln wären die Belastungen allerdings  900 Mio. € höher ausgefallen, heißt es.

Ob die Deutsche Bank das Rettungspaket dennoch annehmen könnte ist für mich weiterhin offen. In meinem Beitrag am Dienstag hatte ich diese Vermutung mit Blick auf die Lage der Bank geäußert und sehe mich heute aus drei Gründen eher bestärkt:

  1. Dr. Ackermann selbst spricht im Zwischenbericht von schwierigen Geschäftsaussichten und weiterhin „extrem schwierigen“ Verhältnissen an den Aktien- und Kreditmärkten.
  2. Finanzminister Peer Steinbrück deutete in einem Interview mit der FTD an, dass in den nächsten vier bis fünf Tagen es eine ganze Reihe von Instituten geben werde, die die Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Darunter seien auch Banken, die sich zuvor anders öffentlich geäußert hätten. Nach meinem Kenntnisstand hatten sich bisher nur die Postbank und die Deutsche Bank öffentlich gegen die Inanspruchnahme ausgesprochen.
  3. Die Vorabschätzung für den Verlust nach Steuern betrugt 519 Mio. € Verlust ohne Berücksichtigung der bilanziellen Entlastung. Da diese 900 Mio. € betragen sollen, hätte die Bank ein negativer als erwartet ausgewiesenes Ergebnis.

Wenn man also spitz die Äußerungen von Steinbrück interpretiert, der von Banken und nicht Bank spricht, dann melden sich mindestens zwei Institute, die dies vorher nicht wollten. Da sich nach meinen Informationen bisher nur zwei Institute gegen das Paket ausgesprochen haben, könnte damit also die Postbank und die Deutsche Bank gemeint sein. Für mich käme das nicht überraschend, weil ich die Vermutung nun schon seit fast zwei Wochen hier geäußert habe.

In seinen eigenen Ausführungen zu Beginn des Berichts wiederholt Ackermann nicht mehr die Ablehnung der Regierungsunterstützung. Er begrüße die abgestimmten Maßnahmen von Regierungen und internationalen Organisationen zur Stabilisierung des Finanzsystems und werde sie weiter unterstützen.

Die Deutsche Bank selbst sieht sich aber gut ausgestattet mit Kapital. Im Quartalsbericht heißt es dazu:

„Die Deutsche Bank hat ihre solide Kapitalposition und stabile Finanzierungsbasis weiter gestärkt. Wir halten dies bei derartig extrem angespannten Märkten wie gegenwärtig für unerlässlich. Die Tier-1 Kapitalquote betrug zum Ende des dritten Quartals 10,3 % gegenüber 9,3 % zum Ende des zweiten Quartals.“

Das Tier-1-Kapital ist das strategisch wichtige Kernkapital der Bank. Es ist das Kapital mit der höchsten Haftungsqualität und setzt sich im Wesentlichen aus dem bilanziellen Eigenkapital zusammen. Das Kernkapital muss dem Kreditinstitut uneingeschränkt und sogleich für die Risiko- und Verlustdeckung zur Verfügung stehen, sobald sich die betreffenden Risiken oder Verluste ergeben. Je höher die Quote ausfällt, als desto sicherer kann die Bank angesehen werden.

Es bleibt jedoch weiterhin ohne Detailanalyse schwierig zu beurteilen, ob die Deutsche Bank einen zusätzlichen Kapitalbedarf hat. Sie will zunächst die Dividende kürzen, was den Aktionäre sicher nicht schmeckt, sie aber kaum überraschen dürfte.

Man muss jetzt sehen, wie sich die Risikoprämien der Deutschen Bank in den nächsten Tagen entwickeln. Bleiben die Credit Spreads auf dem hohen Niveau, dann ist dies ein Zeichen des Marktes, dass er die Eigenkapitalausstattung als nicht ausreichend ansieht. Für diesen Fall bleibe ich bei meiner Auffassung, dass eine Teilnahme am Rettungspaket für die Aktionäre günstiger wäre als die Aufnahme neuen Eigenkapitals durch eine Kapitalerhöhung. Bei den aktuellen Kursen ist dieser Weg nämlich vergleichsweise teuer.

Die Aktie der Deutschen Bank legte bereits vorbörslich deutlich zu. Um 9:13 Uhr lag der Xetra-Kurs bei 25,89 und damit um 4,4% höher als am Vortag.

Weitere Kommentare zum Quartalsbericht

Handelsblatt: Kein Wunder bei der Deutschen Bank

FTD: Bilanzkniff hilft Deutscher Bank

FAZ: Nur Bilanzregeln retten Deutsche Bank vor Verlust

Steigt auch Ackermann ins Rettungsboot?

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