Ist die Deutsche Bank nächster Anwärter auf das Rettungspaket?

by Dirk Elsner on 28. Oktober 2008

Solche gewagten Spekulationen kann es wahrscheinlich nur in Blogs geben. Dennoch halte ich die Inanspruchnahme des Rettungspaketes durch die Deutsche Bank trotz der Äußerungen in der vorvergangenen Woche von Herrn Ackermann nicht mehr für ausgeschlossen. Ursache sind dabei für mich nicht die heutigen Berichte über Fehlspekulationen, die bei der Deutschen Bank zu 300 Mio. € Verlust im Derivategeschäft geführt haben sollen. Vielmehr stütze ich bei meiner These auf folgende Punkte:

Anhaltende Spannungen bei Risikoprämien

Vielmehr schaue ich auf den aktuellen Stand der Prämien, die für Kredite an die Deutsche Bank gezahlt werden müssen. Auch wenn ich heute den täglichen Bericht über die Credit Spreads (siehe Hintergrund unten) aus Zeitgründen ausfallen lassen muss, reicht ein Blick auf die Prämie der Deutschen Bank, um festzustellen, dass sich die Prämie auch gestern wieder erhöht hat, nämlich auf 158 Punkte (+1%). Dies klingt zwar marginal, vergleicht man diesen Wert jedoch mit dem Wert vor 14 Tagen (71,11 Punkte), dann errechnet sich daraus eine Steigerung von 137%.

Mit dieser Prämie ist die Deutsche Bank außerdem das schlechteste deutsche Institut des privaten Banksektors.

Zweifel an der Kapitalausstattung

Daneben bestehen weiterhin Zweifel an der Kapitalausstattung der Bank. Nach einem Bericht in Capital, sei im vergangenen Krisenjahr die Bilanzsumme des Instituts, also das gesamte Geschäftsvolumen, dramatisch gestiegen, ohne dass ihr Eigenkapital-Puffer entsprechend erhöht wurde. Das Institut bewegt dadurch wesentlich mehr Masse, der aber nahezu gleich bleibend viel Eigenkapital als Sicherheit gegenübersteht. Diese Relation vom Eigenkapital zur Bilanzsumme lag zuletzt bei mageren 1,6 Prozent. Damit lande die Deutsche Bank bei einem  Bilanzvergleich unter den 50 führenden Banken der Welt (pdf-Tabelle) im Schlussfeld. Die als gesund geltende britische Großbank HSBC kommt bei der Verhältniszahl, die den Sicherheitspuffer der Bank ausdrückt, auf fast fünf Prozent und die Bank of America sogar auf mehr als acht Prozent.

Erwartete Verluste für das 3. Quartal

Am kommenden Donnerstag wird die Bank ihren Quartalsabschluss vorstellen und voraussichtlich rote Zahlen ausweisen. Erwartet wird ein Verlust nach Steuern in Höhe von 519 Mio. Euro nach einem Gewinn im Vorquartal von 649 Mio. Euro. Die Prognose ist allerdings aufgrund der Finanzkrise und Lockerungen für die Bilanzierungsregelungen noch mit großer Unsicherheit behaftet.

Ackermanns Zwickmühle

Es ist schwierig für Außenstehende zu beurteilen, ob die Deutsche Bank nach den oben genannten Angaben tatsächlich einen zusätzlichen Kapitalbedarf hat. Wenn sie ihn hat, wird die Frage sein, wer bereit ist, entsprechende Einlagen zu leisten. Als börsennotiertes Institut ist die Deutsche Bank sicher weiterhin in der Lage, sich das Geld über den Kapitalmarkt zu beschaffen. Bei den aktuellen Kursen ist dieser Weg allerdings vergleichsweise teuer.

Für die Aktionäre könnte daher eine Inanspruchnahme aus dem Maßnahmenpaket der Bundesregierung durchaus sinnvoll sein. Diesen Weg hat sich Joseph Ackermann allerdings selbst verbaut und sich damit in eine Zwickmühle befördert, aus der die Deutsche Bank nur rauskommt, wenn Her Ackermann seinen Hut nimmt.

Hintergrund Credit Spreads Daten

Die Credit Spreads auf Basis von Credit Default Swaps werden als ein Fieberthermometer für die Finanzkrise angesehen. Ein Rückgang der Spreads signalisiert ein geringeres Ausfallrisiko der Institute. Der Deutsche Derivate Verband veröffentlicht seit einiger Zeit täglich eine aktuelle mit den Credit Spreads von nationalen und internationalen Banken. Die Aufstellung enthält insgesamt nur 33 Institute. Es fehlen viele große Adressen, so dass eine umfassende Aussage zur Entspannung auf Basis dieser Information mit Vorsicht zu genießen ist. Der Deutsche Derivate Verband hat die Quellen und die Aktualität soweit wie möglich angegeben. Überprüfen kann ich das mit meinen Mitteln leider nicht. Ich wünsche mir daher weiter eine Quelle, die unabhängig und regelmäßig die aktuellen Spreads auf umfassender Basis veröffentlicht.

Die stärkste Erhöhung weist diesmal HSBC Trinkaus auf mit +27,59% auf 85,04 Punkte. Den zweitstärksten Zuwachs erzielte die Deutsche Bank mit 22,18% auf jetzt 156,73 Punkte. Die Prämien der Deutschen Bank sind damit innerhalb von 10 Tagen um über 100% gestiegen, was nicht unbedingt großes Vertrauen in das Institut ausdrückt. Von den deutschen Banken weist die Deutsche Bank jetzt nach der HSH-Nordbank die höchste Risikoprämien auf.

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